Die beste Werbung im Düsseldorfer Kommunalwahlkampf haben die Grünen. Die Kampagne ist überzeugend und spricht dadurch an, dass die OB-Kandidatin Clara Gerlach so kompromisslos in den Mittelpunkt gestellt wird.
„Ja Clara“, das klingt wie ja klar. „Dein Viertel ist Chefinsache“, auch ein Spruch, den man sich merkt.
Aber ich kann Clara für diese Kampagne, die sich auch online sehr gut fortsetzt, leider nicht mit meinem Kreuz belohnen. Denn Clara spricht beim Wohnungsbau von Spekulanten und das ist nun mal typisch linksgrün. Wer Wohnungen baut, will Geld verdienen, wie jemand der Kartoffeln anbaut, Maschinen herstellt oder IT-Programme verkauft. Die meisten Wohnungsbesitzer sind ohnehin Privatleute, die mit einer ziemlich miesen Rendite, die bei drei bis vier Prozent liegt, belohnt werden.
Ein Wohnungsbaukonzern wie Vonovia ist gezwungen, marktgerechte Preise zu machen und jeder der in Düsseldorf bauen will, so mein Kenntnisstand, wird dazu verdonnert, einen Teil der Wohnungen preisreduziert anzubieten. Also, Clara: Keine Stimme!
An Fabian Zachel, dem SPD-Kandidaten, gefällt mir sein forsches Auftreten: „Neuer Oberbürgermeister, neuer Mut“, das klingt gut. Wer Macher sein will, darf auch Muskeln zeigen. Auch sein Selbstbewusstsein: „Wenn es in die Stichwahl geht, gewinn ich das Ding“, gefällt mir. Seine Kampagne ist für mich die zweitbeste.
Aber Zachel denkt über Wohnungsbau genauso wie Gerlach und er hat etwas vor, das ihn für mich absolut unwählbar macht, er will aus der Kö eine Fahrrad- und Fußgängerstraße machen. Geht mit mir gar nicht. Damit unwählbar.
Die FDP versagt bei der Werbung völlig, von den Plakataussagen bleibt nichts hängen. Der Slogan „Düsseldorf auf die Eins“ ist emotional nicht ansprechend, „Politik ohne Stillstand“ ist schlichtweg eine Nullaussage. OB-Kandidat Ulf Montanus wird nicht konsequent herausgestellt. Ein Plakat ist mir positiv aufgefallen, auf dem es sinngemäß heißt: Sicherheit und Sauberkeit seien kein Luxus. Der Online-Auftritt der FDP ist eine „Bleiwüste“, die Kampagne wird online nicht fortgesetzt, was aber auch nicht weiter helfen würde. Das Wahlprogramm, wie es online veröffentlicht ist, gefällt.
Die CDU, obwohl mit der Zahl der Plakate nach meiner Wahrnehmung führend, hat eine first class Wischi-Waschi-Werbung. Da bleibt nichts hängen. „Damit Düsseldorf morgen noch atmen kann“, ist mir erinnerlich. Bei so einem Spruch bekomme ich ja gleich einen Hustenanfall. Ein weiteres Plakat beschwört das Miteinander von Jung und Alt, wenn ich mich recht erinnere. Sonst blieb bei mir nichts hängen. Okay, ich denke, Dr. Stephan Keller könnte das Rennen trotzdem machen. Auch wenn er seine letzten Wahlversprechen, jede Menge Bäume zu pflanzen nur bedingt und das der Einführung intelligenter Verkehrssteuerung überhaupt nicht gehalten hat. Und, wie hier erwähnt, für mich ist er leider ein recht phantasieloser OB, der mit der wahrnehmbaren Zielsetzung für diese Stadt so blass bleibt wie die Kampagne.
Ich könnte mir denken, dass es eine Stichwahl gibt. Vielleicht jedoch eher zwischen Keller und Gerlach als zwischen dem jetzigen OB und Zachel.
Für wen ich stimme? Sicher nicht für SPD und Grüne. Wo ich meine Kreuze setze, entscheide ich wohl erst in der Wahlurne.