Hetzjagd II
August 24, 2007 by osi
Opfer von Mügeln
Genau 1.330.000 Einträge bietet google bei der Kombination der Suchworte „Mügeln Hetzjagd“. Der Zwischenfall in dem sächsischen 5000-Einwohner-Kaff hat mächtig die Runde gemacht. Die Medien standen kopf und auch das Ausland nahm freudig Anteil, CNN berichtete, der indische Botschafter äußerte sich besorgt…Deutschland nahm Schaden.
Jetzt ein neuer Zwischenfall. In Guntersblum, Rheinland-Pfalz, sind zwei Afrikaner verfolgt, beleidigt und verprügelt worden – krankenhausreif (gottseidank inzwischen entlassen). Und, siehe da, der Begriff „Hetzjagd“ hat sich derartig medientauglich etabliert, dass er gleich wieder hergenommen wird.
Zwei Mal „Hetzjagd“ innerhalb weniger Tage, kein Wunder, dass „Guntersblum“ heute Großalarm in der Tagesschau auslöste. Gefühlte drei Minuten berichtet die ARD-Newsmühle über den Vorfall. Kurt Beck meldet sich staatstragend zu Wort. Ursula von der Leyen versichert, die Mittel gegen Rechtsextremismus seien auf 24 Mio. aufgestockt worden, es gebe 90 Aktionspläne gegen Rechts, 60 davon im Osten. Und: „Wir wollen den Rechtsextremen nicht das Feld überlassen.“ Angela Merkel, der die Guntersblum-Nachricht in ihre sorgfältiges Koalitions-Halbzeit-Gartenparty platzte, ergänzte: „Das muss eine ganz beständige Arbeit sein.“
Was an diesem Thema aufstößt:
1.) Die gewaltbereiten Dummköpfe, die Frust über ihr eigenes Versagen an Fremden abarbeiten. Sie gehören zügig ermittelt und sollten schärfstmöglich bestraft werden,
2.) der gleichgeschaltete und im Regelfall nichts hinterfragende Medien-Alarmismus, der reflexartig ausbricht, sich in Schockwellen verbreitet und der diese Fälle von Körperverletzungen zu einem Drama auf internatonaler Bühne aufbläst,
3.) die Absahn-Mentalität der geschäftstüchtigen Betroffenheits-Kamarilla, deren Töpfe jetzt noch bereitwilliger gefüllt werden als vor Mügeln. Rechtsextremismus = Kohle, zwei Mal „Hetzjagd“ innerhalb weniger Tage = mehr Kohle.
Was haben gutmenschliche Geschäftemacher und Betroffenheitswellenreiter nicht schon alles gegründet: Aktion gegen Rechts, Gesicht zeigen, Aktion gegen Rechtsextremismus, Netz gegen Rechts, um nur ganz wenige Vereinigungen zu nennen.
Von der Leyen gibt 24 Mio. Euro. Das meiste davon wird versickern und nichts bewirken. Nötig wäre eine konsequente Wurzelbehandlung, aber es ist ja viel einfacher, Geldhähne zu öffnen.
Nachtrag: Der ehemalige sächsische Innenminister Eggert sieht das ähnlich – Gastbeitrag in der FAZ.
Nachtrag: Leicht überarbeitet am 27.8.
Kommentare