Helmut Schmidt im großen Interview mit BILD: Weltklima-Debatte „hysterisch und überhitzt“
Juni 4, 2007 by osi
Kluger Elder Statesman: Helmut Schmidt – BILD-Foto: Daniel Biskup
Wenn alle dem Zeitgeist hinterher hecheln und in politischer Korrektheit erstarren – einem war und ist das immer wurscht: Altkanzler Helmut Schmidt. Im BILD-Interview mit Kai Diekmann und Hans-Jörg Vehlewald spricht er heute Klartext.
BILD: Wenn Sie den G8-Staaten die drei wichtigsten Probleme der Menschheit auf die Agenda schreiben sollten. Welche Punkte wären das?
Helmut Schmidt: „Ein Punkt stände ganz oben: Wieso trefft ihr euch zu acht? Wo sind die Chinesen? Wo die Inder, die großen Öl-Exporteure, die Entwicklungsländer? Ihr müßt begreifen, dass man die Weltwirtschaft nicht mehr vom Westen aus steuern kann, ohne China, ohne Indien. Das ist vorbei. Und man kann sie auch nicht steuern ohne diejenigen, die die Öl- uind die Gaspreise machen.“
BILD: Erstmals steht der Klimaschutz ganz oben auf der G8-Agenda. Ist die Situation so dramatisch, wie der Weltklima-Rat behauptet?
Helmut Schmidt: Dieser Weltklima-Rat hat sich selbst erfunden, den hat niemand eingesetzt. Die Bezeichnung Weltklima-Rat ist eine schwere Übertreibung. Diese ganze Debatte ist hysterisch, überhitzt, auch und vor allem durch die Medien. Klimatischen Wechsel hat es auf dieser Erde gegeben, seit es sie gibt.
Seit Hunderttausenden von Jahren haben wir Warmzeiten und Eiszeiten.
Zum Beispiel finden sie in Deutschland bis heute Stoßzähne von Mammutelefanten als Beweis dafür, dass es einmal eine Warmzeit gegeben hat, in der Elefanten in Deutschland leben konnten. Oder ich finde in Hamburg-Langenhorn in meinem Garten Gehäuse von Meeresmuscheln – 15 Meter über dem Meeresspiegel. Ein Zeichen dafür, dass in einer früheren Warmzeit der atlantische Ozean bis nach Langenhorn und noch weiter gereicht hat.
Die Gründe für diesen vielfältigen Klimawechsel sind einstweilen nicht ausreichend erforscht. Und es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht so weitergeht. Aber sich darüber aufzuregen und zu meinen, diesen Wechsel könnte der Mensch durch gemeinsamen Beschluss in Heiligendamm aufhalten, das ist reine Hysterie, das ist dummes Zeug.
BILD: Ist ein wirksamer Klimaschutz ohne die weitere Nutzung der Atomkraft denkbar?
Helmut Schmidt: Kurzfristig ist die Antwort: nein, ohne Kernkraftwerk geht es nicht. Aber: Wie das heute in 30 Jahren aussehen wird, kann ich nicht beurteilen.
Der Altkanzler nimmt in dem absolut lesenswerten Interview auch Stellung zur EU-Krise und dem Ungleichgewicht in den Handelsbilanzen. Zum Volltext auf bild.t-online geht es hier.
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