Mein persönlicher „ Mr. Decaffeinato“
Oktober 5, 2012 by osi
Es gibt sie, diese Situationen, die man eigentlich nur aus der Werbung kennt. Es sind die Werbungen, die dann mit Sicherheit und wohlverdient den Marketing Award bekommen und uns unser eigenes Leben langweilig erscheinen lassen.
Von allen Frauen beneidet ist wohl „Miss Volluto“ in dem Spot, in dem sie versehentlich den Koffer von „Mr. Decaffeinato“ vom Kofferband nimmt. Ich reise wirklich viel und jedes mal beim Packen meines Koffers überlege ich genau, welches Dessousteil ich wohl am besten oben auf platziere, falls mir mal solch ein Koffermissgeschick passieren sollte. Der „Tauschpartner“ sollte dann schließlich mit einer kleinen Vorfreude dem Koffertausch entgegenfiebern. Nur, wer reist schon mit einem derart verbeulten übergroßen silbernen Rimowa-Koffer, dem deutliche Beweise meiner Welterkundungen anzusehen sind? Somit ist eine Verwechslung relativ unwahrscheinlich… dachte ich!
Ich habe jedenfalls noch nie einen Koffer aufgemacht und eine schwarze Armani Krawatte statt meiner Victoria Secret Unterwäsche vorgefunden und selbst wenn mir das passieren würde hätte mein Gegenüber niemals einen solch coolen Anzug an, wie dieser Clooney. Das war sicher. Trotzdem. In meinem Koffer oben auf liegt immer was „Kleines“, aus Prinzip und für den Fall der Fälle und dann möchte ich einfach nicht, meine Mickey Mouse Flanell Schlafanzughose oben auf wissen.
Donnerstag, 10.55 Uhr. Flughafen Berlin, die Sonne scheint, das Haar sitzt J … Ich greife “meinen“ Koffer und steuere zielstrebig ein Taxi an.
Die Wege in Berlin sind kurz. „Noch“, denke ich, denn irgendwie freut sich niemand so wirklich über den neuen Flughafen in Berlin, wann immer er dann kommen mag. Das ewig andauernde Schöneberg Debakel ist mir als Ex-Berlinerin ein Dorn im Auge und solch eine Bruchlandung hat Berlin echt nicht verdient. „Das einzig schöne an dem neuen Hauptstadt Airport ist der Name Willy Brandt“, denke ich gerade, als ich meinen Namen höre: „Angela van Moll ?“. Ich drehe mich um.
„Ich habe Ihren Koffer und vermutlich Sie meinen. Um ehrlich zu sein, ich habe es fast geahnt, als sie ihren Koffer – also ich meine meinen Koffer – vom Band genommen haben. Naja und nun habe ich Ihren, weil sie ja meinen haben!“. Der Mann lächelt und ich denke „verdammt schöne Zähne“! „Sie sind doch Angela van Moll? Steht zumindest an ihrem Kofferanhänger!“ und er lächelt noch immer. Tatsächlich, an seinem, also meinem Koffer hängt mein lila Anhänger “Kurztrip“ und an meinem Koffer, der ja seiner zu sein scheint baumelt ein „American Express“ Anhänger.
„Sie sind also mein Mr. Decaffeinato?“ und ich grinse ihn frech an und auch, wenn er gerade keinen ganz so coolen Anzug wie George trägt, wirkt er in seiner Jeans und dem dunkelblauen Sakko irgendwie nicht viel schlechter und während ich ihn kurz grinsend anblinzle sagt er:
„Ich habe es leider sehr eilig, bin eh schon viel zu spät dran, aber ich habe mir erlaubt meine Visitenkarte in Ihren Kofferanhänger zu schieben, falls sie Lust und Zeit haben…!“. Der Taxifahrer hat nun den Spaß an der Situation verloren: „Wat n nun, jibt det hier nen länjeret Jeplänkel?“. „Nein, hier ist der richtige Koffer der jungen Dame!“. „Ziemlich souverän!“, denke ich, während mein Kofferfreund seinen eher neuen silbernen Koffer greift und zum nächsten Taxi zieht. Kofferraum auf, Kofferraum zu und ab geht die Fahrt. „Ritz Carlton“ sage ich, „aber können Sie bitte an der nächsten Möglichkeit kurz halten ich muss an den Kofferraum“. Wenige Minuten später halte ich seine Visitenkarte in meiner Hand. Volker B. heißt also meine persönliche Sahneschnitte, der mir den Tag versüßt hat und dann auch noch aus Köln kommt. Ich greife mein Handy und schicke ihm eine SMS : „Danke, Lust auf Lachen?“. Und prompt entbrennt folgender Dialog:
„…mit Dir immer!“
„Wochenende?“
„Wann und wo immer Du magst!“
„J“
So, ich treffe nun also meinen „ Mr. Decaffeinato“ und was passiert sonst noch so in Düsseldorf?
Den muss ich sehen, also ab ins Kino und am liebsten in die Spätvorstellung: „Wie beim ersten Mal“ mit Meryl Streep und Tommy Lee Jones!
Und am Samstag, 5. Oktober ins Museum Kunstpalast und Andreas Gursky sehen!
Nachtrag:
Ich hatte gerade einen Anruf von Heike. Heike ist die Frau von Volker, meinem „Koffertauschmann in Berlin“. Sie hat meine SMS gelesen (Ok, SMS lesen finde ich eigentlich nicht ganz so gut) und wollte nur, dass ich weiß, dass es sie gibt. Volker ist ein echter Idiot, er ist verheiratet. Ich mag Frauen, die so mutig sind wie Heike. Vor diesen Frauen habe ich Respekt. Leider gibt es viel zu viele, die alles hinnehmen und wegsehen und sich von ihren Männern ihr Leben klauen lassen, alles glauben oder besser glauben wollen … Heike ist anders und hat meine totale Loyalität. Sie hatte eine helle, freundliche Stimme. Wenn wir Frauen nicht spätestens dann zusammen halten, wann dann? Was ich mache?
Vielleicht Volker treffen? J Aber nur, wenn Heike auch kommt!
Also warte ich weiter, denn mein Held wird mich schon finden …
Und für alle die, die Clooney Werbung „Koffertausch“ nicht kennen:
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