NRW-Regierungssprecher nimmt beim „Focus“ Einfluss wegen negativer Story über die WAZ-Gruppe – hier der Brief, über den heute die Mediendienste schreiben
Juli 14, 2009 by osi
Das ist starker Tobak: Das Nachrichtenmagazin Focus, Autor: Karl-Heinz Steinkühler, veröffentlicht eine kritische Story über angebliche Qualitätsverluste in den Zeitungen der WAZ-Gruppe (WAZ, Westfälische Rundschau, NRZ, Westfalenpost), die dem Vernehmen nach insbesondere Ulrich Reitz, dem journalistischen Kopf des Hauses, ans Ego geht. Daraufhin greift Dr. Hans-Dieter Wichter (Foto: Ralph Sondermann), Sprachrohr von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, in die Tasten und schreibt – mit der Bitte, den Brief vertraulich zu behandeln – an den Chefredakteur des Focus, Helmut Markwort. Sein Anliegen: Der Chefredakteur möge doch bitte dabei behiflich sein, die durch den Artikel entstandenen „Irritationen“ auszuräumen. Hier können Sie den Brief, den wir exklusiv veröffentlichen, nachlesen.
Da reibt sich jeder politisch denkende Mensch die Augen und fragt sich, was das soll. Was hat der NRW-Regierungssprecher damit zu tun, dass ein Nachrichtenmagazin etwas über eine Mediengruppe schreibt?
Die Sache mit dem Brief ist rund – enthüllt vom Berliner „Tagesspiegel“ und mittlerweile Spitzentthema in allen journalistischen Branchendiensten – siehe hier und hier und hier. Auch die Nachrichtenagentur ddp hat eine Meldung darüber verbreitet.
Wichter bittet Markwort um Hilfe, dankt ihm für „die Mühen“ bei der Schadensbegrenzung und man fragt sich, was mit einer solchen Intervention bezweckt war:
- die Absicht, über den Chefredakteur einem mißliebigen, kritischen Journalisten, nämlich Karl-Heinz Steinkühler, einen Maulkorb zu verpassen?
- Androhung eines Anzeigenboykotts (in dem NRW-Teil des Focus hatte die Landesregierung Anzeigenseiten platziert) ?
- Punkte sammeln bei der für die Landesregierung wichtigen WAZ-Gruppe – in Erwartung gefälliger Berichterstattung?
In jedem Fall hat der Regierungssprecher dieses Landes in unbotmäßiger Weise in ein Pressethema eingegriffen und muß sich hinfort eines versuchten Eingriffs in die Pressefreiheit zeihen lassen.
Demokratie pur . Ein Blick in die auf Linie gebrachten Blätter und wir lesen , was wir
nicht lesen wollen . Nur belangloser Wischi Waschi . Von Qualitätsjournalismus sind
wir heute , abgesehen von wenigen Ausnahmen , weit entfernt. Es qualmt an jeder Ecke doch die grossen Blätter schweigen , weil sie kurz gehalten werden . Dazu
gehört natürlich auch der Hinweis auf den evtl. irritierten Anzeigenkunden , der sich
auf den Schlips getreten fühlt und abwandern könnte. Von journalistischer Freiheit
kann da keine Rede sein . Wenn sich dann noch die Politik einmischt blei bt zu
sagen ; Prost Mahlzeit !
[…] 2. “NRW-Regierungssprecher nimmt beim ‘Focus’ Einfluss wegen negativer Story über… (duesseldorf-blog.de, osi) Das Düsseldorf-Blog veröffentlicht den Brief (pdf, 133kb) von Regierungssprecher Hans-Dieter Wichter an Focus-Chefredakteur Helmut Markwort. Näheres dazu auf tagesspiegel.de von Jürgen Zurheide. […]
[…] auf die Berichterstattung des Focus Einfluss zu nehmen versucht. Das Original des Briefes ist im Düsseldorf Blog einzusehen. Der Tagesspiegel deckte die versuchte Einflussnahme auf. Wichter resümiert darin: […]
[…] dessen Regierungssprecher (nach einer Beschwerde der WAZ über kritische Berichterstattung) einen Brief schrieb an den Chefredakteur des Focus: “Ein ranghoher Mitarbeiter in der Staatskanzlei […]
[…] NRW-Regierungssprecher nimmt beim Focus Einfluss wegen negativer Story über die WAZ-Gruppe (Düsseldorf-Blog) […]
[…] So kann man beispielsweise im Ruhrbarone-Beitrag Focus feuert Rüttgers-Kritiker lesen, dass Karl-Heinz Steinkühler, der Düsseldorfer Redaktionsleiter des Münchener Nachrichtenmagazins Focus, aus “betriebsbedingten Gründen” entlassen wurde. Steinkühler ist mir dahingehend aufgefallen, dass er auch in Sachen FDP/CDU-Landesregierung von Nordrhein-Westfalen kritisch recherchiert und berichtet. Damit hat er sich in Düsseldorf nicht unbedingt Freunde gemacht, wie man beispielsweise an der Angelegenheit sehen kann, wo der NRW-Regierungssprecher aufgrund einer negativen Geschichte über die WAZ-Mediengruppe Einflu…. […]