Eva Herman: Das habe ich wirklich gesagt!

September 17, 2007 by  

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Eva Herman, vom NDR in die Wüste geschickt, kämpft um ihren guten Ruf

Eva Herman, Autorin („Das Eva-Prinzip“ / „Das Prinzip Arche Noah“), kämpft um ihren guten Ruf. Seit Veröffentlichung ihres Zitats anlässlich der Vorstellung ihres neuen Buches, das bereits auf der Bestsellerliste steht, hatte sie darauf beharrt, die veröffentlichten Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Hier, was allgemein verbreitet wurde:

„Es war eine grausame Zeit, er war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle. Aber es ist eben das, was gut war, das sind Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt – das wurde abgeschafft, es durfte nichts mehr stehen bleiben.“
(Quelle: „RTL-exclusiv“)

Hier, was Eva Herman nach eigenem Bekunden gesagt hat:

“Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen Kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehenbleiben. Ich hab’ neulich mit einem Musikprofessor zusammengesessen, ein Linksintellektueller, früher fast ein Linksradikaler ein bißchen gewesen, ähm, der versucht, den Chorgesang wieder zu beleben in Hamburg. Und er sagt, das ist verlorengegangen, das ist gar nicht mehr, äh, das ist gar nicht mehr anwesend…”

(Originalzitat Eva Herman)

Heftige Diskussion auf dem tagesschau-blog (geschätzte 70 Prozent Zustimmung zu Eva Herman).

Audio Datei mit Zitat von Eva Herman (auf Pfeil klicken)

[audio:https://www.duesseldorf-blog.de/audio/Eva_Herman.mp3]

Kommentare

9 Responses to “Eva Herman: Das habe ich wirklich gesagt!”

  1. penck on September 18th, 2007 00:24

    Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat

    In den 68ern? Ein hochgefährlicher Politiker? Wen sie wohl meint? Kurt Georg Kiesinger? Willy Brandt ?
    Etwa uns Adolf? Der allerdings war 1968 zum Glück schon nicht mehr unter den Lebenden.

    ‘ne grausame Zeit

    die Jahre in und um 1968?

    Diese Frau ist völlig verwirrt und dumm.

    1968 eine „grausame Zeit“…OK

  2. michael1 on September 18th, 2007 08:20

    @PENCK
    das glaube ich aber nicht, das die frau „völlig verwirrt und dumm“ ist. ganz im gegenteil.
    da ist frau herman wohl zu früh verurteilt worden.
    wenn ich mir die audiodatei anhöre und nachlese was durch die presse ging dann hat es hier wieder das typische „keule raus und druf“ gegeben.

  3. tigerin1 on September 18th, 2007 08:54

    Fast alle Medien sind übel mit ihr umgesprungen und keiner hat das komplette Zitat gehabt. Das macht einen ganz schön nachdenklich. Auch wenn ich als berufstätige Frau mit überdurchschnittlichem Einkommen mit Eva Herman nicht oder nur in Teilen übereinstimme, möchte ich mich mit ihr in diesem Fall solidarisch erklären. Das Zitat hat doch einen ganz anderen Zungenschlag.

  4. mark793 on September 18th, 2007 11:28

    Ehrlich gesagt sehe ich in dieser Langversion wenig, was eine komplette Neubewertung der Aussagen von Frau Herman nahelegt. Nach wie vor wird die Nazi-Mutterfolklore von ihr als wertiger Fakt gesehen und nicht als Teil der hohlen NS-Propagada erkannt. Das ist doch das Problem. verkürzt gefragt: Was hat es denn zur Stärkung des familiären Zusammenhalts in der NS-Zeit beigetragen, dass Millionen Väter in den Tod geschickt wurden? Das hat das traditionelle Familienmodell doch mehr geschwächt als die Lifestyle-Faxen von ein paar langhaarigen Kommunarden.

  5. rhs on September 23rd, 2007 16:14

    Wie der Kommentar von „Tigerin“ beweist, gibt es leider viele Leute, die in der Aussage von Frau Herman ein Bekenntnis zur Nazi-Ideologie erblicken wollen, um sie endlich nicht mehr am Bildschirm ertragen zu müssen. Das Originalzitat ist völlig harmlos und rechtfertigt keinen Rauswurf, von der katastrophalen BILD-Geschichte möchte ich erst gar nicht anfangen. Verhetzung pur!

  6. penck on Oktober 10th, 2007 01:43

    Nochmals Zitat Herman (und man beachte auch die Intonation im Interview selbst) Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker [hier kann sie ja nur Hitler gemeint haben], der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber [ABER!!!] es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft[sie meint da die 68er, alles andere macht grad gar keinen Sinn].

    Wie dem auch sei, sie ist nicht clever genug um da einiges klarzustellen und das ist ein Armutszeugnis für eine Frau, die seit Jahrzehnten in den öffentlichen Medien steht, arbeitet und eigentlich Bescheid wissen müsste.

    Nichts gegen ihre wertkonservativen Ansichten, die sind alleine für sich genommen wohl dann doch zu abgedroschen und langweilig, da muss man schon ihn die Nazikiste greifen, was?

