Bellinis Oper „La sonnambula“ im Stream: Ab Freitag, 21. April 2023, ist die aktuelle Inszenierung für sechs Monate kostenlos über OperaVision abrufbar

April 19, 2023

Szene aus Bellinis „La sonnambula“ mit Heidi Elisabeth Meier (Lisa), Bogdan Taloș (Graf Rodolfo) und dem Chor Deutschen Oper am Rhein). FOTO: Monika Rittershaus

Die Deutsche Oper am Rhein macht ein neues Streaming-Angebot: Ab Freitag, 21. April, 19.00 Uhr, ist Vincenzo Bellinis Oper „La sonnambula“ für sechs Monate in voller Länge kostenfrei über die Online-Plattform wwww.operavision.eu abrufbar. Inszeniert von Johannes Erath und musikalisch geleitet vom Belcanto-Spezialisten und ersten Gastdirigenten der Deutschen Oper am Rhein, Antonino Fogliani, hatte die Oper am 26. Februar 2023 im Opernhaus Düsseldorf Premiere. Die Online-Premiere am Freitagabend wird von einem Live-Chat mit Chefdramaturgin Anna Melcher begleitet. Einblick in die Produktion gibt auch das umfangreiche Bonus-Material mit vier Trailern, in denen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen.

In „La sonnambula“ bringt Bellini das Nachtwandeln als beliebtes Motiv der Romantik in zart schwebenden Koloraturen zum Leuchten: In der scheinbaren Idylle hoch in den Schweizer Alpen bereitet sich eine abgeschiedene Dorfgesellschaft auf die nächste Hochzeit vor. Diesmal soll Amina die Glückliche sein. Der Bräutigam Elvino wendet sich jedoch bald wieder seiner ehemaligen Frau zu, denn Amina schläft im Bett eines Fremden, der gerade eingetroffen ist. Graf Rodolfo, Sohn des ehemaligen Gutsherrn und inkognito unterwegs, kann die Dorfbewohner weder von seiner noch von Aminas Unschuld überzeugen, bis sie erneut schlafwandelt und der gemeinsame Glaube an das Übernatürliche auf die Probe gestellt wird. [Read more]

Liebe – ein seltsames Spiel

März 6, 2023

Von Gisela Rudolph

Herz-Schmerz mit Beinahe-Tragödie, garniert mit Varieté-Flitter bis zum Happy End zeigt die Düsseldorfer Rheinoper in der neuen Premiere „La Sonnambula“ von Vincenzo Bellini in der Inszenierung von Johannes Erath – die Liebe als seltsames Spiel.

Elvino (Edgardo Rocha) hat einen Schlag bei Frauen! Neben seiner Braut Amina (Stacey Alleaume) ist nämlich auch Lisa (Heidi Elisabeth Meier) hinter dem wohlsituierten jungen Herrn her. Das mag an der Lage des Dörfchens liegen, das von der Außenwelt abgeschlossen in den Alpen liegt. So gibt es nicht viel Auswahl und Zerstreuung, auch die Bewohner nehmen jede Gelegenheit wahr, die Feste zu feiern, wie sie fallen – ob bevorstehende Hochzeit von Amina und Elvino oder die Rückkehr des Grafen Rodolfo (Bogdan Taloş). Welch Skandal aber, als Lisa ihre Gegenspielerin Amina im Bett des Grafen findet. Dass sie dorthin im Schlaf gewandelt ist, also nichts davon weiß, glaubt ihr die aufgebrachte Dorfgemeinschaft nicht.

Regisseur Johannes Erath lässt Amina, wie im Balance-Akt, auf der Bühnenbild-Galerie ihre große Schlussarie singen. Ihr Liebesbekenntnis zu Elvino fruchtet, und er nimmt sie schließlich doch. Wäre da nicht gleichzeitig die schlafende Double-Amina auf dem Bühnenboden. Sollte eventuell alles nur der Traum einer Schlafwandlerin sein? Und wird es vielleicht ein böses Erwachen geben?Doch die Oper ist nicht nur melodramatisch im Wortsinn, sondern gilt auch als „semiseria“, also halbernst. So ist Raum für den versöhnlichen Schluss, wenn auch mit Bedenken.

