Dorfstube stößt mittags an Grenzen

Januar 27, 2011 by  

Von Wolfgang Osinski

Nach dem ersten Besuch in der „Dorfstube“, Oberkassels neuer Restaurant-Attraktion, mochte man der Familie Bareiss gleich einen Blumenkranz winden. Der zweite Besuch hat die Begeisterung ein wenig gedämpft. Keine Abkehr von der generell positiven Bewertung des Ambientes, der Küchenqualität und des Service. Doch konnte man heute Mittag merken, wie Küche und Serviceteam bei Vollauslastung an ihre Grenzen kamen.

Man sitzt vergleichsweise eng in den schönen Schwarzwald-Stuben, weshalb akustische Beglückung vom Nebentisch billigend in kauf genommen werden muss. Wenn der dadurch bei Vollauslastung programmierte Geräuschlevel jedoch noch durch umher wuselndes Personal flankiert wird, kann es turbulent werden. Der Service zumindest muss souverän und ruhig bleiben.

Die Terrine von Schwarzwälder Bachforelle und Zander mit Meerettich-Schmand und Kräutern (11,60 €) als Vorspeise war ganz ausgezeichnet. Die Linsensuppe (Älbler Leise mit Saitenwürstchen und handgeschabten Spätzle / 13,60 €) konnte ein wenig Essig vertragen und die Spätzle kamen etwas matschig auf den Tisch, die Würstchen dagegen waren erstklassig. Die Frage der Konsistenz einer Linsensuppe ist gewiss Geschmackssache, ich hab’s gern dünnflüssiger als heute serviert.

Die 0,7-l-Flasche Wasser (Teinacher) ist mit 5,70 € gut bezahlt, der Achtelliter Grauburgunder (5 € ) hätte kälter sein dürfen. Mein Gast war mit der Roulade vom Weiderind (23,30 €) weniger zufrieden, als ich beim ersten Besuch, das Fleisch war zu fest.

Wir schieben das auf die Anlaufschwierigkeiten und begrüßen nach wie vor die Schwarzwaldstube als  Bereicherung des gastronomischen Angebotes der Stadt. Allerdings muss Gastronom Christian Bareiss darauf achten, dass er die eingeschlagene Flughöhe hält: Düsseldorfer können zickig sein.

Die Gäste heute entsprachen exakt dem Oberkasseler Schicki-Profil, wie man es kennt. Auch und vielleicht gerade die Klientel sucht in der „Dorfstube“ das Echte, Authentische, denn das liegt im Trend. Wenn die „Dorfstube“ dieser Vorstellung dauerhaft entspricht, ist dem Restaurant Erfolg beschieden. Bei Saitta könnte es jetzt ruhiger werden.

NACHTRAG, 4.Februar 2011: Bei einem dritten Mittagsbesuch überwogen positive Eindrücke. Die Speisekarte, die man schnell rauf- und runter gegessen hat, soll künftig saisonal geändert werden, vermutlich das erste Mal zu Beginn der Spargelsaison.

Kommentare

One Response to “Dorfstube stößt mittags an Grenzen”

  1. Obenoffen on Februar 10th, 2011 20:31

    Düsseldorfer können nicht nur zickig, sondern auch wählerisch sein.
    Aus aktuellem Anlaß möchte ich Ihre kulinarische Sichtweise nur ca. 80 m weiter über den Belsenplatz leiten.
    Ich habe heute Mittag (wieder einmal) in der Brasserie eine Rinderroulade mit Püree, Wirsinggemüse und leckerster Bratensoße für satte 12,50 Euro genossen. Der Milchkaffee wird inzwischen mit 3,50 Euro bepreist. Seit Eröffnung vor 1,5 Jahr eine erträgliche Preissteigerung. Empfehlenswert sind neben den „üblichen französischen Verdächtigen“ u. a. auch die Nudeln mit Bresaola, gelegentlich auch mit grünem Spargel, Pinienkernen und frittiertem (!) Spinat. Erinnerte mich etwas an grüne Chips, war aber ebenfalls lecker.
    Nebenbei hat Jenny Hülsmann für jeden Gast ein nettes Lächeln übrig. Werktätiger in der Mittagspause, was willst Du mehr ?