Air Berlin – mit Vollschub auf neue Flughöhe – Trostpflaster für LTU – Name verschwindet noch nicht ganz

September 20, 2007 by  

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Bei der großen Pressekonferenz heute im Düsseldorfer Parkhotel: Von links LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach, Air Berlin-Finanzchef Ulf Hüttmeyer, Air Berlin CEO Achim Hunold, Thomas Middelhoff, Chef der Arcandor, Thomas Cook-Chef Manny Fontela-Novoa und Thomas Cook-Finanzvorstand Ludger Heuberg – Foto: Düsseldorf Blog

Ein Mikrofonausfall zu Beginn war die einzige Panne bei einer großen Pressekonferenz heute im Düsseldorfer Park-Hotel. Davon abgesehen trat Air Berlin heute mit einem perfekt orchestrierten Feuerwerk guter Nachrichten an und geht mit Vollschub auf neue Flughöhe:

    • Condor wird – wie berichtet – übernommen. Damit rückt Air Berlin Lufthansa noch näher auf den Pelz, ist absolut unbestrittene Nr. 2 in Deutschland, Nr. 5 in Europa. Condor ist gut für einen Umsatz von knapp 1,2 Mrd. Euro und ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 5o Mio. Euro.
    • Das Flugangebot ab Düsseldorf wird massiv ausgebaut – mit einer „USA-Welle“ (Achim Hunold) zwischen 13 und 14:00 Uhr und einer „Asien-Welle“ zwischen 17:30 und 19:00 Uhr. Mehr Flüge nach New York, Los Angeles und weiteren US-Zielen
    • Mehr Flugzeuge unterschiedlicher Größen ermöglichen noch intelligenteren, bedarfsgerechten Einsatz von Flugzeugen
    • Die ersten zwei Boeing 787 werden früher ausgeliefert als geplant – bereits im Jahr 2011
    • Air Berlin wird vom Slot-Potenzial der Condor in Frankfurt und München massiv profitieren
    • Im Angebot an Sitzplatz-km, eine wichtige Kennziffer für die Bedeutung einer Airline, liegt Air Berlin laut Achim Hunold jetzt „knapp hinter Ryan Air“
    • Düsseldorf wird Mega-Technikstandort für die Air Berlin-Gruppe, die künftig auch die Flugzeuge der Condor warten wird. Achim Hunold: „Wir brauchen jede Menge Personal, sobald die neue Halle fertig ist“
    • Ab dem Frühjahr wird auf der Langstrecke eine luxuriöse Business Class eingeführt, in der man in der Waagerechten schlafen kann. Im touristischen Bereich wird eine gehobene Relax-Klasse eingeführt. Ein neues Kundenbonussystem wird es gleichfalls geben.
    • Eine Kooperation mit Hainan Airlines, der viergrößten Linie Chinas, eröffnet Zugang zu den wichtigsten Zielen Chinas. Air Berlin wird ab dem Frühjahr Verbindungen nach Shanghai und Beijing anbieten.

    Im Zuge eines so genannten „Forward Tausches“ übernimmt die Air Berlin den traditionsreichen Ferienflieger Condor und wird damit zum Global Player. Der Preis von rund 500 Mio. Euro wird zum größten Teil (380 Mio. Euro) mit Air Berlin-Aktien bezahlt. Der Deal kommt zustande, wenn die Lufthansa, der 24.9 % der Condor gehören, nicht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, Mehrheitseigner des weltweit größten Reiseveranstalters Thomas Cook, der 75,1 % der Condor hält, kündigte an, der Lufthansa das Vertragswerk gleich morgen vorzulegen. Dann tickt die Uhr, die Lufthansa hat genau eine Woche Zeit, ihre Kaufoption auszuüben. Gleich am kommenden Dienstag, so Achim Hunold, werde der Kaufplan dem Bundeskartellamt präsentiert, das dem Deal zustimmen muss. Für Thomas Cook Chef Manny Fontela-Novoa ist die Integration der Condor in Air Berlin ein Glücksfall. Die 25 Boeing 757 der Air Berlin eröffneten große Perspektiven für Märkte wie Großbritannien, Belgien und Skandinavien.

