Wie E-Plus-Chef Thorsten Dirks das Mobiltelefonieren noch attraktiver machen will

Mai 16, 2008 by  

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Thorsten Dirks, Wolfgang Osinski beim center.tv-Talk im Radisson im Medienhafen
Schon in drei bis fünf Jahren werden Mobilfunkbetreiber reine Datentransporteure sein. Diese Auffassung vertritt Thorsten Dirks, Geschäftsführer des drittgrößten Anbieters E-Plus. Dirks in der Sendung „Mensch Wirtschaft“ des Düsseldorfer Fernsehsenders center.tv: „In den nächsten drei bis fünf Jahren wird sich unser Geschäftsmodell komplett wandeln.“ Der Kunde werde dann nur noch bereit sein, für eine Breitband-Anbindung zu zahlen – „wie heute für den DSL-Anschluss zu Hause.“

Der 44-jährige Dirks führt E-Plus in Düsseldorf (3 Mrd. Umsatz, 1,1 Mrd. Euro Gewinn) seit Januar letzten Jahres. Er gilt als Revoluzzer der Branche. Mit der Marke simyo führte er den ersten Mobilfunk-Discounter ein, mit BASE die erste Flatrate. „Wir haben den Mobilfunk demokratisiert“, sagt er in dem Interview mit center.tv. Dirks: „Früher hat das Handy einen Euro gekostet, aber das Telefonieren konnte man sich nicht mehr leisten.“ Auch künftig will Dirks die Nase vorn haben, etwa wenn es darum geht, auf Einnahmen über geführte Gespräche gänzlich zu verzichten. Mit hoch personalisierter Werbung, „die als solche nicht wahrgenommen wird“, will er Geld verdienen. Der gebürtige Hamburger nennt ein Beispiel: „Hätte die Telekom Google erfunden, würden wir 10 Cent pro Suche zahlen oder eine monatliche Flatrate von 20 Euro. Doch Google hat ein anderes Geschäftsmodell und verdient trotzdem Geld.“

Derzeit forsche das Unternehmen, wie mit präzise auf den Verbraucher zugeschnittenen Werbeinhalten Geld verdient werden kann – aber „auf jeden Fall nicht mit eins zu eins übertragenen Clips wie sie im TV laufen“.

Thorsten Dirks über

Anglizismen in der Mobilfunk-Werbung: „Wir haben nicht die Sprache der Kunden gesprochen, wir haben die Sprache der Industrie gesprochen und den Kunden vergessen. Das haben wir jetzt geändert, bis in die AGB’s hinein, aus denen wir bei BASE das Beamten- und Behördendeutsch herausgenommen haben.“

SMS: „Wir im Mobilfunk haben gedacht, das sei ein Abfallprodukt.“

Erfolgsstrategie von E-Plus: „Wir haben Zielgruppen angesprochen und nicht den ganzen Markt mit der Gießkanne bedient.“

Radikale Preissenkung: „Bei Simyo haben wir das Herunterladen von Songs radikal verbilligt – früher kostete ein MB 9 Euro, jetzt 24 Cent. Ein Lied herunterzuladen, kostet heute etwa akzeptable 70 Cent.“

Erfolgsmarken: „BASE soll die Nr. 1 werden, E-Plus auf längere Sicht die Nr. 2, die restlichen Marken (simyo, vybemobile) konzentrieren sich auf ihre Zielgruppen (Für vybemobile lässt Dirks den A-Klasse-Rapper Snoop Dogg als Roy Black auftreten, ein Hit bei YouTube).

Mobilfunk für ältere Menschen: „Seit über zwei Jahren versuchen wir, dazu den Zugang zu finden. Die Zielgruppe zu adressieren, ist ähnlich schwer wie bei der jugendlichen Zielgruppe. Wir werden da nicht nachlassen.“

Krieg der Frequenzen: Dirks will Frequenzen von Vodafone und T-Mobile: „Ein Fall für die Regulierungsbehörde. Als spät in den Markt eingetretenes Unternehmen haben wir schlechtere Frequenzen und müssen mehr Stationen für das Netz bauen, besonders für die Telefonie in Gebäuden, wo rund 80 Prozent der Mobiltelefonate stattfinden.“

Ausstrahlungstermine: Heute, 16:00 Uhr, Sonntag, 18.05., 07:00 Uhr, 15:00 Uhr, 20:15 Uhr. Sie können das Programm auch im Internet sehen: http://centertv.tp-pro.de/

 

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