WiWo-Chefredakteur über „Umweltzerstörminister“ Altmaier
Juni 4, 2012
Nun endlich legt der neue Umweltbundesminister Peter Altmaier Zahlen und Fakten zur Energiewende auf den Tisch: Es müssen 3800 Kilometer Stromautobahnen gebaut werden; mit der Anbindung der Windparks in der Nordsee und regionaler Netze wird ein Betrag von über 60 Milliarden Euro fällig. Gleichzeitig räumt Altmaier auch ein, dass Deutschland um Haaresbreite an katastrophalen Blackouts vorbeigeschrammt ist. Diese Gefahr für den Wirtschafts- und Lebensstandort Deutschland wird sich bis zum kommenden Winter noch verschärfen, weil weitere stabile Kohle- und Gaskraftwerke durch flackernden Solar- und Windstrom ersetzt werden.
Weiter auf dem Blog des Chefredakteurs der Wirtschaftswoche, Düsseldorf
EU-Ausschussvorsitzender Herbert Reul: Emissionshandel wird Strom bis zu 50 Prozent teurer machen
November 7, 2009
CDU-Europaparlamentarier Herbert Reul, bis 2000 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Düsseldorfer Landtag und von 1991 bis 2003 Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen, ist im Europaparlament Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie. In einem Interview mit der hoch informativen Website EurActiv spricht Herbert Reul Tacheles. Er zeigt die Auswirkungen des Emissionshandels auf den Strompreis auf, liest der Regierung indirekt die Leviten, die erst auf Druck das Lissabon-Vertrag-Begleitbesetz herbeiführte und wundert sich, dass im Koalitionsvertrag nichts über den Neubau von Atomkraftwerken steht. Hier das komplette Interview, hier die wesentlichen Auszüge:
Zur Kritik Barrosos an der Berufung Oettingers:
Die Kommission soll sich da raus halten. Es geht die nichts an, wen die Mitgliedsstaaten vorschlagen. Barroso soll froh sein, dass er selbst bestätigt wurde. (…) Ich persönlich habe nicht mit Oettinger gerechnet, finde die Entscheidung aber gut. (…) Wir brauchen in den Bereichen Wirtschaft und Industrie eine starke Stimme, und hier ist Oettinger ein Fachmann. Er ist ein ‚Fleißiger‘ und schaut sich die Akten an. Er ist kein Sprücheklopfer.
Zum Klimaschutz in der EU:
Wir haben im letzten Jahr viele Beschlüsse im Bereich Klimaschutz gefasst, die riesige Kosten für die Bürger nach sich ziehen. Die Bürger haben das kaum wahrgenommen. Wenn sie das wüssten, würden sie das sicher kritisieren. Der Emissionshandel wird zum Beispiel zur Verteuerung des Stroms um bis zu 50 Prozent führen. Das hätte man mit einem anderen Modell effizienter und günstiger hinbekommen können. Ich bin mir sicher: Wenn die Bürger das gewusst und gesagt hätten: Wie wollen diese Mehrkosten nicht, dann wären wir zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Zum Thema Atomenergie:
Erst mal: Die europäische Position ist klar. Jedes Land ist für seinen Energiemix selbst zuständig. Wir mischen uns nicht ein. Zweitens: Die Energieversorgung der Zukunft können wir [Read more]
WiWo-Chef: „Es ist Selbsttäuschung zu glauben, man könnte kurzfristig auf Atom- oder Kohlekraftwerke verzichten“
Februar 15, 2009
Roland Tichy, Chefredakteur der in Düsseldorf erscheinenden „Wirtschaftswoche“, über die schizophrene Haltung zur Energiepolitik. Auszug:
In der Energiepolitik lebt Deutschland in einem einzigartigen Selbstbetrug, leugnet Tatsachen, die Wohlstand und Sicherheit gleichermaßen gefährden. Denn: Die Atomwolke aus Tschernobyl hat ja nicht an der Grenze haltgemacht, sich nicht von rot-grünen Petitionen zum Abregnen bringen lassen. Rund um Deutschland, und zwar immer näher um uns herum, werden immer mehr Atomkraftwerke gebaut, finanziert – auch vom deutschen Stromverbraucher – und ausgelegt, um Deutschland zu versorgen. Damit liegt die Bundesrepublik im Gefährdungsbereich der Risikotechnologie – aber hat keinerlei Einfluss mehr auf die Sicherheit der neuen Anlagen in Frankreich, der Schweiz und denen, die in Ländern mit zweifelhafter Sicherheitskultur geplant oder im Bau sind – etwa Slowenien, Bulgarien und Albanien. Es ist ein dialektischer Treppenwitz, dass der Stilllegungsbeschluss für bestehende Atomkraftwerke in Deutschland nicht zu weniger Atomstromrisiko führt – sondern zu mehr, weil die Meiler außerhalb unserer Gesetze und Sicherheitsbedingungen entstehen.
Es ist Selbsttäuschung zu glauben, man könnte kurzfristig auf Atom- und Kohlekraftwerke verzichten.
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