Ständehaus-Treff mit Hartmut Mehdorn
November 29, 2006 by osi
Durchweg gut gelaunt: Hartmut Mehdorn – Frank Plasberg
Fotos: Ulrich Horn
Das Politische vorweg: Die ICE- und IC-Züge der Bahn werden wegen Bauarbeiten in Köln bis zum nächsten Fahrplanwechsel der Bahn am 10. Dezember 2007 am Düsseldorfer Airport nicht halten – Punkt! Hartmut Mehdorn machte beim Ständehaus-Treff von SIGNA Property Funds und Medienhaus VVA Kommunikation deutlich, dass es dazu keine Alternative gibt. Der „Mann mit dem Vornamen Bahnchef“, wie der Harttalker Frank Plasberg ihn respektvoll nannte, enthüllte dabei Interessantes: „Aus einem Intercity steigen am Flughafen Düsseldorf im Schnitt nur 22 Menschen aus, so katastrophal kann das nicht sein“.
Grundgehalt: 700.000 Euro
Buhmann Hartmut Mehdorn hatte bei Plasberg ein sanftes Entrée: „Ich bin kürzlich von Köln nach Bielefeld gefahren – der Zug war pünktlich. Dann von Bielefeld nach Köln – wieder pünktlich“. Mehdorn, trocken: „Das überrascht mich nicht“. Der Bahnchef präsentierte sich den 550 Gästen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gewohnt knorrig, aber auch humorvoll und mit plakativen Bildern: „95 von 100 Zügen sind pünktlich. Wenn ich für jeden pünktlichen Zug 1 Cent bekäme und für jeden unpünktlichen 10 Cent zahlen müßte, wäre ich Millionär.“ Freimütig offenbarte er sein letztes „Grundgehalt“ – 700.000 Euro, was Plasberg flockig kommentierte: „Da muss Ihre Frau sicher mitarbeiten.“ Mehdorn outete sich als Inhaber eines Führerscheins für Rangierloks, der gelegentlich auf der Lok mitfahre und als normaler Fahrgast wie jeder seine Bahncard vorzeige. In die Zukunft geschaut, sieht Mehdorn „in zehn bis 15 Jahren das deutsche Autobahnnetz privatisiert“. Seine eigene Arbeit beurteilt der Ex-Airbus- und „Heidelberger“-Manager frei von Selbstzweifeln: „Wir sind die einzige Bahn in Europa, die funktioniert.“ Auf seine undiplomatische Direktheit angesprochen, griente Mehdorn Plasberg an: „Ich bin kein Diplomat, ich bin aber auch kein Industrieschauspieler.“
„Himmel für Manager“
Sollte er noch mal zur Welt kommen und erneut Bahnchef werden sollen, so Mehdorn, werde er lieber Wolfgang Tiefensee (Bundesverkehrsminister) empfehlen. Als Michelin-Tester würde er im Hinblick auf die Linie lieber nicht arbeiten wollen. Doch als Plasberg ihm die Option eines Jobtausches mit Porsche-Boss Wendelin Wedeking anbot, verklärte sich sein Gesicht: „Das würde ich sofort machen, das muss der Himmel für Manager sein.“ Der Mann mit dem Vornamen „Bahnchef“ hinterließ einen Top-Eindruck und kam sicher manchem im Saal so umwerfend symphatisch rüber, weil „Klartext“ heute gegenüber schwiemeligem Wortsalat meist zurückstehen muss. Das Menü rund um die Gans genossen u.a. Gabriele Henkel, die spät kam und früh ging und länger mit Mehdorn plauderte. Die Blumen, die Josef Klüh, als Mitgastgeber des Abends, dem Bahnchef reichte, durfte sie mit nach Hause nehmen. Weitere Gäste, die den turbulenten Talk und die rasanten Ausschnitte aus dem Bochumer „Starlight Express“ genossen: Clemens Bauer (Vors. der Geschäftsführung Rheinische Post), Flughafen-Chef Christoph Blume (Mehdorn: „Der hat mich eben auf Betriebstemperatur gebracht“), Jörg T. Böckeler, frischgebackener Intercontinental-Chef, Matthias Böning (Vorstandssprecher mfi AG); US-Generalkonsul Matthew G. Boyse, Manni Breuckmann, Kirmeskönig Oscar Bruch, Regierungspräsident Jürgen Büssow, Hille Erwin, Toyota-Deutschland-Chef Lothara Feuser, Landtag-Vizepräsidentin Angela Freimuth, Michael Garvens, Kölns Airport-Chef, RP-Chefredakteur Sven Gösmann sowie Vorgänger Ulrich Reitz (jetzt WAZ), Hilmar Guckert (Düsseldorf Congress), Ingo Hecke, Generalbevollmächtigter Rheinmetall AG, Mettmanns Landrat Thomas Hendele, Karnevalsprinz Udo Heinrich, Burkhard Hirsch (Ex-Bundestags-Vizepräsident), Bürgermeisterin Gudrun Hock, Ulrich Jansen (Provinzial Rheinland-Vorstand), Klaus Jonas (Prinzengarde Blau-Weiß), Ex-Schwimmweltmeister Christian Keller (Weber Bank), Richard Kiessler (Chefredakteur NRZ), Innenminister Ingo Wolf, Dirk Krüssenberg (Präsident Marketing-Club Düsseldorf), Harald Müsse (Vors. der Geschäftsführung Handelsblatt-Verlag), Ex-Olympiasieger Rolf Milser (Landhaus Milser), BBDO-CEO Dickjan Popema, TV-Dino Jean Pütz mit Frau Pina, Polizeipräsident Herbert Schenkelberg, Stadtwerke-Vorstand Uwe Schöneberg, Jürgen Tauscher (Niederlassungsleiter DaimlerChrysler), Express-Vizechefredakteur Berndt Thiel, Alarik Graf Wachtmeister (Holiday Inn-Chef), „Teekanne“-Geschäftsführer Rainer Verstynen, Peter Wolf (Vors. der Geschäftsführung Karstadt) und AZ-Media-Chef André Zalbertus.
Ich habe selten ein Unternehmen gesehen, bei dem Anspruch und Wirklichkeit so eklatant auseinander klaffen. Die Deutsche Bahn leistet sich Verspätungen, lässt ihre Kunden in verdreckte Züge steigen und erhöht regelmäßig die Preise. Und dann wird einer der größten Flughäfen Deutschlands vom IC und ICE-Netz genommen. Was läuft da eigentlich seit JKahren verkehrt? Und vor allem – warum stoppt es niemand?