Raus aus Afghanistan?

April 27, 2008 by  

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Flucht vor den Angreifern, Menschen laufen um ihr Leben – Foto: Reuters 

Zwei Nachrichten aus Afghanistan machen Schlagzeilen. Heute meldet spiegel.de einen Taliban-Angriff auf Staatschef Hamid Karzai und Diplomaten am Jahrestag der Befreiung Afghanistans von den Sowjets.

Und vor wenigen Tagen wurde enthüllt, dass der BND den afghanischen Handelsminister Amin Farhang ausforschte, der nach Welt-Informationen Kontakt zu den Taliban unterhält.

Das eine hat vermutlich mit dem anderen nicht das geringste zu tun. Man darf es jedoch als unangemessen empfinden, welchen Zirkus wir um die Bespitzelungs-Enthüllung veranstalten. Ist es nicht die wesentliche Aufgabe des Bundesnachrichtendienstes, Informationen zu sammeln? Ist die Ausforschung des Herrn Minister nicht womöglich eine äußerst sinnvolle Maßnahme gewesen?

Dumm nur, dass irgendein Schwätzer sich mit der Preisgabe dieser Information wichtig machen wollte, offensichtlich weil er BND-Chef Uhrlau eins auswischen wollte.

spiegel.de wirft am Ende seines heutigen Berichts „Taliban nehmen Karzai und Diplomaten unter Feuer“ die Frage auf, „ob sich das massive Engagement der Weltgemeinschaft (…) tatsächlich lohnt“.

Ist es tatsächlich so, dass wir die Freiheit am Hindukusch verteidigen, wie SPD-Fraktionschef Peter Struck feststellte?

Was würde sich entwickeln, wenn wir Afghanistan, dieses leidgeprüfte Land, sich selbst überließen?

Eine afghanische Freundin, aus einer politisch aktiven Familie stammend, hat kürzlich einige Wochen in Kabul verbracht. Sie befürwortet einen Abzug der Soldaten und Hilfsorganisationen. „Man sieht keine Fortschritte, die Armen werden ärmer, die Reichen reicher. Ganz viele Menschen profitieren persönlich vom Geschäft mit dem Wiederaufbau, du siehst miserable Straßen, aber jede Menge dicke Autos. Die Hälfte der Menschen leidet Hunger und es gibt ein gewaltiges Trinkwasserproblem.“

Für die Regierung findet sie eine Bezeichnung, die ich hier aus juristischen Gründen lieber nicht verwende – und sie nennt Fakten, die man leider nicht belegen kann.

Die Freundin hält einen Bürgerkrieg für möglich, falls die westliche Allianz abzöge: „Alle Afghanen sind bewaffnet, auf jedes Familienmitglied kommt doch mindestens eine Waffe“, sagt sie. Die Amerikaner hatten sie für den Kampf gegen die Sowjetunion in Massen geliefert. Dennoch hält sie es für richtig, wenn die Afghanen ihre Probleme allein regeln, auch wenn am Ende ein Diktator an der Macht wäre. Das, sagt sie, wäre ohnehin für Afghanistan die richtige Lösung.

 

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