Von Gisela Rudolph
Das Gras ist meist nirgendwo grüner, und die schöne neue Welt oft weder so schön noch so neu. Bittere Erfahrungen, die Rusalka in Antonín Dovřáks gleichnamiger Oper machen muss. Bei der Premiere im Düsseldorfer Rheinopernhaus gab es Bravosturm für Rollen- und Hausdebütantin Nicole Chevalier und alle Akteure inklusive Orchester und Dirigent Harry Ogg, deutliche Buhrufe hingegen für Regisseur Vasily Barkhatov.
Seine Rusalka nämlich ist nicht die im Libretto nach Märchenmotiven vorgesehene Nixe, sondern Schülerin eines Klosters, in dem es nicht gerade zimperlich zugeht. Kein Wunder, dass Rusalka vor der Fuchtel des Oberpriesters, Wassermann genannt (Luke Stoker), und der Oberin Ježibaba (Anna Harvey) ausbüxen will in die Welt außerhalb der hohen Mauern (Bühne: Christian Schmidt).
Glatt trifft sie auf ihren vermeintlichen Prinzen (Giorgi Sturua), der ganz zeitgemäß auf dem Motorrad statt in der Kutsche daherkommt und sie statt in sein Schloss in eine Bar entführt. Dort wird ziemlich provinziell Karneval gefeiert inklusive Quickie auf der Toilette, die außerdem auch als Umkleide fürs Karnevalskostüm dient. Alles gut einsehbar vom Zuschauersaal durch die reibungslos funktionierende Drehbühne.
Das kann es doch wohl nicht sein, denkt Rusalka und will ins Kloster zurück, zumal die Liebe des Prinzen eher zum Trauma als zum wahr gewordenen Traum geworden ist. Zurück in der Bar gibt sie dem Prinzen nicht den todbringenden Kuss, sondern versucht das Problem zu erklären, um den Prinzen eines Besseren zu belehren. Und wieder zeigt sich, dass Endlosdiskussionen ebenso wenig zielführend sind, wie ein verzauberter Kuss.
Dovřák als Meister der schönen Melodienführung mit temperamentvoller Rhythmisierung kommt auch in seiner einzigen Oper zur Geltung, was Dirigent Harry Ogg mit den Düsseldorfer Symphonikern auch adäquat zelebriert. Nicole Chevalier weiß ihrer Rusalka nicht nur strahlende Spitzentöne zu geben, sondern lässt ihre Stimme auch gurren, was gut zum Namen Rusalka, der Nixe bedeutet, passt. Giorgi Sturua stattet den Prinzen mit Stentortönen in der Höhe aus, was wohl den Weg zum Wagnerfach markieren soll. Damit lässt er sich hoffentlich noch gebührend Zeit.
Einen satten Mezzo mit sicherer Höhe und Tiefe zeigt wieder mal Anna Harvey als Ježibaba. Schon ihretwegen lohnt es sich, diese Produktion anzusehen. (Karten und Termine unter Startseite | Deutsche Oper am Rhein