Wehrhahnlinie – Düsseldorf inszeniert Kunst unter Tage
März 5, 2009 by osi
So inszenierte der Düsseldorfer Stararchitekt Christoph Ingenhoven den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof
U-Bahnhöfe können Schreckensräume sein, schmutzige, dunkle Löcher, die Angst machen. Die Stadt Düsseldorf präsentierte heute, wie sie bei der Wehrhahnlinie genau diesen Eindruck vermeiden will: Tageslicht soll auf die Bahnsteige fallen und in den Bahnhöfen will die Landeshauptstadt ihrem Ruf als Kunstmetropole gerecht werden: Bei der Gestaltung der Bahnhöfe hatten Künstler das Sagen.
Positives U-Bahn-Beispiel Wien – auch hier verschönert Kunst die Unterwelt
Aus einem internationalen Architektenwettbewerb im Jahr 2000 war das Darmstädter Team netzwerkarchitekten mit der Idee eines „unterirdischen Kontinuums“ als Sieger hervor gegangen. Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe über das drei Millionen Euro teure Kunstprojekt unter Tage:
„Mit der besonderen Form der Gestaltung will die Stadt Düsseldorf ein Zeichen setzen. Wir sehen die neuen U-Bahnhöfe nicht mehr nur als reine Zweckbauten, sondern als besondere Visitenkarten der Landeshauptstadt, die durch ihre attraktive Gestaltung auffallen.“
Neben der bereits im Architekturwettbewerb mit eingebundenen Künstlerin Heike Klussmann wurden in einem beschränkten Realisierungswettbewerb zur Kunst, den das Kulturamt durchgeführt hat, weitere
Künstlerinnen und Künstler für die kreative Gestaltung der neuen UBahnhöfe ausgewählt: die Künstlergruppe Ralf Brög/Petra Rinck , Thomas Stricker, Manuel Franke, Ursula Damm und Enne Haehnle.
Im architektonischen Wettbewerb war die Idee entstanden, das Konzept des Kontinuums mit einer reliefartigen Bearbeitung der Betonwände zu verbinden. Auf die Oberflächen aus hochwertigen Betonfertigteilen wird eine dem Sicherheitsmuster von Dokumenten wie Reisepass oder Personalausweis
nachempfundene Reliefstruktur aufgebracht. Die sich verdichtenden Linien aus den Fügungen der Plattenbauteile geben den Eindruck von Räumlichkeiten und erzeugen eine Dynamisierung der Bahnhofsröhre. Die Oberfläche soll wie eine „mathematisch definierte Schlangenhaut“ wirken.
Nach oben werden die Stationen über Einschnitte mit dem Stadtraum verbunden. Durch kegelförmige Schlitze gelangt natürliches Licht zu den U-Bahnhöfen. Mit diesen Einschnitten und der künstlerischen Gestaltung sollen die einzelnen Stationen eine eigene Identität erhalten, was Benutzern auch Orientierung durch den Wiedererkennungswert ermöglicht.
Die Jury unter Vorsitz des Architekten Walter von Lom hatte bei der Entscheidung gewürdigt, dass alle neuen Bahnhöfe zu einer unterirdischen Inszenierung werden und „eine wunderbare U-Bahnwelt schaffen.“ Das Projekt wurde als durchgehend hervorragende Arbeit bewertet, die über die Fragen von Ausstattung und Design hinausgeht, sich dem Zeitgeist entzieht und somit über lange Zeit Gültigkeit hat.
Hintergrund: Die Wehrhahn-Linie
Die neue U-Bahn-Strecke verläuft vom S Bahnhof Wehrhahn über 3,4 Kilometer durch den Straßenraum der Einkaufsstraßen „Am Wehrhahn“ und Schadowstraße. Sie unterquert die Bebauung zwischen Berliner
Allee und Königsallee sowie den Kaufhof und führt weiter durch Kasernen-und Elisabethstraße zum S-Bahnhof Bilk. Für den Bau werden bis 2014 rund 650,5 Millionen Euro investiert. Acht Haltepunkte und Bahnhöfe liegen entlang des neuen Abschnittes, in den von der Grafenberger Allee und am Bilker Bahnhof bestehende Strecken einmünden. Neben den oberirdischen Haltepunkten Wehrhahn S und Bilk S sind dies die
unterirdischen Stationen Jacobistraße/Pempelforter Straße, Schadowstraße, Heinrich-Heine-Allee, Benrather Straße, Graf-Adolf-Platz und Kirchplatz.
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