Sind wir jetzt friedlicher gestimmt als sonst – oder ist das eine Einbildung?

Dezember 17, 2006 by  

Bummel durch die Altstadt heute Abend. Mache mir Gedanken, ob die Menschen irgendwie friedlicher wirken als sonst oder ob das eine Einbildung ist, dass wir, terminlich programmiert und optisch beeinflusst durch Weihnachts-Deko, auf eine andere innere Befindlichkeit umschalten. In der Maxkirche bekomme ich keinen Sitzplatz mehr – Engelbert Oxenfort, unser CC-Präsident und „Weinhaus Tante Anna“-Inhaber, hält mit Mitstreitern eine Andacht auf Düsseldorfer Platt. Das war irgendwie sehr angenehm und menschelte sehr, im Ton viel direkter als die Predigt mancher Pfarrer mit Texten, die sich wie gestanzt anhören. Ich sah eine Menge Freunde und Bekannter, darunter auch Karl-Heinz Theisen (Heine-Kreis), der anschließend in das schön renovierte Maxhaus mit dem herrlichen Veranstaltungssaal zum Weihnachtsessen lud und von Georg Broich auftischen ließ.

Auf dem Rückweg vom Maxplatz ein kalter Killepitsch im „Kabüffke“, wo ich folgenden Dialog hörte: Dame 1: „Der ist aber stark“. Dame 2: „Ich mach das immer so – ein Glas Wasser dazu“. Dame 1: „Und dann wieder ein Killepitsch?“ Dame 2 (grinsend): „Ja, klar!“. Die Altstadt war gar nicht so bevölkert wie man bei der milden Temperatur annehmen könnte, vom Weihnachtsmarkt mal abgesehen. Vor dem Rathaus roch es nach billigem Fett und es war kein Durchkommen, also lenkte ich meine Schritte Richtung Burgplatz wo ein blau geschmückter Baum optischen Lärm verbreitet. Wer mag so etwas, wer findet das schön?

Vor dem Weinhaus Tante Anna kommen mir zwei Polizei-Amazonen entgegen, auf sehr schönen Pferden, die im Gleichschritt ihre Hufe heben. Vielleicht haben die das ja üben müssen, als Polizeipferde. Eine der jungen Damen grüßt mich. Hat Sie schon mal ein Polizist oder eine Polizistin einfach so gegrüßt? Am Rande der Altstadt noch ein Blick in die St. Andreas-Kirche, meine Lieblingskirche, wo die Dominikaner eine gute Idee umgesetzt haben: sie erklären das Christentum über ein Touchscreen-Terminal rechts vom Eingang. Kurze prägnante Texte. Wenn, wie hier gemeldet, mittlerweile jeder zehnte Deutsche nicht mehr weiß, warum wir Weihnachten feiern, ist das wohl nötig. Um auf die vielleicht etwas andere Befindlichkeit vor Weihnachten zurückzukommen: Dass ich heute gleich zwei Kirchen von innen gesehen habe, hat wenig mit dem Datum zu tun. Ich mache das gelegentlich, weil für mich Kirchen sehr spirituelle Orte sind. Auch wenn ich mit der Religion selbst so meine Schwierigkeiten habe. Nicht ganz so wie der geniale Kabarettist Jürgen Becker, den wir am Freitag im ausverkauften CC Süd erlebten. Einen Beitrag darüber, mit einem Video, stelle ich morgen ein.

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