OB-Wahl Düsseldorf: Den ersten Bürgermeister gab es 1303 – Wer wann und wie in Düsseldorf regierte

Juli 24, 2008 by  

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Verstorben am 20. Mai 2008: Joachim Erwin (links), Nachfolgekandidaten Dirk Elbers (CDU), Karin Kortmann (SPD)

Wenn, wovon wir mal ausgehen, Dirk Elbers am 31. August zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt gewählt wird, ist er ungefähr das 320. Stadtoberhaupt. Dieter Jäger von der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt hat in den Archiven gegraben und zeichnet hier die Geschichte der bekannten Stadtoberhäupter nach.

Seit 1303 (Erwähnung des ersten  Bürgermeisters Heinrich Rumpold)  hat es in Düsseldorf etwa 320 Bürgermeister gegeben.  Oberbürgermeister gibt es erst seit 1815, die preussische Regierung vergab den Titel an Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern.

Ein „Stadtdirektor“ wurde dem  Magistrat von Kurfürst Karl Philipp 1716 zur besseren Polizeiverwaltung aufgezwungen, aber schon 1722 wieder aufgehoben. Erst nach 1945 gab es wieder einen Stadtdirektor, der mit dem Oberbürgermeister die Doppelspitze der Stadt darstellte.

Die Franzosen ernannten 1806 einen Stadtdirektor (Maire) statt des Bürgermeisters,  plus einen Beigeordneten, einen Polizeikommissar und einen Sekretär. Der Stadtrat hatte lediglich eine beratende Funktion. Das Ganze wurde  Municipalverwaltung genannt.

Nach dem Wiener Kongress gliederte sich der preußische Staat in zehn Provinzen. Das Großherzogtum Niederrhein mit der Hauptstadt Koblenz und die Provinz Jülich-Cleve Berg (Hauptstadt Köln) wurden 1922 zur Rheinprovinz zusammengelegt.

Untergeordnet waren Regierungsbezirke, Kreise, denen ein Landrat vorstand, und schließlich Bürgermeistereien oder „Samtgemeinden“.  Düsseldorf war damals lediglich Hauptstadt eines Regierungsbezirks, Hauptstadt eines Land- und eines Stadtkreises sowie Beamten- und Garnisonsstadt (14.Division).

Die Preussen übernahmen zunächst die französische Munizipalordnung. Nur die Namen änderten sich: aus „Maire“ wird Oberbürgermeister, „Munizipalräte“ werden Stadträte.

Die Samtgemeinde Düsseldorf (20.524 Einwohner) bestand 1815 zunächst aus der eigentlichen Stadtgemeinde (7400 Einwohner)  plus 12 Kommunen: Neustadt (1055 Einwohner) – gemeint ist das Gebiet zwischen Altstadt und Bilk -, Hamm(1400 Ew.), Pempelfort (1200 Ew.), Derendorf (900), Bilk (600), Grafenberg- Flingern (500), Stoffeln (330), Mörsenbroich(290), Volmerswerth (280), Flehe (280), Oberbilk (300) und Golzheim(270). Der Rest des heutigen Düsseldorfs gehörte zu fünf anderen „Bürgermeistereien“: Kaiserswerth, Angermund, Gerresheim, Hubbelrath und Benrath.

Bis zur „Rheinischen Gemeindeordnung“ von 1846, die 1850 verbessert wird, werden die Oberbürgermeister vom Landrat, also von der Preussischen Regierung ernannt. Dann erst nimmt allmählich die Selbständigkeit zu: aus dem Staatsbeamten wird jetzt ein Kommunalbeamter, der von der Stadt gewählt wird.

Wählen durften allerdings nur sogenannte „Meistbeerbte“, d.h. höchste Steuerzahler, in Düsseldorf waren dies Bürger, die mehr als 300 Taler zahlten – bei rund 20 000 Einwohnern gerade mal etwa 1300 wahlberechtigte Bürger. Diese 1300 Personen unterteilten sich in drei Klassen – nach dem so genannten „Dreiklassenwahlrecht“, das bis 1918 galt. Der Düsseldorfer Stadtrat bestand damals aus ca 30 „Stadtverordneten“, die den Oberbürgermeister wählten.

