Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und Stadtsparkasse vergeben Reisestipendien – Klasse der Kunstakademie mit Manifest gegen sexuelle Belästigung und Diskriminierung

Februar 7, 2020 by  

„Wichtiges Telefonat“ – Bild von Preisträger Alexander Basil – Foto: KIT

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf vergeben seit 1994 jährlich drei Reisestipendien an herausragende Studierende der Kunstakademie Düsseldorf. Die Stipendien sind mit insgesamt 6.000 EUR durch die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf dotiert und sollen – deshalb bewusst nicht projektgebunden – die Studierenden in den Stand versetzen, ihre künstlerische Entwicklung im Rahmen einer individuell zu bestimmenden Reise erfolgreich voranzutreiben.

Die Vergabe der Reisestipendien findet in dieser Konstellation bereits im 26. Jahr statt und zeugt von einem nachhaltigen Interesse und Engagement des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf und der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf für die Kunstakademie Düsseldorf und ihre Studierenden.

In diesem Jahr entschied sich die Jury – mit Eva Birkenstock und Gesa Hüwe vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen sowie Stefan G. Drzisga und Katharina Grote von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf – für zwei Künstler*innen und eine Klassenpräsentation, die allesamt außerordentliche Beiträge auf dem diesjährigen Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf zeigen:

 Alexander Basil (Klasse Prof. Tomma Abts)

 Rebekka Benzenberg (Klasse Prof. Franka Hörnschemeyer)

 Klasse Dominique Gonzalez-Foerster

Die Arbeiten des seit 2014 an der Akademie in Düsseldorf studierenden Alexander Basil ähneln einem Tagebuch und stellen Fragen nach Intimität und der Bewahrung von Privatsphäre. In seinen Malereien – oft Selbstportraits und Darstellungen von Personen aus seinem nahen Umfeld – zeigt Basil auf eindrucksvolle Weise intime Situationen seines privaten Alltags. „Die Bilder sind intim – oft so intim, dass es mir als deren Autor beinahe unangenehm ist sie öffentlich zu zeigen. Trotzdem ist es mir wichtig, kontrollieren zu können, wie viel ich in meiner Malerei von mir preisgebe.“ In seinen Malereien geht es um Haut und Körper, um Falten, um Verschachtelung, um Stoffe und sich wiederholende Interieurs. „So wie ich oft dieselben Personen male, male ich auch oft denselben Sessel, denselben Tisch. Die Unterschiede, die trotz Wiederholung durchkommen, sind wichtig.“ Trotz ihrer Intimität sind es immer auch Situationen, die auch von Außenstehenden gelesen werden können.

Rebekka Benzenberg beschäftigt sich in ihren skulpturalen und installativen Arbeiten mit der Spannung zwischen Körpern, Material und Bild. Baumaterialien und Alltagsgegenstände kommen bei ihr als Codes spezifischer sozialer und gesellschaftlicher Phänomene zum Einsatz. So lässt sie in Neuanordnungen und künstlerischen Bearbeitungen dieser Elemente amorphe Wesen entstehen, die temporär in Räume integriert und von der sie umgebenden Architektur begrenzt werden. Sie legen alternative, ambivalente Bedeutungsgefüge frei, wobei sie immer auch ein breites Assoziationsspektrum bei ihren Betrachter*innen hervorrufen – durch die Banalität und damit durch den Wiedererkennungswert ihrer Materialität. Benzenberg erkundet sichtbare und unsichtbare Zwischenräume, Ambiguitäten und Gegensätzlichkeiten. Ihr Körper fungiert dabei als Maß; die sie umgebenden Orte und Architekturen als Materialerweiterungen. Im Vordergrund steht das Interesse vermeintlich eindeutige Strukturen bloßzustellen, indem sie in andere Bedeutungszusammenhänge überführt und aufgelöst werden: „Was wir für human halten, ist eine normative Regelung des Sozialverhaltens, die nicht konstant ist. Die Einschränkungen und Ausgrenzungen, die diese Regelungen bewirken, sind so variabel wie die Grundidee, auf die sie sich stützen.“

Mit ihrer Gruppenshow Last Turbulence hat sich die Klasse Dominique Gonzalez-Foerster mit Paula Allhorn, Pablo Beck, Andria Dolidze, Keta Gavasheli, Luisa Heinz, Aline Julie Hubschmid, Katharina Keller, Mira Mann, Merlin Meister, Sean Mullan, Daria Nazarenko, Cristiana Cott Negoescu, Eunbi Oh, Lukas Panek, Fynn Ribbeck, Alexander Rütten, Fabian Ruzicka, Leonard Schmidt-Dominé, Nan Shen, Roland Sonnabend, Lea Torcelli, Klara Virnich, Di Yang, Irina Yang und Qijia You beim Rundgang mit der Thematik von Diskriminierung und Machtverhältnissen an der Akademie beschäftigt. Zentrum des Raumes bildet die „Titanic-Bar“, die aus gefundenem Material aus der Kunstakademie gebaut wurde: Die Akademie als sinkendes Schiff. Anhand von unterschiedlichen Formaten wie Talks, Dialogen und Diskussionen sowie einem von Studierenden der Klasse organisierten Magazin möchte sie die Öffentlichkeit mit in den Diskurs einbinden.

(Manifest der Klasse Dominique Gonzalez-Foerster)

„It’s 2020 in Düsseldorf, Germany. This academy is filled with sexual harassment and discrimination. It’s hard to talk about it, because people are afraid. Also these problems show up in different forms and they are hard to grasp. Some are actually invisible. Oh… it’s a long story…. It has been told many times… It has been retold again and again… This is the „Last turbulence“. A space where we welcome all political outcasts from academy structures. Women, queers, migrants and the silent ones. Everyone is welcome to take part in this. And it’s deeply important to work together, this is a place that makes struggle visible. This a shelter. Based on the problematic reactions of the institution regarding discrimination in our recent history. We started to question these traditions as a whole concept of: * telling the same story over and over again * letting no space for new narratives. This is a try. This is a collection of mutant traditions, artworks and frames: As Transformers we address this house and ask for fair revenge. Untergang is close. This ship is sinking. The Titanic-Bar is made of found-materials of the academy hallways. Recycling matter and unheard upset dialogues. Talks, discussions, drinks Happening every day. Again and again. To face this problems in this house. To rephrase this old told story of the art world. We are rethinking, processing. Here together.” 

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