Der Jürgensplatz ist umbenannt: Der Platz am Polizeipräsidium wird jetzt gesäumt von der „Edith-Fürst-Straße“ und der Straße „Am Polizeipräsidium.
Am 1. Juli 1894 wurde #Edith_Fürst in Düsseldorf geboren. Ihr Vater Isidor Michalowski stammte aus Ostpreußen, ihre Mutter Adele aus Westfalen. Edith hatte noch zwei Geschwister. Edith heiratete 1913 Dr. Jakob Braunschweig. Ihr Sohn Theodor kam 1914 zur Welt. 1917 ließ sie sich scheiden. 1921 heiratete sie den Kaufmann Oskar Fürst. Ihr Sohn wurde von Oskar Fürst 1922 adoptiert.
Edith Fürst arbeitete im Textil-Kaufhaus Eduard Linz & Co in Düsseldorf. Die Firma hatte ihr Vater gegründet. Ihr Mann wurde Teilhaber der Firma und führte sie mit Edith zusammen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden sie als Juden diskriminiert. Ihrem Mann setzte die Verfolgung so sehr zu, dass er 1936 Selbstmord beging. Nach dem Tod ihres Vaters 1937 plante Edith Fürst, Deutschland zu verlassen. Sie wollte zu ihrem Sohn, der seit 1934 in Palästina war. Doch die Vorbereitungen zogen sich in die Länge. So erlitt Edith Fürst noch die Pogromnacht 1938 in Düsseldorf. Ihre Wohnung wurde stark demoliert.
Edith Fürst verließ Nazideutschland im November 1939. Ihre Flucht ging als „Kladovo-Transport“ in die Geschichte ein. Start für den illegalen Transport mit 822 Personen war Wien. Mit dem Zug ging es nach Bratislava (Preßburg). Dann mit einem Donaudampfer nach Budapest. Dort wurde die Gruppe auf drei Schiffe aufgeteilt. Sie gelangten bis an die rumänische Grenze. Dort stoppte der Transport. Die genauen Gründe dafür sind unklar. Die Schiffe wurden zurückgeschickt nach Kladovo. Dort steckten sie dann fest, da die Donau zugefroren war. In Kladovo hofften die Auswanderer vergeblich auf eine Weiterfahrt. Dazu kam es nicht. Am 17. September 1940 wurde die Gruppe wieder 300 Kilometer stromaufwärts zum Ort Sabac an der Save gebracht. Hier kamen sie in ein Massenquartier. Seit April 1941 befand sich die Deutsche Wehrmacht im Land. Die deutschen Machthaber ließen die jüdischen Flüchtlinge im Juli 1941 in das KZ Sabac überführen. Im Januar 1942 wurde Edith Fürst mit anderen Frauen in das KZ Sajmiste bei Belgrad gebracht und im Frühjahr 1942 ermordet.
Warum nicht mehr Jürgensplatz? Franz Jürgens war ein Oberstleutnant der Schutzpolizei, der zwar bei der Übergabe der Stadt Düsseldorf an die Alliierten eine positive Rolle gespielt hatte, aber zuvor an Deportationen beteiligt war. Der Rat hatte deshalb letztes Jahr die Umbenennung entschieden.
Hinweis: Dies ist ein Update. Wegen einer Namensgleichheit und hoher Plausibilität war zuvor hier auf eine Edith Fürst verwiesen worden, die meines Erachtens eine „eigene Straße“ absolut verdient hätte.
