Trauer um den Tausendfüßler – aber der Kö-Bogen macht Düsseldorf wieder lebenswerter
September 21, 2006 by osi
Heute: Die Kö (links), Tausendfüßler, Barriere zum Hofgarten…
…und so sähe es morgen aus, wenn der Kö-Bogen realisiert wäre.
Ich gestehe, ich habe ihn auch ins Herz geschlossen. So lange ich in Düsseldorf lebe kenne ich ihn, erfreue mich daran, wenn ich als Autofahrer mich hinaufschwinge auf dieses elegante Konstrukt und einige Momente den Ausblick genieße. Der Tausendfüßler-Tatzelwurm ist ein Stück Düsseldorf, ist Heimat. Aber, gerade weil beim Thema Tausendfüßler/Kö-Bogen eine Parallele zum Rheintunnel gezogen wird, fällt mir ein, dass ich damals die gewaltigen Vorteile der Untertunnelung nicht erkannte und eher an Geldverschwendung dachte. Heute ist unsere Promenade ein Filetstück Düsseldorfs. In der wirklich sehr informativen Umfrage „Bürgerbarometer“ der NRZ Düsseldorf lehnten 49 Prozent der Befragten den Kö-Bogen ab, 33 Prozent finden die Idee gut und 18 Prozent wissen noch nicht so recht. Und in der Rheinischen Post hagelte es Leserbriefe pro Tausendfüßler-Erhalt. Vielleicht muss man für die Idee des Kö-Bogens einfach noch ein bisschen werben, damit die Bürger die Vorteile erkennen, die sich daraus ergeben.
wobei inzwischen klar ist, dass die Gebäude am Kö-Bogen nicht so aussehen werden, wie im unteren Bild…
Was hat denn der Kö-Bogen mit dem Tausenfüssler zu tun??? Nicht zwangläufig etwas. Schau dir das untere Bild an. Zwischen den neuen Gebäuden und dem 3Scheibenhaus ist eine Trasse abgebildet. Warscheinlich ist er das. Zumindest würde er da hin passen. Ansonsten soll dort nach wie vor die Straßenbahn oberirdisch fahren. Wenn Tunnel, dann auch die mit nach unten! Wenn die Schneise weg (dafür bin ich), dann alles! Übrigens; Mit „dem Tunnel“ ist ein regelrechtes Tunnelkreuz gemeint, nicht nur die Strecke des Tsdfsl. Und was heißt hier „Düsseldorf >WIEDER
Hast Recht, Henning, vielen Dank. Die Animation, obwohl von der Website der Stadt stammend, ist überholt. Warte jetzt auf die aktuelle vom Architekturbüro Ingenhoven.
He Osi, der Vergleich zwischen Rheinuferstrasse und Kö-Bogen(TM) hinkt aber gewaltig. Stell Dir vor, auf dem Rheinufertunnel wäre ein mehrgeschossiger Bürokomplex entstanden. Und man hätte Dir das noch so verkauft, dass Düsseldorf näher an den Rhein geführt wird.
Nette Verlade, nicht?
Um nichts anderes geht es bei dem Kö-Bogen(TM). Sichtachsen werden zerschnitten (der Fußgänger hat unter dem Tausendfüssler freien Durchblick, durch die Gebäude nicht!), der Jan-Wellem Platz verschwindet. Der Hofgarten wird nicht näher an die Kö, sonder die Bebauung näher an den Hofgarten rangeführt. Der Erlös aus dem Verkauf des Filetstücks bringt mit 40 Mio Eur nicht einmal annährend die Kosten für die Tieferlegung der Elberfelder-Strasse mit 160 Mio Eur ein.
Wenn der Nutzen für die Allgemeinheit gegen Null tendiert, warum zahlt dann nicht der Investor die Kosten für die Tieferlegung? Jeder Hausbesitzer wird doch auch beim Ausbau seiner Strasse zur Kasse gebeten!
Die zwischen den Gebäudekomplexen verbleibenden Strassenschluchten laden kaum zum Flanieren ein. Strassen werden als bedrückend empfunden, wenn sie schmaler sind als die angrenzende Bebauung hoch ist. Hat sich scheinbar noch nicht bis in alle Planungsbüros rumgesprochen.
Aber jetzt sollen die Bürger sogar über die Fassadengestaltung mit entscheiden dürfen. Das ist gelebte Demokratie (Vorsicht, Ironie!). Wieder ein typisches Vorgehen a la Erwin. Hinter den Kulissen werden Fakten geschaffen und die Ratsherren von CDU und FDP lassen sich am Nasenring durch die Manege führen, während die Rheinische Post eifrig die Werbetrommel rührt. Der Bürger darf am Ende nur noch abnicken. Wer das mit sich machen lässt, ist selber schuld!
Fazit: Ich kann beim besten Willen keine Bereicherung für Düsseldorfs Bürger erkennen. Alle Maßnahmen dienen ausschließlich dem Zweck, einem Investor ein Filetstück in bester Lage zum Vorzugspreis zuzuschieben. Architektonisch ist das bislang gezeigte keine Meisterleistung. Eine nett gestaltete Fassade wird daran auch nichts mehr ändern. Ein Klotz bleibt ein Klotz.
Ich habe eben an anderer Stelle schon angemerkt, daß Düsseldorfs Bürger nicht in die Falle der scheinbaren Bürgerbeteiligung tappen sollen. Sie sollen ins Informationszelt kommen und laut ihren Protest kundtun. Jeder, der seine Stimme zum kleineren Übel einer Fassadenkaschierung abgibt wird sich beim Betrachten der fertigen Bausünde anhören müssen, er habe ja darüber mitentschieden…
Außerdem: Der Tausendfüßler bedeutet zusammen mit dem Dreischeibenhochhaus, dem Schauspielhaus und dem Hofgarten ein einzigartiges und gelungenes Ensemble, das vor der Umgestaltung des Rheinufers fast die einzige Postkartenansicht der Stadt war und ist.
Mir scheint, einige nennen den Tausendfüßler mit Absicht immer wieder einen Schandfleck, verweigern ihm bewußt seit Jahren einen neuen Anstrich, damit es mit der Zeit immer mehr Bürger ebenfalls so sehen. Die Interessen sind wahrscheinlich ganz andere und wir haben nicht zuletzt auch in Heiligendamm gesehen, wie es um den Denkmalschutz (auch der Tausendfüßler fällt darunter) steht, wenn finanzielle Interessen andere Gebäude oder einfach nur eine freie Sicht fordern.
Übrigens wurde die Firma P&C vor wenigen Jahren dazu verpflichtet, mit ihrem Neubau Rücksicht auch die geschwungene Form der schlanken Hochstraße Rücksicht zu nehmen. Wenn man die Stimmen der Erwin-Gefolgsleute heute hört, hätte P&C auch einen klobigen Kasten bauen können, wie es nun am „KöBogen“ geschehen soll.
Übrigens, wer sich einmal den Plan anschaut, der wird schnell feststellen, daß es bei dem Bankgebäude nicht das kleinste Stück um ein architektonisch ansprechendes Bauwerk, sondern um das bloße restlose zustellen der verfügbaren Quadratmeter geht. Die Grundstückskanten bestimmen die Form der Gebäude und die zugigen Schluchten dazwisch wird kaum jemand aufsuchen wollen.
[…] zu “>Weblinks zu zu Seite bei brueckenweb.dePlanung des Kö-Bogens bei duesseldorf.deZum Pro und Contra des Abrisses Quellenangaben↑ Landeshauptstadt Düsseldorf Abfrage nach der Hochstraße Tausendfüßler in der […]