Kirchentag: Osram bietet mehr Erleuchtung

April 2, 2007 by  

Die evangelische Kirche feiert vom 6. bis 10. Juni in Köln ihren Evangelischen Kirchentag. Und sie ist offensichtlich angetreten, ihre eigene Orientierungslosigkeit erneut unterhaltsam zu zelebrieren – eine Religion inszeniert sich als Glaubens-Wellness. So wird etwa ein erotischer Gottesdienst unter dem Motto „Im Weinberg der Liebe“ abgehalten. Einstimmung durch die Vorträge „Lust und Liebe im Garten Gottes“ und „Kann denn Liebe Sünde sein?“ Über das „Liebe(s)leben“ referieren der abgehalfterte Fernsehpfarrer Jürgen Fliege (Tutzing) und der durch sein „Familienstellen“ bekannte und umstrittene Psychoanalytiker und frühere katholische Ordenspriester Bert Hellinger (Bischofswiesen). Damit nicht genug: „Fehlt der Kirche Erotik?“ fragte der Chefredakteur der ökumenischen Zeitschrift Publik-Forum und ehemalige Studienleiter des Kirchentags, Christoph Quarch. Weitere Erleuchtung soll der Vortrag „Was uns erwartet – das Gericht Gottes in feministisch-interreligiöser Perspektive“ vermitteln. Beim Anbiedern an die Jugend klaut die Kirche sogar bei IKEA: „Glaubst du noch oder lebst du schon?“ ist provokanter Titel eines Jugendgottesdienstes. Das Thema des Kirchentags lautet „Lebendig und kräftig und schärfer“  und die Globalisierung steht im Mittelpunkt. Man ahnt, was einen erwartet – Osram bietet mehr Erleuchtung.

Die obige Fragestellung aufnehmend: Der Kirche fehlt keine Erotik, ihr fehlen eine klare Linie, Überzeugungskraft und Relevanz. ZDF-Mann Peter Hahne, studierter Theologe und Mitglied im Präsidium der Evangelischen Kirche in Deutschland, hatte sich schon vor zwei Jahren dem Kirchentag verweigert. Eine Kirche, die nicht einmal in der Lage ist ihre Daseinsberechtigung halbwegs überzeugend zu demonstrieren, ist dabei sich abzuschaffen.

Kommentare