Angela – 40 + und Single in Düsseldorf

April 5, 2012 by  

Viele Menschen wundern sich, wenn genau die Beziehungen zerbrechen, von denen sie es am wenigsten erwartet hätten.

Das Aus erwischt viele. Von Los Angeles bis Düsseldorf – egal, ob Promi oder nicht. Es kann jeden treffen. So hat es auch mich erwischt.

Fast erinnert es mich an den Kindergarten und das „Plumpssackspiel“. Kennen Sie das noch? „Dreht Euch nicht um, der Plumpssack geht um …“! Doch irgendwann lag er plötzlich auch hinter mir, dieser „Plumpssack“ und das war dann das Aus für mich. Ich fand das schon als Kind schrecklich und die Kindergärtnerin hatte ich nie lieb, wenn sie freudig zu diesem Spiel aufrief!

So ist das auch bei Trennungen, es kommt das Aus und es ist vorbei. Besser wäre, man hätte vorher schon bemerkt, dass es einen treffen könnte. Es würde nur halb so schmerzhaft sein.

Wie und warum auch immer, ich habe es nicht gemerkt. Für mich war die Welt wunderschön und ich wunschlos glücklich. Mein Mann war der perfekte „früher Klassensprecher, heute Schwiegersohn“-Typ. Dachte ich! Nach zwölf Jahren war ich dann fassungslos – wie auch all unsere Freunde. Damit hatte niemand bei uns gerechnet und ich am wenigsten. Doch es ist wie beim Fussball, Tor ist Tor und Aus ist Aus!

Mit Trennungen ist es wie mit der Liebe: Selten fühlen beide gleich. Einer liebt mehr, der andere weniger, mal andersherum. Bei einer Trennung ist das leider genauso: Derjenige, der sich trennen möchte, ist immer schon weiter mit seinen Gedanken und die Gefühle sind oft bloß noch Erinnerungen.

Oft hat er abgeschlossen und rückt mit der Sprache erst raus, wenn es ohnehin keine Chance mehr gibt, irgendwas zu retten. Aber auch das bemerkt man erst, wenn man sich schon fast zum „Super-Kasper“ gemacht hat. Das klingt ziemlich hilflos, ist es auch.

Es ist wie in einem Gasballon ohne Gas, wie in einem Ruderboot ohne Paddel. Man  kann sich einfach nicht bewegen. Nicht vor und auch nicht mehr zurück! Und nun?

Nun könnte ich mich stundenlang damit beschäftigen, warum das so ist – und Sie können mir glauben, das habe ich getan. Ich habe die Schuld überall gesucht, bei mir, bei ihm, bei uns. Ich habe keine Antwort gefunden. Und noch eines: Wollen Sie wissen, was es bringt, die tagelange Suche nach der verschwunden Liebe? Es bringt gar nichts.

Freundinnen sind natürlich sofort aktiv. Sie wissen, was zu tun ist und sagen „Hey, Du bist toll, Du musst raus!“ – und wissen Sie was? Das bringt auch nichts! Sie  gehen aus, fühlen sich hässlich, weil sie ja gerade frisch verlassen wurden und sind froh, wenn circa 3 Stunden vorbei sind und sie die Legitimation haben, nun nach Hause zu dürfen, weil sie ja so perfekt ausgehalten haben („… und siehst Du? Geht doch!“ hören sie sich dann zur Verabschiedung an). Auf das Sofa zu flüchten bringt aber auch nichts. Es gibt kein Heilmittel, „alles braucht seine Zeit ..“.

So habe ich die ersten Wochen damit verbracht, typische Klischees NICHT zu bedienen, mir NICHT die Haare abzuschneiden, NICHT meinen Anrufbeantworter neu zu besprechen und mir NICHT Rachepläne auszudenken. Obwohl Rachepläne immer eine reinigende Wirkung haben, zumindest die Planung! („So ’ne schöne Ladung Enthaarungscreme in seinem Haarshampoo könnte schon witzig werden!“).

Aber ich habe diese Gedanken gleich verworfen, habe ein Buch mit dem Titel „Er steht einfach nicht mehr auf Dich“ gelesen und wundere mich einfach nicht mehr über das mir so rätselhafte Verhalten meines Ex-Mannes. So habe ich die „Verdauungsphase“ der Trennung sinnvoll genutzt und angefangen, ein Buch zu schreiben – noch nicht ganz fertig, aber bald und bis dahin werde ich Ihnen mal jede Woche zeigen, was ein Single (weiblich, 40+) in unserer Stadt Düsseldorf so erleben kann.

