Jürgen Marbach: Ein Macher macht weiter

Juli 11, 2009 by  


Von Hermann Beckfeld *

Was macht einer, der als Chef von LTU und 3000 Mitarbeitern aufhört? Der seinen Anteil von 45 Prozent an der Fluggesellschaft für Millionen verkauft? Ganz einfach: Er heuert als Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg an und feiert ein Jahr später die Deutsche Meisterschaft.

Denn nur noch Golf spielen, auf einer Yacht die Seele baumeln lassen, als Multimillionär den Luxus genießen – das kam für Jürgen Marbach nicht in Frage. „Da habe ich im Interview, zugegeben etwas macho-like, gesagt, dass ich nur noch etwas machen möchte, was mir Spaß macht, am liebsten irgendetwas mit Autos, mit Sport, vielleicht auch mit Medien.“

Chefetage

Drei Wochen später macht er etwas mit Autos, mit Sport und mit Medien. Da hatte ihm längst die Chefetage von VW ein verlockendes Angebot unterbreitet, das ein Macher und Fußballfan wie Marbach nicht ausschlagen kann. Er wird Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. „Aber nur, weil die Vorstandsmitglieder von VW mir zusicherten, ihre Unterstützung für den Verein auf Jahre hinaus beizubehalten.“Die Fußball-Szene wundert sich. Gleich nach Dienstbeginn am 1. Juli 2008 verkündet der einstige Libero des VfL Rheinhausen und Mittelstürmer einer Studenten-Auswahl seine Ziele: In drei Jahren soll der VfL, bis dahin Bundesliga-Mittelmaß, einen Titel holen. Wie wir heute wissen, kommt es anders. Dzeko, Grafite und Co. stürmen schon zehn Monate später zur Meisterschaft, Felix Magath wird zu Recht als Meistertrainer und Vater des Erfolges gefeiert. „Ich kenne niemanden, der so konzentriert, ehrgeizig und gradlinig arbeitet, um seine Ziele zu erreichen“, lobt Marbach. Dass er, einst Chef einer riesigen Airline, fortan in Magaths Schatten steht, stört ihn nicht. „Ich habe es sogar genossen“. Der Doppelpass mit Magath klappt optimal.

Nach Magaths Wechsel zu Schalke ist der graugelockte Manager, bisher zuständig für Marketing, Organisation und Arena, noch stärker in der Verantwortung: Jürgen Marbach lässt den Sommerurlaub ausfallen, führt Vertragsverhandlungen mit Spielern. Stuttgarts Ex-Trainer Armin Veh kommt in die VW-Stadt. Zu ihm baut Marbach nach wenigen Wochen ein freundschaftliches Verhältnis auf. „Es macht vieles einfacher, weil wir auch gemeinsam lachen können.“ Die Meisterschaft zahlt sich aus. „In Krisenzeiten klagen Klubs über mangelndes Sponsoren-Interesse, da haben wir den Meister-Bonus.“ Besonders bei den Fans. So steigerte der VfL in der vergangenen Saison die Zuschauerzahl von durchschnittlich 14 500 auf 27 000 pro Spiel. Der Dauerkarten-Vorverkauf für die aktuelle Spielzeit muss aus Kapazitätsgründen voraussichtlich gestoppt werden.

Die Arbeit empfindet Marbach nicht als stressig: „Es ist ja leichter, 200 statt 3000 Mitarbeiter zu führen. Und es war schon nervig als Touristiker zu erklären, warum mal wieder drei Buchungen fehlen.“

Hotel auf Usedom

Wobei er dem Reisegeschäft treu bleibt. Er hat sich ein Hotel auf Usedom gekauft, hält Mehrheitsanteile an einem CallCenter mit 75 Mitarbeitern, das für Air Berlin und den Düsseldorfer Flughafen tätig ist. Seine Familie mit seinen drei Kindern blieb am Rhein. Zumindest Sohn Nick, ansonsten Fan der Bayern, schwärmt nun auch für die Wölfe. Sein Vater kann die Liebe zu Fortuna Düsseldorf nicht verhehlen. Als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender freut er sich über den Aufstieg in die 2. Liga.Kuriosität am letzten Spieltag: Beide Klubs hatten Werder Bremen zu Gast. Der VfL siegte gegen die 1. Mannschaft vor 30000 Zuschauern, zur Partie der damals drittklassigen Fortuna gegen Bremen II kamen 52000 Fans.

*Der Autor ist Chefredakteur der Dortmunder Ruhr Nachrichten

Kommentare

One Response to “Jürgen Marbach: Ein Macher macht weiter”

  1. Tristar Charly on Juli 13th, 2009 20:29

    Schade, dass Sie die Person „Jürgen Marbach“ so sehr verkennen. Wie kann man jemanden als „Macher“ titulieren, wenn der jenige ausser „Kaputtmachen“ nichts auf die Reihe bekommen hat.
    Als Manager glänzte Herr Marbach zu seinen LTU Zeiten vornehmlich mit Abwesenheit. So zumindest schilderten seine Mitarbeiter ihn gerne. Wenn es um konkrete Fakten und Zahlen ging,war Ihr „Macher“ jedenfalls meistens nicht im Bilde. Sei es die Kerosinpreisentwicklung, die Absicherung des US Dollars, die Flottenentwicklung und Streckenplanung. Wenn es um entscheidende Themen bei LTU ging, war Herr Marbach in der Regel nicht informiert. Anstatt die Firma auf Kurs zu bringen vergnügte sich der Chef …(von Düsseldorf Blog gelöscht).
    Als dann seine Eloquenz nicht mehr genügte um die offensichtlichen Schwächen seines Handelns zu überspielen, verhökerte er dieses Traditionsunternehmen LTU an den Unternehmer Wöhrl für den sybolischen Euro. Wöhrl dankte ihm dieses Geschenk indem er ihm hierfür 30 Millionen Euro überwies.
    Ist das etwa eine Leistung? Für mich ist das …(von Düsseldorf Blog gelöscht).
    Ihr „Macher“ Marbach hat es geschafft eine gut aufgestellte Fluggesellschaft, die es trotz der Schweizer Zerstörungswut schaffte alle Kredite zu bedienen und sich aus dem Sumpf des Herrn Bruggisser selbständig befreite, in kurzer Zeit zu zerstören.
    Wo ist denn die LTU heute? -vom Markt verschwunden. Dank Ihres „Machers“ haben etliche Familien in Düsseldorf ihre Lebensgrundlage verloren.
    Währenddessen vergnügt sich Herr Marbach mit seinen Millionen.
    Es ist eine Schande für das gesamte deutsche Unternehmertum einen wie Marbach als „Macher“ zu bezeichnen.
    MfG
    M.Meier