Wolfgang Schäuble – Sympathieträger statt „Pitbull“
August 29, 2007 by osi
Zwei Innenminister unter sich: Ingo Wolf und Wolfgang Schäuble – Foto: Markus van Offern
Überreichte dem Innenminister Blumen: Unternehmer Josef Klüh – Foto: Anita Kajfes
Innenminister Wolfgang Schäuble – sein Auftritt beim „Ständehaus-Treff“ von Signa und VVA war in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Nie waren die Gäste hochkarätiger und in solch hoher Zahl angetreten (Zuspätkommer wie TV-Fex Jean Pütz und Frau Pina bekamen nur per Zufall Platz). Und: Kaum ein Talkgast bislang erhielt derartig stürmischen Beifall.
Schäuble präsentierte sich als Mann mit klaren Koordinaten, als nachdenklicher Vertreter des Rechtsstaats und er ließ gelegentlich seinen schwäbischen Humor aufblitzen. Etwa als ihn Interviewer Frank Plasberg mit dem Ausdruck „Pitbull“ konfrontierte, den ein Parteimitglied für ihn geprägt hatte. Den Pitbull von der Leine lassen – „dann würde unserer Unterhaltung ein bißchen einseitig“, befand Schäuble trocken. Als Plasberg das Pitbull-Zitat vervollständigte – „Der Pitbull, der nicht locker läßt“ – legte Schäuble nach: „Na, so macht’s ja wieder Sinn.“
Ob wir in punkto Terroranschlägen bislang einfach Glück gehabt hätten? Schäuble: Wir haben manche Anschläge rechtzeitig aufdecken können. Aber wir sind ins Fadenkreuz des internationalen Terrors geraten. Es gibt nicht die hundertprozentige Sicherheit, aber das Menschenmögliche muß der Staat schon tun.“
Frage Plasberg: Würde er, Plasberg, ins Visier geraten, wenn er, in Vorbereitung auf das Gespräch, die Suchworte Schäuble und Terror verwende? Schäuble verneinte, aber: Wenn etwa jemand aus Pakistan zurückkehre, ein Terrorlager besucht habe, sei dies in Deutschland kein Straftatbestand. In dem Fall würde ihn schon interessieren, ob derjenige nicht einen Bauplan für eine Bombe auf seinem Rechner habe. „Lieber einmal zuviel eine Untersuchung machen als einmal zu wenig.“ Schäuble unterstrich jedoch die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung, „anders als es in vielen anderen Staaten der Fall ist.“
Am Dialog mit dem Islam habe ihn fasziniert, dass sowohl Islamkritiker als auch Institutionen an einem Tisch gessen hätten. Nach der Aufführung der – zunächst vom Spielplan genommenen – Mozartoper „Ideomeneo“ habe man zusammengehockt und „gestritten wie die Bürschtenbinder“, das habe ihm gefallen.
Sein „alemannischer Humor“ zeigte sich u.a. bei den zu vervollständigenden Sätzen ganz gut raus. Den Satzbeginn „Wenn mich Struck Amokläufer nennt.. “ setzte er fort mit „…hat er die Grundlagen der Koalition nicht richtig verstanden.“ Bei „Würde ich als Journalist wiedergeboren…“ fiel ihm ein: „würde ich manchem zurückzahlen.“
Schäuble bekannte, Merkels Qualitäten („Sie kann führen“) schnell erkannt zu haben: „Ich habe früh gedacht, dass aus ihr etwas wird.“
Schäuble-Zitate:
„Demokratie besteht nicht nur im Schielen nach Meinungsumfragen sondern auch um Werbung um Zustimmung“.
„Ich möchte, dass unsere Demokratie auch in Zukunft wetterfest bleibt.“
„Gesetz und Ordnung sind nicht das Schlimmste, was uns passieren kann“
Polizeipräsident Herbert Schenkelberg, der zu Beginn nur reserviert zuhörte, erwärmte sich sukzessive für den Innenminister und spendete häufig Beifall. Unternehmer Josef Klüh, ein Sponsor des Ständehaus-Treffs, überreichte Schäuble Blumen für seine Frau und zeigte sich sehr angetan: „Ein guter Mann“. Zu den rund 550 Gästen gehörte eine ansehnliche Landesministergarde – Dr. Ingo Wolf (Innenminister), Helmut Linssen (Finanzen), Eckhard Uhlenberg (Umwelt) und Barbara Sommer (Schule). Auch Staatsministerin Hildegard Müller, Regierungspräsident Jürgen Büssow, OB Joachim Erwin, Bürgermeister Dirk Elbers, FDP MdB Gisela Piltz und US-Generalkonsul Matthew G. Boyse zeigten Flagge. Wirtschaftsvertreter waren u.a. Heiner Kamps, Andreas Schmitz (HSBC Trinkaus & Burkhardt), Christoh Blume (Flughafen), Hermann Franzen (IHK), Stefan Lübbe (Verlag), Markus F. Schmidt (Stadtwerke) Klaus-Peter Schulz (BBDO), Dieter H. Vogel (Bertelsmann) und Ben Zamek (Nahrungsmittel). Aus dem Sport u.a. gesichtet: Heiner Brand, Handball-Weltmeister und -Bundestrainer, Ex-Schwimmweltmeister Christian Keller und die Ex-Olympioniken Ulrike Nasse-Meyfarth und Rolf Milser.
Fotos: Markus van Offern
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