Die letzten Kriegswochen in Düsseldorf
April 8, 2025 by osi

Die Ausstellung „Düsseldorf 1945. ÜberLeben in der Stadt“ blickt vor allem auf die Verfolgten, nimmt in drei Biografien aber auch die Täter in den Blick.
Die neue Sonderausstellung der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, rückt die letzten Kriegswochen ab Februar 1945 bis zur Befreiung am 17. April 1945 aus der Perspektive Düsseldorferinnen und Düsseldorfer in den Fokus. Unter dem Titel „Düsseldorf 1945. ÜberLeben in der Stadt“ werden im historischen Luftschutzkeller der Mahn- und Gedenkstätte ab Dienstag, 8. April 2025, schlaglichtartig die Erlebnisse von neun Personen an acht konkreten Tagen in den Blick genommen.
Menschen wie die untergetauchte Erna Etscheit, die am 4. März 1945 erstmals wieder in dem Wissen aufwacht, dass sie als Jüdin in Oberkassel frei ist. Die amerikanischen Truppen hatten am 3. März 1945 in den linksrheinischen Stadtteilen den Rhein erreicht, der nun für die folgenden sechs Wochen zur Kampflinie wurde, da Deutsche und Amerikaner wechselseitig die Stadtteile unter Artilleriebeschuss nahmen.
Während im Linksrheinischen der Nationalsozialismus somit bereits beendet war, erlebten die Menschen in den Düsseldorfer Stadtteilen östlich des Rheins, wie sich die Anhänger des Regimes in den letzten Kriegswochen noch einmal dramatisch radikalisierten. Menschen wie Else Gores, die einen Freund versteckte, oder Erna Schulhoff, die ihren jüdischen Ehemann verbarg, waren unmittelbar gefährdet.
Auch die Täter stehen im Fokus
Die Ausstellung blickt vor allem auf die Verfolgten, nimmt in drei Biografien aber auch die Täter in den Blick: Menschen wie den Polizisten Victor Harnischfeger, der in den letzten Kriegswochen noch Zwangsarbeiter im Düsseldorfer Hafen und im Kalkumer Wald persönlich erschoss. Neben den Biografien finden sich in der Ausstellung auch Grundlagentexte, die die Hintergründe zum Leben in Düsseldorf im Frühjahr 1945 erläutern: die Kriegs- und Versorgungslage, den zunehmenden Terror gegen die Bevölkerung und nicht zuletzt das Leben in der unmittelbar befreiten Stadt. Während dies vor allem Perspektiven aus der belagerten Stadt sind, zeigen die letzte Ausstellungseinheit und zeitgenössisches Filmmaterial der US-Truppen den Blick der Amerikaner auf die Kampfhandlungen und die einzunehmende Stadt.
Die von Dr. Bastian Fleermann, Dr. Andrea Ditchen, Astrid Hirsch-von Borries, Hildegard Jakobs und Jona Winstroth kuratierte Ausstellung ist bis zum 28. September 2025 zu den Öffnungszeiten (sonntags, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen) zu sehen. Der historische Luftschutzkeller ist aus denkmalrechtlichen Gründen nicht barrierefrei. Der Eintritt ist frei.
Gruppenführungen können telefonisch unter 0211-8996205 oder per E-Mail an nicole.merten@duesseldorf.de gebucht werden. Weitere Informationen stehen im Internet unter www.gedenkstaetteduesseldorf.de zur Verfügung.
Hintergrund
Die Ausstellung ist zentraler Bestandteil der Gedenkveranstaltungsreihe „Düsseldorf erinnert. 80 Jahre Kriegsende und Befreiung“, die seit Januar 2025 die Facetten der letzten Kriegsmonate in Düsseldorf ausleuchtet.
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