John Updike über Vollbeschäftigung und balgende Hunde

September 27, 2006 by  

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John H. Updike

US-Autor John Updike hat mit „Terrorist“ ein lesenswertes Buch geschrieben, auch wenn er leider zum Ausufern neigt. Mir ist eine Textpassage aufgefallen, die ich weitergeben möchte, weil sie m.E. sehr gut erklärt, warum Eigenverantwortlichkeit besser funktioniert als ein System, in dem der Staat abkassiert und seine Bürger „von der Wiege bis zur Bahre“ umhätschelt. Die Erkenntnis, dass dies nicht mehr so goldig funktioniert, ist ja mittlerweile auch in Berlin angekommen. John Updike läßt einen seiner Protagonisten feststellen: „Mein Großvater hat geglaubt, der Kapitalismus sei zum Untergang verdammt, die Unterdrückung werde notwendigerweise immer stärker, bis das Proletariat endlich die Barrikaden stürmt und das Paradies der Arbeiterklasse erreicht. Doch das ist nicht eingetreten: entweder waren die Kapitalisten zu schlau, oder das Proletariat war zu dumm. Vorsichtshalber haben sie das Etikett ‚Kapitalismus’ ersetzt durch solche, auf denen ‚freie Marktwirtschaft’ und ‚Konsumkultur’ steht, nur roch das immer noch zu sehr nach Hund-frisst-Hund, nach allzu vielen Verlierern und maßlos abrahmenden Gewinnern. Wenn man die Hunde aber sich nicht miteinander balgen lässt, dann liegen sie den ganzen Tag im Zwinger und pennen. Im Grund besteht das Problem darin, dass die Gesellschaft anständig zu sein versucht, und mit Anstand ist gegen die menschliche Natur nichts auszurichten. Nicht das Geringste. Wir sollten alle wieder Jäger und Sammler werden, dann hätten wir eine hundertprozentige Beschäftigungsquote und ein gesundes Magenknurren.“

Kommentare

One Response to “John Updike über Vollbeschäftigung und balgende Hunde”

  1. Onkel Oberbilk on Oktober 6th, 2006 23:41

    Habe Updikes Roman jetzt beendet. Die Story ist gut und es ist wichtig, dass sie geschrieben wurde. Updike legt dar, wie leicht ein junger Mensch sich aus einer gesellschaftlichen Isolation heraus zu einem „Märtyrer“ entwickeln kann. Wie er das tut, ist – nun – sehr zäh, sehr ausufernd, kurz: langweilig. Hinzu kommt ein schlecht inszeniertes Finale. Sorry, John.