 

Feuriger Macho und Latin Lover

 

Dirigent Antonino Fogliani verbindet mit den fabelhaften Düsseldorfer Symphonikern feinsinnig Melodienseligkeit mit dramatischen Akzenten als Schöngesang auch bei den atemberaubenden Verzierungen. Stacey Alleaume, die erst vor etwa drei Monaten die Partie gelernt haben soll, bringt von höchsten Höhen bis in erstaunliche Tiefen Befindlichkeit und Seelenlage der Amina von Zwitscher- und Stakkatotönen bis hin zu lyrischem Mittellage-Timbre bewundernswert über die Rampe. Gleiches gilt für Edgardo Rocha, der Elvino vom feurigen Macho bis zum Latin Lover charakterisiert. Da passt auch das weiße Timbre seines Tenors, unforciert bis in unvorstellbare Höhen.  Bogdan Taloş ist ein nobler Graf Rodolfo mit sattem Bass-Bariton, dessen lyrische Tongebung an Verdis Bariton-Partien aus „Don Carlos“ und „La Traviata“ erinnert. Heidi Elisabeth Meier singt ihre Lisa so inbrünstig und treffsicher bis in die hohen Lagen, dass manche Zuschauer ihr auch die Titelpartie zugetraut hätten. Und natürlich der Rheinopern-Chor (Einstudierung: Patrick Francis Chestnut). Nahezu in jeder Szene  Solisten und Handlung kommentierend, hat er mal wieder ein Forum, seine Stimmschönheit, Musikalität und schauspielerische, tänzerische  Begabung zu zeigen.

Denn Regisseur Erath inszeniert die „Sonnambula“ sinnfällig nicht nur auf mehreren Ebenen (Bühne: Bernhard Hammer), sondern  gibt der Dorfgesellschaft Gelegenheit, sich von recht  unbürgerlicher Seite im Varietékostüm zu zeigen (Kostüme: Jorge Jara). Ein Schuss Ironie für die Herz-Schmerz-Story?

Dem Publikum gefiel’s. Bravorufe und Jubel für alle Beteiligten inklusive Johannes Erath und seinem Regieteam.

Also Karten sichern für die weiteren Vorstellungen im März (www.operamrhein.de)

Die Nachtwandlerin – erstmalig in Düsseldorf auf der Bühne

Januar 18, 2023

Erstmalig in Düsseldorf: „La sonnambula“ – die Nachtwandlerin. Foto: Daniel Senzek

Am Sonntag, 26. Februar 2023, um 18.30 Uhr, kommt Vincenzo Bellinis „La sonnambula“ – die Nachtwandlerin – im Opernhaus Düsseldorf auf die Bühne, und das zum ersten Mal in der langen Aufführungs­geschichte der Deutschen Oper am Rhein. Antonino Fogliani hat die musikalische Leitung, szenisch erforscht Johannes Erath das scheinbare Idyll mitten in den Schweizer Alpen, wo sich eine abgeschiedene Dorfgesell­schaft auf die nächste Hochzeit vorbereitet.

Amina soll diesmal die Glückliche sein, der Bräuti­gam Elvino. Doch der wendet sich schnell wieder seiner Ehemaligen zu, denn: Die Braut schlafwandelt in das Bett eines soeben angekom­menen Fremden. Dem Grafen Rodolfo, Sohn des ehemaligen Grundherrn und inkognito unterwegs, glauben die Dörfler die Unschuldsbeteuerungen allerdings ebenso wenig wie Amina, bis diese erneut nachtwandelt und der kollektive Gespensterglaube auf eine hartnäckige Probe gestellt wird.

 

Surreale Moment zwischen Idyll und Absturzkante

 

Das Motiv des Schlafwandelns hat bei Bellini eine utopische Kraft. Zwischen schönsten Koloraturen und schwelgerischen Melodien beschreibt es einen Eskapismus, der die Sehnsucht nach Freiheit und Aufbruch schmerzlich deutlich macht. Dieser Spur folgt Johannes Erath, der für seine poetisch-feinsinnigen Arbeiten erst kürzlich an den Opern Köln („Les troyens“ von Hector Berlioz) und Frankfurt („Die Meister­singer von Nürnberg“ von Richard Wagner) gefeiert wurde und sich im September 2020 mit „Vissi d’arte“, seiner berüh­renden Liebeserklärung an die Oper, dem Düsseldorfer Publikum vorstellte. Im Team mit Bernhard Hammer (Bühne), Jorge Jara (Kostüme), Nicol Hungsberg (Lichtdesign) und Bibi Abel (Video) leuchtet er surreale Momente zwischen Idyll und Absturzkante aus: Wer schläft hier eigentlich – und wer ist wach? 

Als Amina debütiert die australisch-mauritianische Sopranistin Stacey Alleaume, die u.a. als Gilda („Rigoletto“) bei den Bregenzer Festspielen 2019 und 2021 sehr erfolgreich war. An ihrer Seite singen Edgardo Rocha (Elvino), Bogdan Taloș (Graf Rodolfo), Heidi-Elisabeth Meier (Lisa), Katarzyna Kuncio (Teresa), Valentin Ruckebier (Alessio) und der Chor der Deutschen Oper am Rhein. Die Düsseldorfer Sympho­niker spielen unter der Leitung von Antonino Fogliani.