Was macht man als Single Frau  an den Ostertagen in Düsseldorf?

 Dem Wetterbericht glauben und in Folge dessen…

… im Straßen-Cafe erfrieren

oder …

… zum fünften Mal Schlaflos in Seattle sehen?

 Beides erweckt nicht gerade den Anschein in mir,  ausgeglichene und zufriedene Tage zu erleben – von Spaß mal ganz abgesehen.

Eine andere Möglichkeit wäre es, sich einer Schönheits-OP hinzugeben, denn ich könnte ja so herrlich sieben Tage abtauchen, um dann vermutlich „Du siehst ja so erholt aus!“ von allen Seiten zu ernten!

Bauch, Beine, Po im Fitnesscenter auf der Kö?

oder …

Gesicht, Busen, Po beim plastischen Chirurgen auf der Kö?

 Ich liege faul auf der Couch und habe so ziemlich alle Zeitungen, die Frau so braucht um auf dem Laufenden zu bleiben um mich herum und mir war klar,  Wenn ich das alles durchgelesen habe, bin ich auf dem aktuellen Stand aller „Must Have“-Artikel für April 2012. Ein herrlicher Gedanke!

Natürlich auf jedem Cover faltenfreie Strahle-Frauen mit ewig langen Wimpern und Babyhaut. An Bildbearbeitung denke ich nicht, ich will mir doch nicht die Illusion nehmen lassen, dass genau „diese“ Wimperntusche dieses Bambi-Wunder vollbringen kann!

Fast auf jeder Seite ein Volltreffer, ein „Forever-Young“-Wunder und wieder das Thema Beauty-OP Es geht einfach kein Weg daran vorbei! In den USA bereits ab 20 ein Thema, also darf ich doch mal als 40+ genau nachlesen, was denn nun so machbar ist. Ich starre auf das Foto von Kate Moss. 38 Jahre. Was, die auch?

Zwei Fotos zum Vergleich, so ein “Vorher–Nachher“-Thema wird mir vor Augen gehalten!

Auf dem einen Foto: Ungeschminkt, fettige Haare aus dem Gesicht, kleine rote Hautveränderungen – um ehrlich zu sein Pickel! Kate Moss hat also auch mal welche! Daneben das “Nachher“-Foto: Leicht gebräunt, lange Wimpern, wallende glänzende Haare! Überschrift: Jungbrunnen! Spätestens an der Stelle bemerke ich sogar den Betrug, wie ein Foto blenden kann! Gemein finde ich das! Arme Kate! Ich lese weite. Kates Jungbrunnen lässt mich nicht nervös werden. Vermutlich sind selbst die Pickel nicht echt.  „Neidische Redakteurinnen oder Grafikerinnen“  denke ich, die genau SO gerne aussehen würden und mit Freude und Mausklick  gemeine Veränderungen an Kate vornehmen.

Nächste Seite: „Hollywood im Beautychaos“ und nicht genug, auch Carla Bruni bekommt es Dicke ab: „Probleme mit dem Älterwerden“ – nun tut mir Carla leid.

Welcher Frauenhasser nimmt denn all meine Lieblinge ins Visier?

Es geht weiter mit Lady Gaga, na ja nicht gerade mein Geschmack, aber trotzdem: Alles unecht? Nun wird die Nase bewertet und direkt daneben auch noch der Po von It-Girl Kim Kardashian. Hier stellt sich die weltbewegende Frage: Hat sie sich wirklich den Po aufspritzen lassen? Ein Foto im prallen Stretch-Kleid zeigt sexy Kurven und ich stelle mir eher die Frage „Wie sitzt man denn auf einem aufgespritzten Po“? Muss man den nach jedem Sitzen wie Knete in Form bringen? Bei der Vorstellung muss ich grinsen!

Ich überlege, ob ich weiter lesen, oder besser gleich beim Arzt meines Vertrauens mein Konto abliefern soll? Ich komme in Fahrt und verschlinge bedingungslos jede Information über zierliche Nasen und lerne alles über die Schnittfolge von einem US-Lifting.

Ich weiß jetzt genau, wo Wangenimplantate sitzen müssen und was eine Kiefernkorrektur nicht kann. Hyaluronsäure oder Botox all das verstehe ich ja noch, aber den Rest?

Schnell wird mir klar: Ich bin verunsichert!

