WiWo-Chef: „Es ist Selbsttäuschung zu glauben, man könnte kurzfristig auf Atom- oder Kohlekraftwerke verzichten“
Februar 15, 2009 by osi
Roland Tichy, Chefredakteur der in Düsseldorf erscheinenden „Wirtschaftswoche“, über die schizophrene Haltung zur Energiepolitik. Auszug:
In der Energiepolitik lebt Deutschland in einem einzigartigen Selbstbetrug, leugnet Tatsachen, die Wohlstand und Sicherheit gleichermaßen gefährden. Denn: Die Atomwolke aus Tschernobyl hat ja nicht an der Grenze haltgemacht, sich nicht von rot-grünen Petitionen zum Abregnen bringen lassen. Rund um Deutschland, und zwar immer näher um uns herum, werden immer mehr Atomkraftwerke gebaut, finanziert – auch vom deutschen Stromverbraucher – und ausgelegt, um Deutschland zu versorgen. Damit liegt die Bundesrepublik im Gefährdungsbereich der Risikotechnologie – aber hat keinerlei Einfluss mehr auf die Sicherheit der neuen Anlagen in Frankreich, der Schweiz und denen, die in Ländern mit zweifelhafter Sicherheitskultur geplant oder im Bau sind – etwa Slowenien, Bulgarien und Albanien. Es ist ein dialektischer Treppenwitz, dass der Stilllegungsbeschluss für bestehende Atomkraftwerke in Deutschland nicht zu weniger Atomstromrisiko führt – sondern zu mehr, weil die Meiler außerhalb unserer Gesetze und Sicherheitsbedingungen entstehen.
Es ist Selbsttäuschung zu glauben, man könnte kurzfristig auf Atom- und Kohlekraftwerke verzichten.
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