Augusta-Krankenhaus: Lebensretter unter der Haut

Februar 7, 2014 by  

Er sieht aus wie ein MP3-Player, doch in diesem 145 Gramm schweren Aggregat steckt lebensrettende Technik: der Subkutane Implantierbare Cardioverter-Defibrillator (S-ICD) ist ein völlig neues Verfahren zur Behandlung von Patienten mit schweren Herz-Rhythmus-Störungen. Kardiologen am Düsseldorfer Augusta-Krankenhaus können Patienten damit auch präventiv behandeln und so vor einem „plötzlichen Herztod“ retten.

Der „Lebensretter“ ist klein und überwacht von der Achsel aus den Herzrhythmus. Eingesetzt wird dieser neue „unsichtbare“ Defibrillator gegen gefährliche Herzrhythmusstörungen durch Kardio­logen am Augusta-Krankenhaus – direkt unter die Haut. Entgegen früheren Modellen entfällt die „Verkabelung“ zwischen dem Aggregat und dem Herzen. Daher ist das System weniger infektions­anfällig und für junge und besonders bewegungsaktive Patienten weniger störanfällig. 

„Gerade junge und vorbelastete Risiko-Patienten können von dem neuen S-ICD-Defibrillatoren profitieren. Denn eine spätere Umstellung auf ein transvenöses System im Laufe des Lebens ist – falls überhaupt nötig – jederzeit machbar“, erklärt Prof. Dr. med. Rolf Michael Klein, Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Augusta-Krankenhaus. Das System wurde bislang bei über 2.000 Patienten in den USA und Europa angewendet. In Düsseldorf führte Prof. Dr. med. Joachim Winter diese Therapie im Universitätsklinikum ein. Ans Augusta-Krankenhaus brachte die Technik Dr. med. Markus Siekiera: „Das Besondere an der ‚Düsseldorfer’ Implantationstechnik ist, dass das Aggregat unter einen Muskel in Achselnähe eingesetzt wird und hier für einen hohen Tragekom­fort sowie ein sehr gutes kosmetisches Ergebnis sorgt, selbst bei sehr jungen oder schlanken Patienten“.

Sicherer und breiter in der Anwendung

Das Einsetzen eines S-ICD unter die Haut ist ein Eingriff, der nur von ausgewählten Spezialisten vorgenommen werden kann. Chefarzt Prof. Dr. med. Rolf Michael Klein sieht in dieser Innovation klare Therapievorteile für Herzpatienten: „Mit dem S-ICD haben Ärzte eine bahnbrechende Behandlungsoption, die vor plötzlichem Herztod schützt, ohne dass das Herz berührt werden muss, und das gerade auch für Patienten, die früher aus medizinischen Gründen keinen Defibrillator tragen durften. Besonders hilfreich ist das System für Patienten, bei denen zuvor ein ‚plötzlicher Herztod’ eingetreten war oder die ein erhöhtes Risiko für Kammerflimmern haben.“ Vorteile bietet die Anwendung auch Patienten, die immunologisch geschwächt (infektionsanfällig) sowie dialysepflichtig sind oder bereits am Herzen voroperiert wurden. Diese Patienten haben gemeinsam, dass der Zugang zu ihrem Herzen, in das ein konventionelles System implantiert wurde, bereits verschlossen oder sehr erschwert ist (z.B. einliegende funktionslose Elektroden, Portsysteme, Dialysekatheter). Bei zunehmender Patientenzahl und Lebenserwartung wird in Zukunft dieses Kollektiv stets größer. Das S-ICD-System besteht aus einer „Steuerungseinheit“ unter der Haut, die bei Bedarf „Schocks“ veranlasst, und einer Elektrode, die den Herzrhythmus misst und unter der Haut auf dem Brustbein eingebracht ist.

S-ICD auch zur Prävention geeignet

Neben dem sogenannten „Rhythmusmanagement“ ist das System auch präventiv für Patienten im Risikobereich des „plötzlichen Herztodes“ angezeigt. Bei diesem Phänomen kommt es unvermittelt zu einem gravierenden Verlust der Herzfunktion durch Kammerflimmern. Nach Schätzungen amerikanischer Mediziner sind jährlich ca. 850.000 Menschen der Gefahr eines „plötzlichen Herztodes“ ausgesetzt. „Präventiv können Kardiologen durch einen Einsatz (des jetzt nicht mehr intravenös „verkabelten“ Systems) einem Risikopatienten das Leben „schenken“.

 

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