Im Wahlkampf ist der Wortbruch zumeist vorprogrammiert. Das haben wir bei den Bundestagswahlen mit Friedrich Merz erlebt und das erleben wir auch bei diesen Kommunalwahlen.
Gucken wir mal eben zurück ins Jahr 2020. OB-Kandidat Dr. Stephan Keller versprach damals, die Umweltspuren abzuschaffen und intelligente Ampelschaltungen einzuführen. Auf meiner Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt am Sonntag, weit nach 23 Uhr – kaum ein Auto auf der Straße – meckerte der betagte Fahrer über jede rote Ampel. Er wohne irgendwo in oder bei Meerbusch, ich erinnere mich nicht genau, und dort gebe es intelligente Ampeln, die auf Grün schalten, wenn man sich nähert und kein Querverkehr droht.
In Düsseldorf: Fehlanzeige, rote statt grüner Welle. Ich habe Stephan Keller damals mit dem Einsatz vieler Stunden im Wahlkampf unterstützt und in den Social Media für ihn geworben, ihn gegen Sozis im Netz verteidigt. Für mich waren zwei Themenbereiche bedeutsam: Der Verkehr sollte flüssiger laufen, mit eben diesen intelligenten Ampeln. Keller versprach ein staufreies Düsseldorf und ein vernünftiges Miteinander der Verkehrsteilnehmer.
Schandfleck Friedrichstraße
Was erleben wir stattdessen: Autofahrer werden gepiesackt, wo es nur geht. Parkgebühren rauf, immer weniger Parkplätze, immer mehr Knöllchenverteiler, katastrophale Baustellenplanung, der Schandfleck Friedrichstraße, Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen wie der Merowingerstraße und der Luegallee… Ich will keine aufgezwungene „Verkehrswende“, mir reicht schon die bundesweite Energiewende, die Hunderte Milliarden Volksvermögen vernichtet. Ich gehöre auch zu den schrecklichen Vätern, die ihre Kinder zur Schule fahren: Elterntaxi – bäh!
Zweites großes Thema für Keller waren Bäume, Bäume, Bäume. Düsseldorf sollte sowas von ergrünen, es schien ihm eine Herzensangelegenheit zu sein. Tatsache ist, dass die Zahl der gepflanzten Bäume nicht imponieren kann. Aus diesem Grund feierte die Stadt sich gleich mehrfach für den „Pocket Park“ in Flingern mit 300 „Bäumen und Sträuchern“. Wow!
Entsiegelung von Asphaltflächen
Weiterhin werden von der Stadt versiegelte Flächen angelegt, wie etwa an der Ecke Karlstraße/Kölner Straße. Wenn Keller sich jetzt einfallen lässt, Bürger mit Entsiegelungen von Asphaltflächen finanziell zu belohnen, buche ich das auch auf das Thema Wahlkampf.
Neueste Schnapsidee der Verwaltung unter Keller ist die irre Verunstaltung des Paulusplatzes, zu der ich morgen ein Update geben werde. Anlieger ärgern sich massiv über die gelbe Straßenbemalung, die keinen Sinn macht, aber einen sechsstelligen Betrag gekostet haben soll.
Was ich Keller außer gebrochenen Wahlversprechen besonders vorwerfe, ist seine Konzeptions- und Phantasielosigkeit. An Joachim Erwin, gewiss kein Sympathieträger, erinnert man sich heute noch voller Dankbarkeit und es fallen einem viele Erfolge ein – etwa der Köbogen, die Arena und die Bilker Arcaden, die er u.a. gegen den erbitterten Widerstand der FDP durchsetzte. Erwin war ein Getriebener, er brannte für seine Stadt.
Stephan Keller ist ein Mann ohne Phantasie, dem das Herz für die Stadt fehlt. Nach der ablaufenden Amtszeit wird er womöglich dennoch wieder gewählt, weil die Konkurrenz noch schwächer ist. Mehr dazu morgen und übermorgen.