Ständehaus Treff: EnBW-Boss Utz Claassen wettert gegen den WM-Justiz-Wahnsinn

Mai 30, 2006 by  

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Das imposante K21, Kulisse für den Ständehaus-Treff

Abiturnote 0,7. Auch später in allem der Beste und meistens der Erste. „Wo will so einer hin?“, fragte WDR-Crack Frank Plasberg („Hart aber fair“), der sich dem ebenso intellektuellen wie wirtschaftlich hartgesottenen Schwergewicht  respektvoll annäherte. „Er hat eine Persönlichkeitsgefühl, das dazu neigt, sich auszubreiten“, zitierte Plasberg eine Stimme über Utz Claassen, seinen Talkgast beim gestrigen Ständehaus-Treff. Claassen, der Mann, der den großen Energieversorger EnBW führt, der die Stadtwerke Düsseldorf gerade geschluckt hat. Und ein Mann, der keine Probleme zu haben scheint. Weder damit, sein Jahresgehalt zu nennen (vier Mio. Euro), noch damit ein Goldkettchen zu tragen („haben mir meine Eltern zum 25. Geburtstag geschenkt, würde ich nicht eine Sekunde ablegen“), noch damit, „Rambo“ geschimpft zu werden („Habe mir die DVD’s besorgt, der war ja nicht ganz erfolglos“). Utz Claassen beim Ständehaus-Treff – eine unterhaltsame Einvernahme auf hohem Niveau. Das Alpha-Tier gab sich kuschelig bei Rückschau auf die Geburt der Tochter vor sieben Monaten und erweichte Familienvater Plasbergs Herz mit seinen Überlegungen zum Thema Elternrecht, das er auszuüben gedachte. Doch Claassen beim Windelwickeln, das klappte nicht. Das Schwergewicht: „Ich mußte lernen, dass gesetzliches Elternrecht für Vorstände nicht gilt“. Stromschläge teilte Claassen dagegen aus, als Plasberg ihn auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Sachen WM-Karten-Vergabe ansprach. Der EnBW-Primus:“Wir haben 13.559 WM-Karten gekauft.90 Prozent davon werden an Zeitungsleser, Mitarbeiter und Kunden verlost, ein kleiner Teil an Politiker, Gebietskörperschaften und Wirtschaft, die ihre Kultur, ihr Land vor der Welt repräsentieren sollen“. Er zititerte einen Rechtsgelehrten, der die Ermittlungen als „törichtes Agieren einer Staatsanwaltschaft auf juristisch unhaltbarer Basis“ bezeichnete. Claassen: „Die ganze Nation ist verunsichert, die Eingeladenen, die Politiker – ein absurdes Verfahren“. Bei solch einem Vorgehen, so Claassen sichtlich angepackt, werde es solche Events mit Sponsoren nicht mehr geben. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen laut Claassen ein Journalist der Stuttgarter Nachrichten, der dann über sein selbst gesetztes Thema viele Stories schrieb.  Plasberg später in seiner Power-Runde zu Claassen (berüchtigt für grelle Krawatten): „Wenn ich im Manager Magazin lese, mit meinem Outfit könnte ich auch Nachclubbesitzer in Paderborn sein und tagsüber Breitreifen an junge Türken verkaufen , dann…“ Claassen schoss zurück: „…denke ich an meinen Vorstandskollegen Detlef Schmidt, der mit dem druckfrischen Magazin in die Vorstandssitzung kam und sagte, ‚Mensch, klasse, Nutten, Autos, Türken, unsererem Chef traut man alles zu, der kann an jeden verkaufen'“. Neben Lachsalven auch Kritisches. Claassen über die Energiepreise: „Von 1998 bis 2005 haben die staatlichen Lasten, wenn man die Mehrwertsteuer rausrechnet, sich verfünffacht“. Die Ökopolitik fordere ihren Preis. Engagiert auch sein Eintreten für die Verlängerung von Laufzeiten von Atomkraftwerken. Und über die Stadtwerke Düsseldorf: „Weil die so sexy sind, haben wir auch so viel dafür bezahlt“. In der Fotogalerie unten lassen sich die Fotos durch Anklicken vergrößern.

Fotos: Ulrich Horn

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Utz Claassen (li., mit Frank Plasberg): Alpha-Tier mit Witz

 

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