Belcanto-Gipfel – Düsseldorf-Premiere von Bellinis „I Capuleti e I Motecchi“

März 20, 2024 by  

Andrei Danilov (Tebaldo), Žilvinas Miškinis (Lorenzo), Beniamin Pop (Capellio) – Foto: Anne Orthen

Eine rein konzertante Opernaufführung?  Ganz ohne Szene, also bar jeglicher Bebilderung, Veranschaulichung der Musik und ihrer Akteure? Und dann auch noch anhand eines meist unbekannten Werks von Vincenzo Bellini, der mit „Norma“ und dem Primadonnen-Bravourstück „Casta Diva“ weltbekannte Musik erschuf.

Kein Problem, wie das Premierenpublikum der Düsseldorfer Rheinoper bereits bei der Ouvertüre zu „I Capuleti e I Montecchi“ feststellen durfte. Bellini und sein Librettist Felice Romani nahmen sich für ihre Oper die letzten Tage der weltberühmten Liebestragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare vor. Die verfeindeten Familien der Capuleti, der Julia entstammt, und der Montecchi, deren Spross Romeo ist, machen die Liebe der beiden jungen Leute nicht nur unmöglich, sondern auch tödlich. Die letzten Tage des Liebespaares werden in zwei Akten musikalisch geschildert – und wie! Schmissig, dramatisch, todtraurig. Kaum eine menschliche Emotion, die Belcanto-Meister Bellini nicht komponiert hat. Inklusive schmachtender lyrisch-sehnsuchtsvoller Passagen.

Mit den musikalischen Meistern auf der zum Konzertpodium umgestalteten Bühne plus Proszenium, das den Orchestergraben verdeckt, ist das (k)ein Kunststück. Wen soll man zuerst loben? Die großartigen, ausdrucksstarken Solisten mit Adela Zaharia als Julia und Maria Kataeva als Romeo an der Spitze, dicht gefolgt von Andrei Danilov als kämpferischer, eifersüchtiger Tebaldo mit strahlkräftigem, höhensicheren Tenor, räumen natürlich musikalisch und auch beim Publikum ab.

Jubel, Ovationen für die beiden schön anzusehenden Sängerinnen, die längst internationale Karriere gemacht haben. Ihr prall gefüllter Terminkalender soll übrigens der maßgebliche Grund für die konzertante Aufführung der Bellini-Oper gewesen sein: Es gab einfach nicht genug Zeit zum szenischen Proben. Bejubelt wurde auch Andrei Danilov, ebenso wie Beniamin Pop als Capellio und Žilvinas Miškinis als Lorenzo. Aber auch Dirigent David Crescenzi durfte im brausenden Beifall der Zuschauer baden. Er führte die wunderbar mit füllig-sonorem Timbre aufspielenden Duisburger Symphoniker, Chor (Patrick Francis Chestnut) und Solisten von einem Belcanto-Gipfel zum anderen.

Gisela Rudolph

Kommentare