Sonne in der Reitallee – Petrus muss ein Schütze sein

Juli 19, 2009 by  

Die Wahrnehmung Düsseldorfs beschränkt sich für viele Menschen auf Königsallee, Altstadt und Medienhafen. Das ist natürlich eine verengte Perspektive. Neben vielen anderen Aspekten –  Messestadt, Wirtschaftsstandort, Werbers Hauptstadt, Kunstmetropole, Zentrum des Handwerks – ist Düsseldorf auch eine Stadt mit Tradition, in der Brauchtum gepflegt wird. (Weiter unter dem nächsten Foto, weitere Fotos unten, am Ende des Berichts)

Stadtspitze komplett „angetreten“: Rechts: Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) mit Stadtkette, von links: Bürgermeister Fritz Conzen (CDU) und die Bürgermeisterinnen Gudrun Hock (SPD) und Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Fotos: Johannes Galert

Dazu gehören die Kirmes und das Schützentum. Rund 3000 Schützen paradierten heute unter dem Kommando von Schützenoberst Günther W. Pannenbecker über die Reitallee im Hofgarten und demonstrierten durch verschiedenfarbige Fahnen und Uniformen den Reichtum des Brauchtums dieser Stadt. Ja, auch das ist Düsseldorf und es ist nicht die geringste der Facetten dieser Stadt.

Heute morgen, beim offiziellen „Kirmes-Gottesdienst“ in der St. Lambertus-Kirche, wird der Pfarrer womöglich auch für gutes Wetter gebetet haben. Wenn nicht er, wird der eine oder andere Schütze ein Stoßgebet nach oben geschickt haben. Es hat geholfen: Wenn auch während der Parade der 3000 Schützen unter Schützenoberst Günther W. Pannenbecker (Foto / auf neuem Pferd) ein wenig Regen fiel, hatte der Himmel doch sehr schnell ein Einsehen, ließ den Regenfluß versiegen und schickte Sonne: Petrus muss ein Schütze sein.

Oberbürgermeister Dirk Elbers (mit seiner charmanten Ehefrau Astrid) nahm den Aufmarsch der Schützen ab und viele sahen ihn  erstmalig mit offizieller Amtskette, die er beim Aufmarsch an den Rheinterrassen angelegt hatte und die nach der Meldung Pannenbeckers nach Abschluss der Parade an Schützenchef Lothar Inden gleich wieder unter Verschluß kam.

Beobachtungen bei dem Aufmarsch mit Marschmusik: Erstaunlich viele junge Leute, die Schützen scheinen keine Nachwuchsprobleme zu haben, die Tambourmajore, die vorweg marschierten, legten sich kräftig ins Zeug, um Figurnoten zu erzielen: Stechschritt wie bei den russischen Paradesoldaten am Kreml. Zackig auch das Neusser Tambourcorps (Foto). Einige Damen trugen Hüte wie man es sonst in Düsseldorf allenfalls beim Henkel-Rennen sieht. Das brachte Flair in den Hofgarten.

Danach Besuch auf der Kirmes: Bei Georg Broich im Französischen Dorf gegessen: Ente, ein guter Roter, eine Créme Bruleée in elegantem Ambiente – großartig. Wer das Oktoberfest kennt, wird begeistert sein von dieser gastlichen Oase am Rheinufer. Beim „Käfer“ auf der Münchner „Wies’n“ sitzt man immer extrem beengt, bei Georg Broich hat man Platz ohne Ende. Gehen Sie hin und genießen Sie die Ruhe und ein gutes Essen, inmitten des ganzen Rummels.

Die Fahrgeschäfte: Mein Gott! Wer die „Wilde Maus“ schon grenzwertig fand, muss jetzt bei den Newcomern passen. Ich habe ja nie so recht verstanden, weshalb Menschen Geld dafür bezahlen, sich in einen nicht erstrebenswerten Zustand zu versetzen, aber weiß nun, dass Masochismus „in“ ist. Einige Fahrgeschäfte sind wirklich extrem: „Flash“ etwa oder „Devil Rock“ und „Power Tower“ sind solche Malträtiergeräte. Der als Innovation angekündigte Event Tower ist leider nicht rechtzeitig fertig geworden, man darf gespannt sein, was hier ab morgen (?) geboten wird.

Wir beschränkten uns auf das Riesenrad, das jetzt – dank des Lokalpatriotismus von Oscar Broich – ein Fortuna-Logo ziert und genossen den Rundumblick.  Das „Füchschen“-Zelt, eindeutig Hotspot der Kirmes, war proppenvoll, wir tranken unser Altbier im „Schlüssel“, wo gestern der beste Kirmesumsatz seit Jahren gegongt wurde und die Stimmung bestens war.  Die Gruppe „Sick’s Packs“ tat hier ihr Bestes, um das überwiegend junge Publikum bei Laune zu halten.

Gleich neben dem „Schlüssel“-Zelt gibt es übrigens noch eine sehr ordentliche Bratwurst, die mußte noch sein.

Beim Marsch durch die Stadt: Oberbürgermeister Dirk Elbers mit Schützenchef Lothar Inden (ganz rechts), Bürgermeisterin Strack-Zimmermann (ganz links) und Schützenoberst Günther Pannenbecker (auf dem Pferd) sowie weiteren prominenten Schützen wie dem Schützenkönig (leicht erkennbar an dem Schwermetall)

Prächtiges Bild: Das Tambourcorps vor dem Rathaus

Wenn sie spielen, ist die Stimmung garantiert: Swinging Fanfares in der Altstadt

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