Pfui, Herr Prantl!
Juli 11, 2007 by osi
Heribert Prantl, verantwortlich für Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, hat sich eine unerhörte Geschmacklosigkeit erlaubt, für die er sich entschuldigen sollte. In einer Philippika gegen Innenminister Wolfgang Schäuble, in der er sich mit den Sicherheitsplänen des Ministers auseinandersetzt (die weitestgehend die von Vorgänger Otto Schily sind), versteigt sich Prantl zu dieser Äußerung:
„Welche Rolle spielt bei alledem der Anschlag auf Schäuble? Seit dem Attentat vom 12. Oktober 1990 ist er an den Rollstuhl gefesselt. Wer jeden Tag die eigene körperliche Schwäche erlebt und sie zu überwinden versucht, der erträgt wohl die echten oder vermeintlichen Schwächen der Kollegen, aber auch die echten oder vermeintlichen Schwächen des Staates noch weniger als früher.“
BILD stellt Prantl völlig zu Recht dafür heute an den „Verlierer“-Pranger auf Seite 1: „Schlimmer Schreibunfall“. Prantl übe sich als „Richter Gnadenlos“. Wir erinnern uns an den Aufruhr, als Hans-Jochen Vogel (SPD) vor vielen Jahren Ähnliches sagte – Schäuble sei „böse“ geworden seit seiner Behinderung. Dass Prantl, der seine Worte zu wägen weiß, sich dazu versteigt, Wolfgang Schäubles Behinderung in Beziehung zu der (so Prantl) von ihm angeblich verfolgten „Guantanamorisierung des deutschen Rechts“ zu setzen, ist eine mindestens ebenso schlimme Entgleisung eines rigiden Rechthabers.
Das ist einfach nur miese Küchen-Psychologie, was sich der Prantl da erlaubt.
Lesenswert ist als Ergänzung der Artikel von Peter Mühlbauer „Schäubles Symptome – Trüben Traumata die Urteilsfähigkeit des Ministers?“
Quelle: Telepolis
http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=/tp/r4/artikel/25/25046/1.html