Strategische Wattepolster
Juni 3, 2006 by osi
Bei der heutigen Neonazidemo und der Gegendemonstration hat die Düsseldorfer Polizei mit einer Wattepolster-Strategie erfolgreich verhindert, dass es zu Ausschreitungen kam. Die Demonstranten-Gruppen wurden räumlich getrennt gehalten – abgesicherte Pufferzonen zwischen ihnen führten dazu, dass sie einander nur aus der Ferne schmähen konnten. Der Demo-Tag in Zahlen: 200 Neonazis, 3000 Gegendemonstranten, 1000 Polizisten. Beobachtungen: Die Neonazis stehen an der Friedrich-Ebert-Straße herum. Verlegenes Grinsen, fast als wüßten sie nicht mit der Aufmerksamkeit umzugehen, die ihnen entgegengebracht wird. Ein eloquenter Wortführer mit blauem Sweater, Käppi, bekommt ein WDR-Mikro unter die Nase, spuckt die Worte regelrecht hinein: Es werde heute versucht, die Bundesrepublik Deutschland als einen freien, selbständigen Staat darzustellen, der er nicht sei. Auszüge: „Wir sind für ein Deutschland, in dem die Forderung Gemeinnutz geht vor Eigennutz nicht nur auf dem Papier vorhanden ist sondern auch gelebt wird, ein System, in dem man frei seine Meinung sagen darf, in dem Leute wie wir nicht kriminalisiert werden, nur weil wir eine etwas abweichende Meinung haben“. Was die denn sei, fragt die Interviewerin. Darauf die Schlägermütze: „Wenn ich jetzt Ausländer raus sage, mache ich mich strafbar“. Dann gibt er noch gern zu, dass man die WM nutzen wolle, um von sich reden zu machen. Die Dumpfbacken traben über die Oststraße, am Wehrhahn vorbei über die Kölner Straße und wieder retour zur Friedrich-Ebert-Straße. Bevor ihr Zug losgehen konnte, mußten allerdings zunächst einige ältere Aktivisten der DKP von der Straße getragen werden. An der Bismarckstraße werden rund 200 Linke, von denen einige die Polizeii mit Flaschen und Steinen bewerfen, kurzfristig festgesetzt – „zur Gefahrenabwehr“. Demonstranten werden fotografiert, bevor man sie gehen läßt. Für die Marxisten-Leninisten Anlass zu skandieren „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“ – Kennzeichen mangelnden Demokratieverständnisses. Auch einige harmlose Zeitgenossen, die sich in den dann abgesperrten Bereich begeben hatten, waren zeitweilig ihrer Freiheit beraubt – eine Art Kollateralschaden. Unterm Strich: Düsseldorf hat ein gutes Zeichen gesetzt und die Polizei hat mit der richtigen Strategie verhindert, dass es zu Straßenkämpfen kam, die bei einem Aufeinandertreffen der Neonazis und der Linken wohl unvermeidlich gewesen wäre. Bedauerlich: Zwei Polizisten wurden von linken Aktivisten verletzt.
An der Bismarckstraße werden rund 200 Linke, von denen einige die Polizeii mit Flaschen und Steinen bewerfen, kurzfristig festgesetzt – “zur Gefahrenabwehr”.
nicht ganz richtig. erst wurden wir eingekesselt, DANN eskalierte das ganze. die meisten flaschen flogen dann allerdings auch von ausserhalb rein.