Bärchen Beck
Mai 8, 2007 by osi
Kam als gemütlicher Landesvater rüber: Kurt Beck – mit Frank Plasberg – Fotos: Ulrich Horn
Der SPD-Bundesvorsitzende im Talk auf der Bühne des Ständehaus-Treff, im Auditorium Topmanager aus der Wirtschaft und 500 weitere, überwiegend konservative Menschen – eine Traumvorlage für jeden Homo Politicus. Da schlägt man Funken, dass es nur so von der Bühne sprüht, da polarisiert man, da teilt und keilt man aus. Doch SPD-Chef Kurt Beck wirkte vor dieser Reibfläche wie ein nasses Streichholz. Frank Plasberg, sonst „hart aber fair“, war nur fair und mehr: Er schonte den Mann aus der Pfalz. Und Beck kam rüber wie ein Bärchen. Die einzige Frechheit, die Plasberg sich ihm gegenüber erlaubte, war das Entree. Plasberg zum Publikum: „Sie können theoretisch den nächsten Bundeskanzler oder zumindest den nächsten Kanzlerkandidaten erleben.“ Da kam im Publikum Freude auf. Beck bekannte sich zur Spezialität Saumagen bei der Frage, was ihn mit Kohl verbinde, zeigte Sympathie mit Merkel ob ihrer Umfragewerte („Man muß gönnen können“) und gab sich optimistisch, als Plasberg von der „SPD der Loser“ sprach: „Die Hühner werden am Abend gezählt.“ Darauf Plasberg schlagfertig:“Auch wenn der Fuchs unterwegs ist, der zum Beispiel Kauder heißt?“
Beck über:
…Berlin: „Ich freue mich nicht auf die Aufgeregtheit, der ich dort begegne.“
…ein Ministeramt in Berlin: „Als Ministerpräsident kann man Minister entlassen und Minister einstellen, das ist schon ein Unterschied im Selbstwertgefühl“.
…das Setzen von Themen: „Ich glaube, dass es ein Fehler war, eine Reihe von Themen anzusprechen.“
Political Correctness: „Das geht mir auch auf den Keks.“
…die Koalition: „Ich freue mich, wenn wir inhaltlich in der Koalition einer Meinung sind – was wir üpbrigens nicht sind.“
…das „Basta“-Wort von Angela Merkel im Fall Oettinger: „Ich sage nicht basta, eher Pasta.“
…über die RAF: „Ich gehe davon aus, dass die RAF-Leute Mörder waren, die keinen persönlichen Anspruch verdient haben.“
Angesichts der Beckschen Selbstdemontage zeigte sich ein Mitglied der Prinzengarde Blauweiß verwundert. Als die Blauweißen ihn auf seine Einladung in der Pfalz besuchten, nachdem Beck sie anlässlich der Pritschenverleihung vor drei Jahren eingeladen hatte, sei er ganz anders rüber gekommen – „souverän – ein Volkstribun – König Kurt“. Ein Mann weiß, wo sein Platz ist – und Beck hat ihn verlassen.
Hoch professionell zeigten sich Künstlerinnen des Zirkus Roncalli, der derzeit in Düsseldorf gastiert. Das Trio Bellissimo und Mandy Mercedes begeisterten mit herausragender Equilibristik. Unter den Gästen: Erstmalig die Topmanager Bertelsmann-Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Vogel, ThyssenKrupp-Aufsichtsrat Heinz Kriwet und Michael Werhahn, Vorstand der Werhahn KG, Gabriele Henkel, Stadtwerke-Chef Markus F. Schmidt, Victoria-Chef Michael Rosenberg, DKV-Vorstandsvorsitzender Günter Dibbern, Klöckner-CEO Thomas Ludwig, E-Plus Chef Thorsten Dirks, Multidienstleister Josef Klüh, US-Generalkonsul Matt Boyse (lädt Donnerstag zum Hauskonzert mit Whitney Reader, Deutsche Oper am Rhein), Regierungspräsident Jürgen Büssow, Ex-WDR-Mann Manfred Erdenberger, Dietmar Kuhnt, Ex-Vorstandsvorsitzender der RWE, Georg Kulenkampff (Deutsche Annington), MdL Olaf Lehne, die Chefredakteure Sven Gösmann (Rheinische Post), Ulrich Reitz (WAZ), Friedrich Roeingh (Westdeutsche Zeitung), Dr. Ulrich Kiessler (NRZ) und Jost Springensguth (Kölnische Rundschau), Thomas Jakoby (National Bank), Karl-Heinz Gatzweiler („Schlüssel“), Ex-Schwimmweltmeister Christian Keller, Frank Reiners (GF Westdeutsche Zeitung), Dickjan Poppema (CEO BBDO) und Martin Schmuck (Studioleiter ZDF).
Kleine Gags am Rande: Es gab – ausnahmsweise – „Becks“-Bier und die Blumendeko auf den Tischen war um ein Handtuch herum drapiert, auf dem jeweils ein Einmalrasierer und ein Stück Seife lagen. Zarter Hinweis auf die einzigen bundesweiten Schlagzeilen, die Beck bislang machte -mit dem bizarren Fall um den Arbeitslosen. dem er riet sich zu rasieren, damit er zu einem Job komme.
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