Eva Herman: Rauswurf bei Kerner
Oktober 9, 2007 by osi
TV-Eklat im ZDF: Moderator Johannes B. Kerner warf Eva Herman heute aus seiner Talkshow, genauer: er verabschiedete sie vorzeitig, um sich mit seinen weiteren drei Gesprächspartnern weiter zu unterhalten. Diese Drei, Schauspielerin Senta Berger, Ex-Moderatorin Margarete Schreinemakers und Comedian Mario Barth waren zuvor in eine Gegenposition zu Eva Herman gegangen und hatten ihrerseits signalisiert, die Sendung verlassen zu wollen.
Eva Herman erklärte, es sei „vieles schöngeredet worden aus medienpolitischer Sicht“, sie sei froh, dass sie Tausende von Briefen und E-Mails von Menschen bekommen habe, die ihrer Meinung seien.
In der Runde eckte die vom NDR gefeuerte Moderatorin und Autorin („Das Prinzip Arche Noah“ / „Das Eva-Prinzip“) maßgeblich in zwei Punkten an:
Sie hatte den Begriff der „gleichgeschalteten Presse“ benutzt, was den Berliner Experten des Nationalsozialismus, Prof. Wolfgang Wippermann, im Studio auf die Palme brachte. In der Nazizeit sei die Presse gleichgeschaltet gewesen – wieder der Vorwurf: Nazi-Vokabular. Ich unterstelle, Eva meinte den so genannten Bandwagon-Effekt: Ein Leitmedium, in dem Fall war es die Bild am Sonntag, gibt den Tenor vor und viele andere steigen drauf ein, ohne eigene Recherche, ohne eigene Meinungsbildung. Ja, das ist nachweisbar und extrem häufig der Fall.
Und noch ein Fettnäpfchen. Eva Herman setzte trotzig noch einen drauf und schoss hinterher, früher seien ja auch die Autobahnen gebaut worden und heute fahre man drauf. Zuvor hatte sie, auch unter Zuckungen von Margarete Schreinemakers, erklärt, sie habe gelernt, dass man nicht unbefangen „über den Verlauf der deutschen Geschichte reden“ könne.
Schade, Kerner gab ihr jede Gelegenheit, sich darzustellen und baute ihr Brücken. Eva wirkte verbohrt und stolperte in Fettnäpfchen. Noch mal: Nein, sie ist kein Nazi, es sieht vielmehr so aus, als bräuchte die erfahrene Medienfrau mit großer Fernseherfahrung in eigener Sache ein Mediencoaching. Allerdings ist festzuhalten, dass sie das Studio wie eine Angeklagte betrat und auch so behandelt wurde, manch einem fällt unter diesem Druck nicht immer das Richtige ein.
Gegen die vom NDR ausgesprochene Kündigung hat sie inzwischen Klage eingereicht.
Hier das Video des Eva Herman-Auftritts.
Brillant: Henryk M. Broder auf spiegel online über die öffentliche Hinrichtung Eva Hermans und tiefsitzende Komplexe aus der Nazizeit.
Und ein weiterer Artikel von Broder im „Tagesspiegel„
Hier ein Beitrag auf dem Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier mit einer Vielfalt interessanter Kommentare
Hier der Bericht über den eigentlichen Eklat, der zum Rauswurf Eva Hermans durch den NDR führte. Düsseldorf Blog präsentierte exklusiv den Soundfile mit dem Originalzitat von Eva Herman.
Nachtrag: Nachdem ich den Beitrag gestern Abend spontan nach der Sendung geschrieben habe, habe ich mir noch einmal das Video angeschaut und den Vorgang reflektiert. Ich schließe mich der Meinung Broders an.
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