Tausendfüßler-Abriss und Tunnelbau – wer soll das bezahlen? Gudrun Hock sieht Kosten weit über 220 Mio. Euro
Mai 14, 2009 by osi
Auf diesem Foto von 1962 (c: Saskia Zeller) sieht man, wie elegant der Tausendfüßler die City überspannt. Der Platz neben der Johanneskirche ist noch frei. Hier schmiegt sich mittlerweile das P & C-Haus in die Kurve.
Im Jahr 2011 soll der unter Denkmalschutz stehende „Tausendfüßler“ fallen. Der kölner Architekt Juan Pablo Molestina, mit dem Düsseldorfer Thomas Fenner Gewinner des Wettbewerbs für den Kö-Bogen, Teil II, sagt über dieses Bauwerk, es sei das „eleganteste Infrastrukturbauwerk, das ich in Europa kenne“.
Mal davon abgesehen, dass Düsseldorf, allen voran die Taxifahrer und Hotelmanager, von den Bauarbeiten in der City die Nase voll hat, stellt sich vielen Bürgern jetzt die Frage, wo in diesen Zeiten das Geld herkommen soll, um die Tunnel, die anstelle des Tausendfüßlers geplant sind, zu bezahlen. SPD-Bürgermeisterin Gudrun Hock (Foto) und die Fraktion im Rathaus befürchten gemäß NRZ, „dass die Tunnel unter dem Kö-Bogen wesentlich teurer werden als bisher veranschlagt.“ Die Mittel von 220 Mio. Euro würden bei weitem nicht ausreichen, sagt Gudrun Hock. Und Fraktionschef Günter Wurm fragt: „Wer soll das alles bezahlen?“. Die SPD fordert eine neue Kostenaufstellung.
Die Rheinische Post erinnerte gestern an Zeiten der Finanzkrise, als die Stadt sogar den Brunnen das Wasser abdrehen mußte. Mit dem auch in diesem Jahr abzusehenden Einbruch der Gewerbesteuer platzte 1993 die Düsseldorfer Wohlstandsblase. In diesem Jahr sollen 908 Mio. Euro aus der Gewerbesteuer in das Stadtsäckel fließen. Anfang kommender Woche sollen aktualisierte Zahlen vorliegen.
Dieses neuere Foto zeigt, wie sehr der Tausendfüßler Teil des Stadtbildes geworden ist. Im Vordergrund die Palmen als Teil des Grünensembles von Tita Giese – Foto: Creisner
Darauf darf man gespannt sein, wobei alle Mitwirkenden der Bürgeraktion „Lott stonn“ davon abgesehen, ihren liebgewonnenen Tausendfüßler behalten wollen und in der neuen Planung keinen Mehrwert sehen.
Die FAZ schrieb im Dezember 2007:
Die Vereinigung der beiden Hälften des Hofgartens durch Tieferlegungen mag erstrebenswert sein, doch die Straßenbahn wird ihn weiter trennen. Was aber bringt dessen Verbindung mit der Königsallee, wenn deren Nordseite nicht mehr vom Verkehr erreicht wird und weiter verödet? Und wird, wenn ausgerechnet ein langweiliges Bankgebäude dort plaziert wird, der Park nicht eingeengt und um seine Sichtbeziehungen gebracht? In einer richtigen Metropole würde kein Stadtplaner auf die Idee kommen, die Personenkraftwagen ganz auszuschließen, gehören sie doch zu einer Großstadt dazu.
Hier der komplette Artikel aus der FAZ: „Ganz schön leichtsinnig: Wie sich Düsseldorf unter die Erde bringt„.
Das stärkste Stück ist ja wohl, dass der Tausendfüßler angeblich nicht mehr zeitgemäß ist. Mit dieser Begründung könnte man auch den Kölner Dom abreißen. Der Tausendfüßler ist zu Recht ein Baudenkmal und gehört zu Düsseldorf. Es ist nicht nur eine Kostenfrage, diese wunderbare Hochbrücke stehen zu lassen sondern auch eine Frage der Denkmalpflege.