Von Gisela Rudolph
Quietschbunt und queer. Bei der Premiere von „Prima la Mamma“, nach Duisburg jetzt im Düsseldorfer Rheinopern-Haus, wurde vor dem Originaltitel „Viva la Mamma“ nicht halt gemacht. Ein ironisches Hohelied auf die Mutter hatte Gaetano Donizetti mit seiner komischen Oper über die Sitten, und vor allem die Unsitten des Theaters 1831 auf die Bretter de Teatro Lirico Canobiana in Mailand gebracht.
Um die 70 Opern hat der Komponist in seinem nur knapp 51 Jahre zählenden Leben geschrieben und war so nicht nur zum Belcanto-Spezialisten, sondern auch zum versierten Theaterkenner geworden. Modern und heutig mutet Donizettis Stück an, das Regisseur Daniel Kramer mit grobem Pinselstrich noch einmal überzeichnete. Das Publikum der Düsseldorfer Premiere jedenfalls quittierte Kramers beherzten Griff in die Klamauk-Kiste beim Schlussbeifall mit deutlichen Buhrufen.
Da werden der „Mamma“ (David Stout) Pappmaché-Ballonbrüste umgeschnallt, da stöckeln Männlein und Weiblein auf Pailletten-Plateauhighheels, da gibt’s überdimensionale Perücken, Glitter- und Glitzerfummel und auch muskelgestählte Pappbodys mit Riesen-Penissen. Kostümbildnerin Shalva Nikvashvili konnte sich also richtig austoben, ebenso wie ihr Bühnenbildner-Kollege Justin Nardella mit einer Kulisse aus schreiendem Gelb, Blau, Grün, Pink. Ob deren manchmal Guckkasten-artige Anordnung die akustische Dämpfung der Solistenstimmen zu verantworten hatte?
Für den optischen Klamauk ist die Inszenierung eines damals populären Klassiker-Schinkens verantwortlich. Intrigen, Machtkämpfe, Eitelkeiten – ein großes Theater halt läßt auf der Provinzbühne schließlich die Aufführung platzen. Das Publikum bleibt fern, die ersehnten Sponsoren ebenfalls. Nix mit Happy End also und die Künstler ziehen deprimiert ihre Kostüme aus.
Möge das kein Wink mit dem Zaunpfahl für die Rheinoper sein. Doch das ausgezeichnete Ensemble – allen voran Elena Sancho Pereg als Diva und David Stout als Mamma Agata – lassen mit Spielfreude und viel Belcanto-Gesangskunst mehr als nur hoffen. Nicht zu vergessen der wunderbare Herrenchor (Einstudierung: Patrick Francis Chestnut) und natürlich die Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Hendrik Vestmann. Ihnen allen gelang es, Donizettis Belcanto-Kunst und Melodienreigen über die Rampe in den Saal zu tragen.
Termine ud Infos: www.operamrhein.de