Die Reihe der großen Düsseldorfer Oberbürgermeister begann erst 1849 mit der Wahl von Ludwig Hammers, dem 13. OB  seit 1815.  Er steuerte die Stadt 25 Jahre lang behutsam durch die turbulenten Anfänge der Industrialisierung.

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Porträtiert 1889 von Julius Friedrich Anton Schrader: Düsseldorfs Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm von Becker

Der „Kulturkampf“, evangelische Preussen gegen katholische Rheinländer, bringt den Protestanten Friedrich Wilhelm von Becker an die Spitze(1876-86). Der Aufbau der modernen Stadtverwaltung (10 Registraturen) ist sein Werk. Mit der Ausstellung von 1880 im Zoogelände beginnt die Reihe der ganz großen Ausstellungen, die Ddorf zur Messestadt Deutschlands schlechthin machen wird. Becker war zuvor Oberbürgermeister in Dortmund und nach seinem Amt in Düsseldorf OB von Köln – eine heute undenkbare Konstellation.

Auch Ernst Heinrich Lindemann war ein „Multibürgermeister“ Vom 21. März 1859 bis zum 1. September 1868 war er Bürgermeister von Essen. Anschließend war er Direktor bei der Westdeutschen Versicherungs-Aktienbank. Ab 1873 war er in der Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation von Friedrich Grillo beschäftigt, von 1878 bis 1886 dann Oberbürgermeister der Stadt Dortmund und anschließend (bis 1898) der Stadt Düsseldorf, die damals schon rund 100.000 Einwohner hatte. Nach ihm ist die Lindemannstraße benannt. Man kann ihm als Verdienst zurechnen, dass er den Grafenberger Wald als Erholungsraum bewahrte.

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Wilhelm-Marx-Haus

Der berühmteste von allen Düsseldorfer Oberbürgermeistern war Wilhelm Marx (1899-1910): ein souveräner Grandseigneur, der Düsseldorf zu einer modernen Stadt umbaute und mit den großen Industriellen seiner Zeit entwickelte – u.a. Heinrich Lueg, Ernst Poensgen und Hermann Heye. Marx ruht in einem Ehrengrab auf dem Nordfriedhof, sein größtes Denkmal ist das Wilhelm-Marx-Haus, das erste Bürohochhaus Deutschlands.

Es folgen die chaotischen Jahre der Weltkriege und der heillosen Nachkriegszeit, die Adalbert Oehler (1910-19), Emil Köttgen (1919-1924) und vor allem Robert Lehr (1924-1933, später Bundesinnenminister unter Adenauer) zu bewältigen versuchten. Während der Nazizeit standen Dr. Hans Wagenführ, Otto Liederley, Helmut Otto und Dr.Carl Haidn an der Spitze der Stadt.

Wilhelm Füllenbach war der Mann für die ersten schwierigen Stunden nach der Nazizeit. Eine üble Intrige brachte ihn zu Fall. Berühmte Namen der ersten Jahre: Walter Kolb 1946, Karl Arnold 1946-1947, Joseph Gockeln 1947-1956. Georg Glock (1956-1959)  2x Wilhelm Becker (60-61 und 64-74), Fritz Vomfelde 1964 – alle starben im Amt.

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Ex-OB’s Marlies Smeets (l.), Klaus Bungert (2006 verstorben, hier das letzte Foto mit seiner Lebensgefährtin Karin Frankenhauser) – Foto: Düsseldorf Blog, Ulrich Horn

Peter Müller, Ehrenoberbürgermeister Klaus Bungert (starb 2006 mit 80 Jahren, war 2 x OB), dem wir u.a. den Rheinufertunnel zu verdanken haben, Josef Kürten, Marlies Smeets und Joachim Erwin (starb dieses Jahr) bringen uns in die Gegenwart.

Kommentare

One Response to “OB-Wahl Düsseldorf: Den ersten Bürgermeister gab es 1303 – Wer wann und wie in Düsseldorf regierte”

  1. Notizen aus der Provinz | Begleitschreiben on Juli 12th, 2011 12:01

    […] kritisch« berichtet (freilich sucht er sich aus, gegen wen diese Kritik gerichtet ist). Natürlich geht man – ganz abseits vom Mainstream – davon aus, dass es Elbers schaff… (soviel zum Demokratieverständnis). Das »Düsseldorf-blog« hat übrigens […]