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    Interviews am laufenden Band: Air Berlin CEO Achim Hunold  -Foto: Düsseldorf Blog

    Condor-Chef Ralf Teckentrup präsentierte seinen Mitarbeitern zeitgleich mit der Pressekonferenz in Düsseldorf die Übernahmeabsicht von Air Berlin. Wie Middelhoff erklärte, sei die Stimmungslage dort eindeutig: „Sie wollen zu Air Berlin und nicht zurück zur Lufthansa“. Teckentrup, so Middelhoff, werde mit Thomas Cook-CEO Manny Fontela-Novoa in den Aufsichtsrat der Air Berlin einziehen, bei der Thomas Cook nach dem Deal der größte Anteilseigner sei. Ob er selbst in dieses Gremium gehe, wisse er noch nicht. Für LTU-Chef Jürgen Marbach scheint in dem Konzern noch keine Position vorgesehen zu sein. Er äußerte sich allenfalls hoffnungsvoll über seinen weiteren Verbleib: „Wenn man sechs Jahre CEO einer Airline war, wird es vielleicht irgendwo noch weitere Verwendung geben“.

    Sollte Lufthansa von ihrem Vorkaufsrecht bei der Condor Gebrauch machen, hält Middelhoff eine Giftpille bereit: „Das heißt zunächst mal 600 Millionen für Arcandor und Arcandor wird sich dann an Air Berlin beteiligen. Die Auslastungsverträge (des Veranstalters Thomas Cook) würden dann an Air Berlin weiter gereicht“.

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    Neue Air Berlin Business Class – sowohl Komfortsitz als auch Bett

    Die Mitarbeiter der LTU können die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Ihre Arbeitskraft wird benötigt, ihre Tarifverträge werden eingehalten, doch sie werden damit leben müssen, dass künftig alle Mittelstrecken-und Businessflüge weltweit von Flugzeugen mit dem Air Berlin-Logo am Leitwerk durchgeführt werden. Bestenfalls steht noch „powered by LTU“ am Flieger. Nur sieben Flugzeuge mit LTU-Anstrich werden künftig noch Langstrecken touristischer Natur bedienen – ein Trostpflaster für die Mitarbeiter. Die USA-Verbindungen etwa werden komplett von Air Berlin bedient. Achim Hunold: „Wer in welchem Flugzeug fliegt, das muss man sehen, wie man das am besten wirtschaftlich darstellt.“ Da LTU-Mitarbeiter höhere Personalkosten verursachen, dürfte klar sein, wie die Prioritäten liegen.

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    Uniform der Air Berlin – Foto: Air Berlin

    Auch das LTU-Bordpersonal wird künftig die schicken von Jette Joop neu designten Uniformen (Foto) tragen, damit die Passagiere einen einheitlichen Look wahrnehmen.

Kommentare

4 Responses to “Air Berlin – mit Vollschub auf neue Flughöhe – Trostpflaster für LTU – Name verschwindet noch nicht ganz”

  1. Kunigunde on März 14th, 2008 09:39

    Frage mich ob Air Berlin auch die Start- und Landerechte in China und die Überflugsrechte über Russland bekommt. Da haben gerade ja ganz andere Carrier Probleme

  2. box on April 28th, 2008 15:31
  3. Lisa on Mai 28th, 2009 08:13

    Das waren ja noch gute Nachrichten die Arcandor da verbuchen konnte, allerdings ist Thomas Cook ja wohl auch noch deren einziges Aushängeschild. Kein Wunder, dass die sich davon gerade jetzt nicht trennen wollen, obwohl damit wohl erstmal alle Probleme gelöst wären. Lieber fordert man Staatshilfen für die völlig versagende Karstadtsparte. Ich hoffe nur, dass sie die nicht bekommen, denn das wäre ja wirklich nur eine Herauszögerung des Endes mit dem kleinen Unterschied, dass unzählige Millionen an Steuergeldern verschwendet wurden.

  4. patricio on September 12th, 2009 09:39

    alles leere versprechungen, oder ist schon jemand in der neuen business class geflorgen??? 🙂

    @patricio
    Die Business Class ist sehr zu empfehlen, gerade nach New York ausprobiert