In Düsseldorf haben wir mit Dorothée Schneider eine Stadtkämmerin, deren Aufgabe es ist, die Ausgaben zu kontrollieren und das Geld beisammen zu halten. Gestern hat sie nun ihren wichtigsten Auftritt des Jahres gehabt – sie hat den „Controllingbericht zur haushalts- und personalwirtschaftlichen Lage“ – so heißt das – vorgestellt. Die Stunde der Wahrheit.
Ergebnis: Wir haben ein dickes Loch in der Kasse. Nach ihrer Prognose wird die Landeshauptstadt Düsseldorf zum Jahresende rote Zahlen schreiben – ein Minus von 357 Millionen Euro!
Geplant war eine um 167,1 Millionen Euro geringere Verschuldung. Hat nicht so geklappt. Die Gründe: weniger Gewerbesteuer (150,0 Millionen Euro) und Mindereinnahmen bei Grundstücksgeschäften (42,4 Millionen Euro).
Zum Berichtsstichtag 30. September kommen Liquiditätskredite von insgesamt 264,0 Millionen Euro dazu, außerdem Investitions- und Förderkredite In Höhe von 896,3 Millionen Euro.
Pro-Kopf-Verschuldung über 10.000 Euro
Das klingt nach viel und ist auch viel, aber: Düsseldorf steht mit rund 3.266 € Verschuldung pro Einwohner im NRW-Vergleich recht gut da. Zum Vergleich: Spitzenreiter in NRW sind Mülheim a.d. Ruhr und Oberhausen – mit einer Verschuldung von mehr als 10.000 Euro pro Kopf.
Was mir bei diesen Zahlen trotzdem sofort in den Sinn kommt, ist der geplante Neubau unserer Oper. Ein Prestigeprojekt, das dem vergleichsweise kleinen Kreis der Opernfreunde gewiss großartige Erlebnisse bescheren und wohl auch die touristisch relevante Strahlkraft Düsseldorfs verstärken würde.

Nur: Wie wollen wir das bezahlen? Die Oper sollte mal, das war 2021, etwa 715 Millionen Euro kosten.
In wenigen Wochen schreiben wir das Jahr 2026. Mit den Jahren stiegen Kosten und Wünsche wuchsen. Jetzt soll die Oper nach einem Entwurf des norwegischen Architekturbüros Snohetta, von dem auch die gezeigten Entwürfe stammen, mehr sein als eine Oper. Unter dem Dach des neuen Opernhauses am Wehrhahn sollen auch die Clara-Schumann-Musikschule und eine Musikbibliothek Platz finden. Die Kosten, es ist vom „Kostenziel“ die Rede, sollen nun eine satte Milliarde Euro betragen. Meine Prognose: Das wird nicht reichen.
Ich bin von dem Entwurf der Norweger begeistert. Diese Oper strahlt nach außen und leuchtet innen, ein ganz großer Wurf! Die Norweger haben auch bereits bewiesen, dass sie „Oper können“ – mit der Oper in Oslo.
Lausig ausgeführte Reparaturarbeiten
Nur: Können wir uns dieses wunderbare Projekt überhaupt erlauben? Als Autofahrer erlebe ich täglich den grottigen Zustand unserer Straßen: viele Schlaglöcher und lausig ausgeführte Reparaturarbeiten überall! Die Qualität der ausgeführten Arbeiten scheint hier niemand so recht zu überwachen. Ich bin aus familiären Gründen öfter in Schmallenberg, wo die Winter härter sind und auch Frostaufbrüche eine Rolle spielen, aber die Straßen dort sind deutlich gepflegter. Letztes Jahr war ich in Almaty, der alten Hauptstadt Kasachstans – auf die Straßen dort darf Düsseldorf neidisch sein.

Wenn ich Prioritäten setzen müsste, fielen mir nicht nur die reparaturbedürftigen Straßen ein. Ich würde mich außer der Infrastruktur (die Brücken nicht zu vergessen) besonders auf Wohnraum und Energieversorgung konzentrieren, das sind Pfeiler, die nicht nur die Lebensqualität sichern, sondern auch wirtschaftliche und soziale Stabilität bieten. Ist das nicht langfristig wirkungsvoller als ein gewaltiges Prestigeprojekt? Fakt ist, und gewiss ahnt das nicht nur Kämmerin Dorothee Schneider, sondern auch OB Dr. Stephan Keller: Die Gewerbeeinnahmen werden weiter zurückgehen, die Zahl der unterzubringenden Migranten wohl nicht. Die SPD in der Regierung, namentlich Bärbel Bas, will jetzt ja noch die Arbeitgeber bekämpfen! Als wären extreme Steuern, die höchsten Energiepreise und Wildwuchs-Bürokratie nicht schon schlimm genug für die Wirtschaft.
Vieles kann man ja mit Kreativität lösen. Man könnte zum Beispiel die Gewerbesteuer massiv senken, unser Nachbarstädtchen Monheim war damit sehr erfolgreich und hat zahlreiche Investoren angelockt.
Ich wünsche mir die Oper, aber ohne finanzielle Klimmzüge und Einfallsreichtum wird das nichts.
