Cockpit auf Crashkurs: Warnstreiks bei LTU und dba – eine Woche vor Kartellamtsentscheidung zur LTU-Übernahme

August 6, 2007 by  

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Auf Streikkurs: LTU ..

Die Piloten der LTU verhalten sich exakt so wie man es von ihnen erwartet hatte: Nächste Woche, so Silke Kaul, Sprecherin des Bundeskartellamtes zum Düsseldorf Blog, rechne man mit der Entscheidung, ob Air Berlin die LTU übernehmen darf. Vor diesem Hintergrund erklärten die Gutverdiener in den Cockpits der Düsseldorfer Airline jetzt zu 96 Prozent ihre Streikbereitschaft, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit heute triumphierend mitteilt.

Kräftemessen 

Für mehr Cash auf Crashkurs – Air Berlin CEO Achim Hunold könnte sich angenehmere Szenarien für eine Übernahme seines einstigen Arbeitgebers vorstellen.

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und auch dba 

Heute morgen wurde das Kräftemessen schon mal kurz geprobt: Von fünf bis sieben Uhr Warnstreik bei LTU sowie bei der dba, die Air Berlin erst kürzlich übernommen hatte. Bei beiden Airlines fielen 14 Flüge aus und rund 2400 Passagiere mußten bis zu zwei Stunden auf ihren Abflug warten. Die Pilotengewerkschaft will damit den Druck auf die Air Berlin-Gruppe im Hinblick auf neue Mantel- und Vergütungstarifverträge erhöhen.

dba: 98 Prozent für Streik 

Bei der dba hatten bereits im März 98 Prozent des Personals in einer Urabstimmung für einen Streik gestimmt. Mit dem Arbeitskampf sei bisher aber gewartet worden, weil das Management ausgetauscht worden war und man auf ein neues Angebot warten wollte, teilte die Vereinigung Cockpit mit.

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Noch gewerkschaftsfrei: Air Berlin

Die Situation ist schwierig für Air Berlin. Knickt die Unternehmensleitung ein, wird bei der bisher gewerkschaftsfreien Air Berlin das Anspruchsdenken sprießen. Fliegt der als konsequent bekannte Achim Hunold seinen bisherigen Kurs weiter, wird er zwar mit einem Streik der dba-Piloten fertig, sei es durch kurzfristige Verlagerung von Kapazitäten oder mit Hilfe anderer Airlines. Einen Streik in den Cockpits bei dba und LTU jedoch könnte er nur schwer in den Griff bekommen. Das weiß die Vereinigung Cockpit genau und nutzt die Situation aus.

Antrag zurückziehen? 

Die Piloten der LTU sprechen nur für sich, der Rest des Personals der Airline will keinen Streik. Die „Streifenhörnchen“ (Airline-Jargon) glauben, derzeit die Muskeln spielen lassen zu können, da der Arbeitsmarkt zu ihren Gunsten ist. Aber: Längst nicht jeder mag und kann bei Emirates, Ryan Air oder sonstwo unterkommen. Außerdem weiß die Branche, dass es in ein bis zwei Jahren eine regelrechte „Pilotenwelle“ geben wird, so dass auch ein kurzfristig übernommener Alternativjob nicht auf längere Zeit sicher wäre. Und noch etwas weitaus gravierenderes spricht gegen einen Streik der Piloten: Einen Bauantrag kann man zurückziehen. Einen Antrag beim Bundeskartellamt auf Übernahme einer Fluggesellschaft auch.

Ob die LTU-Flugzeuglenker begreifen, dass sie tatsächlich auf Crashkurs sind?

Hinweis: Eintrag modifiziert und ergänzt  um 16.45 Uhr

Nachtrag, 7.August: Auch der Berliner Tagesspiegel sieht durch einen Streik die Übernahme der LTU durch Air Berlin gefährdet.

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