Elektroniktüftler Martin Reich (scemtec automation): Unternehmerverband ehrt den „Daniel Düsentrieb“ aus Velbert

Mai 16, 2012 by  

Preisträger Martin Reich mit Mitarbeiterin Inge Kamenz – Foto: osicom

Der Bundesverband Mittelständischer Unternehmer ehrte in Velbert gestern eine Reihe herausragender Unternehmerpersönlichkeiten. Einer der Laudatoren war Fußballer-Legende Paul Breitner. Ein Preisträger der von Euro Experts und dem Bundesverband Deutscher Sachverständigenrat (BDSR) ausgelobten Preise war Martin Reich (scemtec automation, Velbert).  Hier die Laudatio für einen bemerkenswerten Tüftler:

Unsere Gesellschaft wird laufend älter – mit allen schönen Seiten aber auch den damit verbundenen Schattenseiten. Deshalb ist die Entwicklung unseres Preisträgers Martin Reich und seines Teams von Scemtec Automation eine  Erfindung, die in die Zeit passt. Martin Reich und seine Mitarbeiter ermöglichen betagten Menschen ein autarkes Leben im vertrauten Umfeld, indem sie den Wohnraum gewissermaßen mit einer elektronischen Nanny versehen. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung ist dies eine Idee mit großer Zukunft.

Notsituation

Die Entwicklung von Scemtec  namens Loc.sens speichert bei allein lebenden Menschen bestimmte Parameter, an denen man ablesen kann, dass es der jeweiligen Person gut geht:

–          Loc.sens misst mit diversen Sensoren die Raumtemperatur, registriert als positive und beruhigende Information Bewegungen in der Wohnung und auch das Einschalten von Lichtquellen.

–          Werden gravierende Abweichungen registriert, wird dies als potenzielle Notsituation erachtet: Es ertönt ein Warnsignal, das der auf diese Weise zu betreuenden Person die Möglichkeit zur Reaktion gibt.

–          Bleibt diese Reaktion aus, wird umgehend eine benannte Vertrauensperson alarmiert.

Dieses Sensor-Notrufsystem ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden. So ehrte Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., Martin Reich für das Zukunftsforum Langes Leben. Loc.Sens erhielt den Innovationspreis Embedded Systems 2011 der BITKOM, den zweiten Platz beim Medica Excellence Award und mehr. Sicher fiel hier auch ins Gewicht, dass Loc.Sens in einer Viertelstunde installiert und für nahezu jedermann bezahlbar ist.

Es spricht für Loc.Sens, dass dieses System natürlich auch für eine Vielzahl von Wach- und Sicherungsaufgaben geeignet ist.

Man muss ein Tüftler sein, um solche Produkte zu bauen. Und genau das ist Martin Reich – gewissermaßen ein Velberter „Daniel Düsentrieb“. Zum Firmencredo gehört der Standardspruch: „Sagen Sie mir was Sie brauchen und ich werde es für Sie entwickeln.“

Maschinen von 30 Gramm bis 30 Tonnen

Der Diplomingenieur hat zunächst Geodäsie studiert, eine Wissenschaft irgendwo zwischen Astronomie und Geophysik. Schon während des Studiums verdiente er Geld mit Eigenentwicklungen. Insofern war der Schritt in die Selbstständigkeit 1996 folgerichtig.

Mit Gespür für Märkte und Marktnischen entwickelte Martin Reich Maschinen, die – man höre genau hin – mit Größenordnungen von 30 Gramm bis 30 Tonnen sowohl in der medizinischen Mikrosystemtechnologie als auch im Schwermaschinenbau für die ICE-Trassen Anwendung finden.

Individuell, innovativ und vor allem nützlich, diese Parameter verbinden die Produkte von Scemtec.

Heiligabend im Altenheim

Dann die soziale Komponente:  Martin Reich und seine Lebensgefährtin verbindet ein hohes soziales Engagement. Seit Jahren engagieren sie sich in der Freizeitgestaltung von älteren M enschen in Senioreneinrichtungen. So gestalten sie seit Jahren den Heiligen Abend für die Bewohner des DRK in Velbert.

Dieses Engagement mag dazu beigetragen haben, dass seit mehr als zehn Jahren der Health- und Care-Markt im Fokus der Scemtec steht. Dabei spielen drei Buchstaben eine große Rolle: AAL. Das steht für Ambient Assisted Living und beschreibt Systeme wie Loc.Sens. Unter diesem Namen wird derzeit ein Kompetenzzentrum in Velbert aufgebaut, in dem 40 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Tüftler sind oft Eigenbrötler, denen es an sozialer Kompetenz fehlt. Anders bei Martin Reich: Er hat ein Gespür, ein „Händchen“ für kreative und engagierte Mitarbeiter. Nur so konnte bei Scemtec in Velbert eine Vielzahl von innovativen Lösungen auch für die Wirtschaft entstehen. Wenn Weltmarktführer wie Caterpillar, der Schweizer Edelmöbel-Fabrikant USM Haller oder Johnson Controls sich für individuelle Sicherheitslösungen an ein Unternehmen wenden, muss schon sehr viel Substanz dahinter stecken.

E-Home-Partner von Microsoft

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die innovativen Aktivitäten von Scemtec wegen der gesellschaftspolitischen Relevanz. Schon seit 2005 ist Scemtec so genannter E-Home-Partner von Microsoft, als eines von nur fünf Unternehmen weltweit – ein wahrer Ritterschlag.

Ein Schlag ins Kontor war für Martin Reich dagegen die Wirtschaftskriminalität eines Kunden. Sie kostete ihn vor Jahren die Existenzgrundlage und er musste fast alle Mitarbeiter entlassen. Doch  Reich, der in seiner Freizeit ein Sportkletterer ist und Rallyes fährt, ist niemand der hinwirft. In der Krisenzeit tüftelte er mit Minibudget weiter. Als 2005 Manuel Kollenberg als Investor in das Unternehmen eintrat, war dies der Startschuss für gemeinsame Entwicklung und Vertrieb von Produkten.

Dazu gehört zum Beispiel eine von Kollenberg mit Scemtec-Mitarbeiterin Inge Kamenz maßgeblich entwickelte Produktreihe namens Cleanic. Dahinter verbirgt sich eine Türklinke aus einer bestimmten Legierung, die – salopp ausgedrückt – ein Bakterienkiller ist. Man überträgt im Krankenhaus Bakterien auf die Türklinke, doch Cleanic tötet  sie innerhalb von 60 Sekunden. Eine wahre Innovation, die für Scemtec typisch scheint.

Ich möchte einen wichtigen Aspekt nicht außen vor lassen. Scemtec automation ist seit 2011 Weltmarktführer im Bereich Bergbau-Ortung und gehört im Bereich AAL – Ambient Assisted Living, wir erinnern uns – zur europäischen Spitze.

Dass er das alles mit nur 14 Mitarbeitern schafft, ist auch eine besondere Leistung.

Wir ehren insofern heute eine Unternehmerpersönlichkeit, die zugleich innovativ, handfest und sozial engagiert ist. Herzlichen Glückwunsch, Herr Reich!

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