    So und jetzt hoffe ich, dass html funzt, das sieht sonst richtig doof aus ;o)

  7. Andreas1717 on Oktober 13th, 2007 15:14

    Es ist schon toll, auf wieviele verschiedene Varianten man so nen holprig formulierten Satz von Frau Herman interpretieren kann.
    – Die einen meinen, Frau Herman findet die Wertschätzung der Mutter während der Nazi-Zeit gut. – Andere (siehe erster Kommentar, von Penck) meinen, sie hat mit „‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat“ die 68er Zeit gemeint.
    – wieder andere meinen „das leider ja mit dem, äh, Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde“ bedeute, dass „leider der Nationalsozialismus abgeschafft“ wurde (und außerdem noch ein paar andere Dinge).

    Dabei wurde in der Sendung bei Kerner durch ihre Erklärung eigentlich (wenn man zuhören WOLLTE) völlig klar. Sie meinte nichts anderes als:
    „Dinge wie ‚Wertschätzung von Müttern‘, die VOR der NS-Zeit gut waren, haben durch den Missbrauch WÄHREND der NS-Zeit einen negativen, menschenverachtenden Stempel bekommen und sind genau deshalb NACH der NS-Zeit im Laufe der 68er abgeschafft worden.“ Und „die grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat“, damit war natürlich das NS-Regime gemeint und nicht die 68er-Zeit. Punkt.

    Eigentlich ne simple historische Zusammenfassung, allerdings äußerst verquer formuliert. Was natürlich falsch verstanden werden kann. Aber dass keiner mehr zuhören will, wenn sie das Missverständnis aufzuklären versucht, ist sozial gesehen einfach erbärmlich.

    Als Stoiber seine berühmte Transrapid-Rede gehalten hat, hat er noch viel mehr verquere Sätze benutzt als Frau Herman. Und dennoch konnte jeder, wenn er sich Stoibers ganze Rede aufmerksam angehört oder durchgelesen hat, sofort erkennen, dass er es einfach toll für die bayrische Verkehrsanbindung fände, wenn man in 10 Minuten vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen käme. Aber im Falle von Frau Herman will offenbar keiner verstehen, was gemeint war.

    Dass die wirkliche inhaltliche Aussage von Frau Hermans Sätzen so gut wie keine Medien zu interessieren scheint, ist ebenso erbärmlich. Alle hacken gemeinsam auf die Frau ein. Kein Wunder, dass sich Frau Herman über eine „Gleichschaltung“ der Medien beklagt. Dass ihr dann vorgeworfen wird, man darf Wörter, die in der NS-Zeit gebraucht wurden, heute nicht mehr verwenden (wie eben das Wort „Gleichschaltung“), ist auch lustig, denn dann müsste man den Gebrauch des halben Inhalts des Duden verbieten. Keine Nachrichtensendung dürfte mehr das Wort „Krieg“ benutzen, weil damals der Satz „wollt ihr den totalen Krieg“ gefallen ist, und wo weiter. Auch hier wählte Frau Herman einen missverständlichen Vergleich: Wenn man Dinge, die zur NS-Zeit benutzt wurden, heute nicht mehr benutzen dürfe, müsse man auch auf die damals benutzten Autobahnen verzichten. Kann man auch falsch verstehen als „danke Nazis, dass ihr uns Autobahnen gebaut habt“. Oder man versteht es eben richtig – als Beschwerde darüber, dass einem in der Öffentlichkeit jedes Wort im Mund herum gedreht wird.

    Ach ja: Vor einigen Jahren gab es mal einen Abgeordneten namens Martin Homann, dem unterstellt wurde, er hätte gesagt: „Die Juden sind ein Tätervolk“. Sogar zum Unwort des Jahres wurde das Wort „Tätervolk“ daraufhin gekürt. In Wirklichkeit hat er (man muss sich nur mal die Rede durchlesen – hier hilft Google mit den Stichworten ‚homann rede wortlaut‘) wörtlich gesagt „Daher sind weder ‚die Deutschen‘, noch ‚die Juden‘ ein Tätervolk.“ Er sagt also, die Juden sind kein Tätervolk, aber es wird berichtet, er sage, die Juden SEIEN ein Tätervolk.

    Tolle Berichterstattung in Deutschland…

  8. Elblette on Oktober 17th, 2007 15:13

    Ich bedanke mich ausdrücklich bei Andreas 1717, der so ziemlich alles auf den Punkt gebracht hat.

    Und als Tüpfelchen: Eva Herman arbeitet seit über 20 Jahren im ÖR-Fernsehen – als „Frontfrau“. Den Umgang mit der deutschen Sprache sollte man nach dieser Zeit und in dieser Position besser beherrschen, besonders bei so diffizilen Themen. Bei Boris Becker sind die „Äh“ und „Öh“ und „Em“ ja noch ganz witzig, bei Frau Herman sind Ausdrücke wie „völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker“ und „schlimme Zeit“ eher ein Zeichen mangelnder Reife und Bildung.
    Ansonsten ist dies immer noch ein freies Land und es herrscht Meinungsfreiheit, und wenn eine Dame von gestern Probleme von heute mit Lösungen von vorgestern lösen möchte…. da wäre sie nicht die erste … und sie wird nicht die letzte sein.

  9. DaDone on April 9th, 2008 06:53

    @Andreas1717: So habe ich das auch verstanden.

    Von Anfang an.

    Und man sollte diejenigen belangen, die sich durch vorsätzliche Verbreitung gefälschter oder entstellter Zitate profilieren oder bereichen (wollen) – übrigens auch ein Mittel, das in der NS-Zeit gerne eingesetzt wurde.