Ich stelle mich vor den Spiegel, verziehe den Mund und finde meinen Wangen auch ohne Implantate okay. Schlauchbootlippen kommen für mich auch nicht in Frage und mit einem großen Busen würde ich aussehen wie eine armselige Comicfigur die Spiderman nachstellen möchte! Meine 75b sind recht okay!

Der Frühjahrs-Ckeck geht weiter: Ich ziehe meine Gesichtshaut straff nach hinten, der Mund geht sofort in ein breites Grinsen über, wird zur Fratze.

Erschrocken lasse ich los und klopfe die Haut im Gesicht, damit kein „Schaden“ zurückbleibt.

Mein Po: „Rund und da wo er sein muss!“ – alles meins und muss auch nicht mit Eigenfett bearbeitet werden entscheide ich! Auch sehe ich keine Stelle wo man mir was absaugen sollte um dann wohlmöglich noch Dellen in Kauf zu nehmen!

Sport würde mir gut tun und ich nehme mir sofort vor, jeden Tag „zu gehen“. „Naja, jeden zweiten Tag“, schränke ich mich ein.

Die Redakteurin hatte jedoch erreicht was sie wollte: Ich habe ihre Artikel gelesen und mich selber unter die Lupe genommen. Sie hat meinen sportlichen Ehrgeiz geweckt und mir die Sicherheit gegeben, dass ich keinem “Schnittmuster“ der Schönheits-OP’s  folgen werde!

Da bleibt aber noch ein Problem Die Osterwoche steht noch immer vor der Tür, besser gesagt der Osterhase. Und der Wetterbericht gibt mir noch immer nicht das Go für meine neuen goldenen Sandalen – es sieht verdammt nach UGG-Boots aus!

Ich lege meine Stirn in Falten und mache mir Sorgen um mich selbst, um den Osterhasen und um die Zeit, die ich ja nun nicht mit einer Schönheitsoperationen nutzen werde! Schnell klopfe ich auch meine Stirnfalten weg. Sicher ist sicher.

Habe ich doch gerade gelesen: Haut ab 30 (ja, ab 30 schon!) ist wie ein Gummiband und die Elastizität lässt nach! Ich kann allen nur sagen: Klopfen hilft!

Klopfend sitze ich nun vor meinem Mac.

„Flüge online“ – Air Berlin, mein Freund und Retter! Düsseldorf – Mallorca – Düsseldorf. Morgen Früh für 249 Euro. Nun muss ich schnell handeln!

Fest buchen. Enter! Pling, eine Mail. Buchungsbestätigung!

Ich denke noch einmal über eingefrorene Gesichtszüge und Schlauchbootlippen nach. Bei mir bricht nicht die Alterspanik aus! Kleinere Falten mindern? Mit Sicherheit! Weiter meine Faltencreme gut einmassieren? Ja, ich will! Aber bringt mich eine „getunte“ Fassade wirklich meinen Prinzen näher? Und wenn ja, will ich so einen Prinzen überhaupt? Nein! Klare Entscheidung und ab nach Mallorca! Mal sehen, vielleicht gibt es in den nächsten Osterferien ja ein passendes Angebot für eine “Erneuerung “in einer dieser Zeitungen. Dieses Jahr war jedenfalls nichts für mich dabei!

So, Du Osterfest mit Hasenfreude und Eierwahnsinn, Du kannst kommen, denn ich bin mal weg!

Ein letzter Blick in die Zeitung: Demi Moore wird nun echt von Ashton im Stich gelassen. Dieser gemeine Jüngling! Und Heidi Klum? Zurück zu Seal? „Nein!“, denke ich, „bitte nicht“! Du hast nie mehr ein Foto für ihn, er ist nicht „weiter“!

Ich werfe endlich meine goldenen Sandalen, High Heels und Joggingschuhe in den Koffer (die Joggingschuhe müssen später dem neuen Keilabsatz-Schuh im Blumenprint weichen. Sport-Start reicht auch nach Ostern).

Kurz überlege ich noch Heidi und Demi eine Mail zu senden: „Hi, girlies, lasst uns zusammen auf Mallorca die Hasen vertreiben!“ Ich lasse es sein, vermutlich kommen sie eh nicht – und ich hätte auch gar keine Mailadressen der beiden. Lässig bis partytauglich, mein Koffer ist voll! Mallorca, ich komme!

PS: Horoskop Info besagt Ausgehen und sich amüsieren. Man(n) wartet nur darauf, Sie aufzumuntern.

 

 

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