Das schlechte Bild ist hausgemacht – Diskussion im Wirtschaftsclub Düsseldorf zum Image der Stadt
Januar 14, 2016 by osi
Auf dem Neujahrsempfang von SKAL INTERNATIONAL, dem weltweiten Wirtschaftsclub der Führungskräfte in der Touristik, präsentierte der Marketing -und Kommunikationsexperte Michael G. Meyer im Wirtschaftsclub Düsseldorf neueste Zahlen aus dem Brandmeyer Stadtmarkenmonitor (über 5.000 Befragte, 50 untersuchte Städte). Das Ergebnis, so Meyer, ist katastrophal: Ob Sympathie, guter Ruf, Einzigartigkeit, Zuzugsbereitschaft, Empfehlungsbereitschaft oder Attraktivität – Düsseldorf taucht erst auf den Plätzen 13-18 auf, als Stadtmarke gesamt auf Platz 14. Als mögliches Stadtreiseziel belegt Düsseldorf Platz 17.
Hier bestätige sich das schlechte Abschneiden der Stadt im Marktanteil von Städtereisen von Privattouristen aus der jährlichen FUR Reiseanalyse.
Das schlechte Bild ist hausgemacht
Für die eingeladenen Experten, die jeweils aus ihrer Sicht Statements abgaben, ist das nicht verwunderlich. Frank Schnitzler von der IG Königsallee warnte vor den Auswirkungen des Städtewettbewerbs. Wir haben zu große Defizite was qualitative ausländische Privattouristen betrifft. „Wir brauchen mehr Mut zu Dingen, die andere Städte nicht machen: Mit 35 Jahre alten Lampen als Weihnachtsbeleuchtung lockt man keinen hinter dem Ofen hervor. Wir brauchen einen Kreativkreis und da nehme ich auch die IG Kö in die Pflicht.“ Schnitzler sensibilisierte auch unter dem Eindruck aktueller Ereignisse für das Thema Sicherheit.
Klaus Laepple: Nur zwei Städte im Minus: Dresden und Düsseldorf
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Deutschen Zentrale für Tourismus und langjährige Präsident der Deutschen Reisebüroverbandes mahnte an: “Alles ist verbesserungswürdig. Düsseldorf vermarktet sich nicht wie die Stadt wirklich ist und es verdient. Kein Wunder, dass die Übernachtungszahlen, soweit wie bisher für 2015 veröffentlicht, im Minus sind.“ Er erinnerte auch daran, dass Düsseldorf es versäumt hat, Chancen in der Beeinflussung wichtiger touristischer Organisationen im Ausland als Mittler zu nutzen. Als man diese hätte in der Stadt einladen können war auf einmal kein Geld da: „Andere Städte machen das intelligenter.“ Laepple kritisierte wie auch Frank Schnitzler den Internetauftritt der Stadt.
Hans Joachim Driessen: Wir brauchen emotionale Positionierung und Nachhaltigkeit
Hans-Joachim Driessen, Geschäftsführer des Wirtschaftsclubs Düsseldorf: „Der Bekanntheitsgrad der Stadt ist übersichtlich! Ich komme ja viel in der Welt herum. Wenn man die präsentierten Zahlen zum Image sieht, kann einem nur schlecht werden.“ Driessen wies darauf hin, dass Düsseldorf so viel auslobbare Dinge hat, die man nutzen könne. „Wir brauchen keine Anleihen bei Themen von Auswärts.“ Würden nur 10% des Geldes für den Grand Depart in die Unterstützung des Rosenmontagszuges gesteckt, wäre das gut angelegte Geld, weil nachhaltig investiert. „Ich vermisse diese Nachhaltigkeit und das Bemühen, mit einer emotionalen Positionierung der Stadt zu punkten.“
Monika Lehmhaus: Man kann nicht zufrieden sein, aber erste Schritte sind gemacht
Monika Lehmhaus wies als Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Tourismus drauf hin, dass OB Geisel das Thema ja angepackt habe. Es werde organisatorische Veränderungen geben und sie setze große Hoffnungen in die strategischen Fähigkeiten des neuen Geschäftsführers der Holding. „Aber klar muss auch sein, das dies organisatorisch nur der Anfang sein könne, denn Boston Consulting habe ja deutlich mehr empfohlen. Düsseldorf brauche zudem einen klaren Markenkern. Lehmhaus: „Wir müssen dringend in Kommunikation investieren und wir haben keine Zeit mehr.“
Michael G. Meyer: Wir brauchen klare Positionierung und Strategie
statt „Fall zu Fall-Taktik“
Meyer: „Das Image-Ergebnis zeigt ja deutlich, wo es hakt: In allen Facetten hat die Stadt einzigartiges zu bieten, nur keiner weiß es.“ Man habe über 20 Jahre nichts kommuniziert und müsse sich nicht wundern zum Spielball negativer und karikierender Kommentare der Medien geworden zu sein – der ESC lasse grüßen.
Das Image ist laut Meyer im Keller. Raus kommt man nur mit nachhaltiger Kommunikation und nachhaltigen Budgets. Meyer plädierte, auf dem Gedanken von Jacques Tilly aufzubauen, die Kreativität der Stadt zu nutzen. „Ich plädiere schon seit Jahren dafür, die umfassende Kreativität zu nutzen – von Industrie über Start-ups, Kreativbranchen und Kultur bis hin zu Handwerk und Brauchtum und dies mit den Menschen dieser Stadt zu präsentieren. Düsseldorfs Sehenswürdigkeiten sind die Menschen, nicht Kirchen oder Historie. „Düsseldorf ist ein kreativer Hotspot“ ergänzte Klaus Laepple.
Die Entscheidung für die Tour de France ist fürchterlich falsch
Alle Experten bei dieser Veranstaltung aber auch viele Stimmen aus dem Auditorium sind mit der Entscheidung für den Grand Depart höchst unzufrieden: Nicht nachhaltig, viel zu teuer, das Geld würde an anderer Stelle zur Imagekorrektur dringend benötigt.
Nach lebhafter Diskussion wünschen sich die Anwesenden unisono mehr strategisches Vorgehen und ausreichende Investitionen in die richtigen und nachhaltigen Maßnahmen.
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