Generalmusikdirektor der Herzen – Abschiedsgala für Axel Kober

Juli 16, 2024

Nahm Abschied: Axel Kober – Foto: Anne Orthen

Kinder, wie die Zeit vergeht! Unfassbar, dass es schon 15 Jahre her ist, als nämlich 2009 vom frisch gebackenen Intendanten Christoph Meyer ein gewisser Axel Kober als Generalmusikdirektor (GMD) der beiden Orchester der Rheinopern-Spielstätten erst  Düsseldorf, später dann auch Duisburg vorgestellt wurde.

In Fachkreisen war Kober damals natürlich längst kein Unbekannter mehr. Schließlich war er bereits 1998 mit 28 Jahren in Dortmund Erster Kapellmeister und stellvertretender GMD. In Mannheim fungierte er als kommissarischer GMD, um dann ab 2007 als Musikdirektor die Geschicke der Oper Leipzig zusammen mit Riccardo Chailly – dem heutigen GMD der Mailänder Scala – zu lenken.

In Leipzig traf er auf Christoph Meyer, zu dem ihm seither eine berufliche und menschliche Freundschaft verbindet. Als „großen und nachhaltigen Glücksfall“ bezeichnete Meyer dies anlässlich der Gala zum Abschied von Axel Kober als Rheinoper-GMD in seiner Laudatio auf ihn. Denn die beiden bauten die Deutsche Oper am Rhein (DOR) mit einem Repertoire von Barock bis zur Neuzeit, mit Pflege klassischer „Schlager“-Werke bis hin zu fürs breitere Publikum Unpopulärerem zum Anziehungspunkt fürs Opern- und Ballettpublikum aus.

 

Mit der Musik atmen

 

Längst ist Kober zum GMD der Herzen des Publikums geworden. Klar, dass er sich den Schlüssel zum Herzen vom Ensemble auch längst verdient hatte, der ihm auf der Gala vom Ensemble-Vertreter Florian Simson überreicht wurde. Denn wie einfühlsam Dirigent Kober nicht nur die Interpretation des Orchesters gestaltet, sondern im Wortsinn auf die Sängerinnen und Sänger – ob Solisten oder Chor – achtgibt und mit der Musik atmet, zeigte sich wiederum im Gala-Programm. Dafür wählte er Stücke aus, die nahezu das gesamte Ensemble einbezogen. Ein besonderer Leckerbissen  dabei war die vielstimmige Schlussfuge „Tutto nel mondo è burla“aus Verdis „Falstaff“, bei der auch der Chor einmal mehr seine Künste bewies. Nach der Pause gab es beim gesamten 3. Akt der Strauß-Oper „Die Frau ohne Schatten“ ein Wiedersehen unter anderem mit Rheinopern-Star Linda Watson.

 

Pianissimo bis zum Fortissimo

 

Kober habe dem Orchester einen Sound kreiert, lobt der einstige DOR-Musikdirektor Stephen Harrison. Diesen Sound konnte des Gala-Publikum im vollbesetzten Saal unverfälscht hören. Denn die Düsseldorfer Symphoniker saßen allesamt auf der Bühne, nicht zugunsten des szenischen Geschehens abgeschirmt im Graben. Ein Hochgenuss, den Musikern und ihrem Dirigenten gleich zum Auftakt vom Pianissimo bis zum Fortissimo bei der „Lohengrin“-Ouvertüre wie während des gesamten Programms zuzuhören und zuzuschauen! Und man konnte nachvollziehen, dass Hugo von Hofmannsthal befand: „Die Musik ist eine heilige Kunst.“

Den Stab dafür gibt Kober nun weiter an Vitali Alekseenok, der als Chefdirigent große Fußstapfen vorfindet. Kober hingegen widmet sich, unbehelligt von GMD-Verwaltungsaufgaben, seiner Dirigenten-Berufung. Mit Gastspielen bei den Bayreuther Festspielen, an der Wiener Staatsoper und vielen weltweit führenden Häusern wie München, Zürich, Kopenhagen und Mailand hat er dazu die Karriere sorgsam vorbereitet. Nun bleibt Zeit für die weiteren Schritte auf dem Weg ganz nach oben.

Mit stehenden Ovationen und einem weinenden Auge – und einem lachenden verabschiedete sich das Publikum: Denn auch „seiner“ DOR wird Kober als Gastdirigent die Treue halten.

Einen Farewell-Film zum Kober-Abschied als GMD gibt’s übrigens auf der Website www.operamrhein.de – kostenlos zum Anklicken.

Gisela Rudolph