Zwei sehr unterschiedliche „Brüder“ – Jury der Stadtsparkasse ehrt Autorin Jackie Thomae mit dem Düsseldorfer Literaturpreis
Februar 27, 2020
Hat den Roman „Brüder“ schon fast ausgelesen: Sparkassenchefin Karin-Brigitte Göbel (rechts) mit Autorin Jackie Thomae, die als nächstes Buch womöglich eine Sammlung von Short Stories vorlegen wird. Foto: Düsseldorf Blog
Das Buch hat dem Literaturkritiker eigentlich verdächtig zu sein. Denn es scheint den Leser gut zu unterhalten, ohne dass gestreifte Themen wie „Me too“, Rassismus und Gender vertieft werden. Da lässt der politisch korrekte Feuilletonist doch gern mal das Fallbeil sausen.
Der kompetenten siebenköpfigen Jury des Literaturpreises der Stadtsparkasse Düsseldorf, mit einem Preisgeld von 20.000 Euro einer der höchst dotierten Deutschlands, hat das Buch der Berlinerin mit senegalesischen Wurzeln dagegen große Freude gemacht: Unter elf von der Jury ins Spiel gebrachten Büchern setzte sich der erste große Bucherfolg der Journalistin und TV-Autorin überzeugend durch.
Der „faule Sack“ und der Ehrgeizling
Zuvor hatte das Buch, das mit der Story zweier völlig unterschiedlich geratener Brüder aus Leipzig das Berlin nach der Wende und den Schmelztiegel London nach 2016 beschreibt, es bereits auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft.
Ich frage Jackie Thomae, warum man ihr Buch kaufen solle. Böse Frage an eine Autorin, schon klar. Doch die Antwort gefällt: „Weil ich hart dran gearbeitet habe und weil es unterhaltsam ist.“ Unterhaltsam und spannend, das sagen auch Jury und Leser und Sparkassen-Chefin Karin-Brigitte Göbel, die das 432-Seiten-Buch schon (fast) ausgelesen hat.
Da sind die beiden Söhne eines senegalesischen Studenten, der mit Stipendium in der DDR studierte. Sie wachsen nicht bei der gleichen Mutter auf – und sie wissen nicht einmal was voneinander. Mick, der „faule Sack“, mogelt sich in Berlin mehr oder minder durchs Leben und ist ein Fremdgeher, was seiner Ehe nicht sonderlich bekommt. Bruder Gabriel dagegen ist erfolgreicher Architekt in London, von Selbstzweifeln nicht geplagt. Er hat eine vermögende Frau, Erfolg und irgendwann ein „Me Too“-Problem…
Durchbruch als Autorin
Die sympathische Autorin, geboren 1972 in Halle an der Saale, erlebt ihre Kinderzeit in Leipzig und übersiedelt dann nach Berlin. Sie ist Journalistin, Autorin, hat für TV produziert und jetzt mit „Brüder“ einen Durchbruch als Autorin. Der Düsseldorfer Literaturpreis wird ihr offiziell am 27. Mai überreicht, im Rahmen einer Lesung im Haus der Sparkasse an der Berliner Allee.
Für die Jury, so deren Sprecher Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW, war überzeugend, dass Jackie Thomae über ihre beiden Protagonisten „30 Jahre Zeitgeschichte erzählt – mit einem anschaulichen, dynamischen Schreibstil.“ Es sei ihr zudem gelungen die Freiheit des Individuums dazustellen, „selbst zu entscheiden, wie und in welchem Maß Herkunft und Hautfarbe seinen Lebensweg bestimmen.“
Das alles hat mich neugierig gemacht, zumal die Autorin unter anderen Philipp Roth als Lieblingsautor benennt. Ich habe mir das Buch soeben bei amazon bestellt (23 EUR). Ich weiß, ich weiß, liebe Buchhändler, aber schaut euch doch mal das Wetter an!
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