Maria Guleghina: „Alles oder nichts – wie Wladimir Klitschko“

Mai 9, 2006 by  

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Ein Weltstar ohne Allüren, eine Künstlerin, die Herausforderungen liebt, eine Mutter, die ihren Sohn Ruslan (6) vermisst – eine Diva mit hohem Sympathiefaktor: Maria Guleghina. Opernintendant Tobias Richter stellte die Primadonna assoluta aus Odessa, Ukraine, heute in der Tonhalle vor. Die Königin der Großen Oper ist der Star einer spektakulären Gala am Donnerstag in der Tonhalle (ja, es gibt noch einige Eintrittskarten). In Deutschland ist sie noch nicht so bekannt wie zum Beispiel Anna Netrebko. Doch auf den wichtigsten Bühnen der Welt wird sie gefeiert, brillierte in der Mailänder Scala und an New Yorks Met und das japanische Publikum liegt ihr zu Füßen, wie ihre Schwester und Managerin Natalia anmerkt. Was Maria Guleghina nicht so ganz recht war – streu mir keine Blumen, sagt ihre Handbewegung. Die Sopranistin präsentiert Donnerstag eine Mammutgala mit Arien aus Norma, Macbeth, La Rondine, Manon Lescaut, Die Macht des Schicksals, Andrea Chenier, Nabucco und I vespri italiani. Die musikalische Leitung hat John Fiore, mit dem sie schon gearbeitet hat. Maria Guleghina über die Vorbereitung der Gala: „Das ist natürlich harte Arbeit, ich habe zwei Wochen geprobt, aber ich liebe Herausforderungen – wie Klitschko: Alles oder Nichts. Aber: So ein verrücktes Programm habe ich noch nie absolviert“. Von der Tonhalle ist sie begeistert: „Die Akustik ist phantastisch, ich war absolut erstaunt“. Das freut Tobias Richter, der ihr einen Blumenkranz windet: „Wir fühlen uns geehrt, dass sie das für uns macht“. Hätte sich Maria nicht gegen ihren Vater durchgesetzt, würde sie übrigens heute keine Arien singen: „Ich wollte Ballettänzerin werden, da hat er mich aus der Schule genommen – die Beine werfen, das ist kein Beruf, fand er. Schauspielerin wollte sie werden, doch auch das war dem Papa nicht recht. „Dass ich Opernsängerin würde, habe ich nie geglaubt“, sagt sie. Die Künstlerin, die im Hotel Nikko abgestiegen ist („Ich liebe Japan und alles Japanische“) wohnte übrigens in Hamburg an der Binnenalster und wurde von Bürokraten vertrieben. „Sie wollten mein Visum nicht verlängern“. Jetzt wohnt sie in Luxemburg, in einer ruhig gelegenen Villa. „Da kann ich schreien wie ich will“, lächelt sie. Anders als in Hamburg. Da führte die Stadtrundfahrt an ihrem Haus an der Binnenalster vorbei. Maria: „Die Busse hielten an und wenn ich übte, stand immer ein Pulk von Menschen vor der Tür“. In Luxemburg stört ihr Gesang allein Söhnchen Ruslan. Der empfiehlt ihr gelegentlich, doch nur den Mund zu bewegen. Maria Guleghina: „Nun, ich habe ja schon gesungen, als ich ihn noch im Bauch hatte, vielleicht mag er einfach meine Stimme nicht mehr hören“. Die ersten Monate nach seiner Geburt nahm sie ihn mit von Bühne zu Bühne. Eine Anekdote: „Ich habe ihm sieben Monate die Brust gegeben“. Bei Tosca passierte es, dass sie Ruslan gerade stillte und sich dadurch der zweite Teil ihres Auftritts verzögerte: „Die Klingel in meiner Garderobe war defekt, ich bin dann auf die Bühne gerannt und habe mir auf dem Weg zur Bühne das Kleid zugeknöpft“. Noch eine Anekdote: Ruslan, den sie schmerzlich vermisst (er bleibt jetzt in Luxemburg) leidet darunter, dass sie ständig unterwegs ist und findet, die Leute sollten doch nach Luxemburg kommen, um sie zu hören. Und er bot ihr an, sein Sparschwein zu schlachten, damit sie nicht mehr unterwegs sein müsse. Für die Gala übermorgen hat sie übrigens acht Kleider dabei. Nach der Düsseldorfer Gala mit dem strapaziösen Mammutprogramm hat die Künstlerin nur einen freien Tag, dann steht ein Konzert in Barcelona an. Die Tickets dort waren unmittelbar nach der Vertragsunterzeichnung vor zwei Jahren ausverkauft – „innerhalb von zwei Tagen“, sagt Schwester Natalia stolz. Im Juli singt Maria Guleghina vor acht Staatschefs beim „G8-Gipfel“ in Sankt Petersburg. Was ihre Lieblingsarie ist? „Keine Ahnung, ich weiß darauf keine Antwort“, sagt sie erstaunlicherweise. Sie schätzt Puccini, Bellini, Donizetti. „Und ich habe begonnen, Wagner zu lieben“, verblüfft sie die Runde, „ich bin begeistert von ‚Liebestod'(Tristan und Isolde)“. Um dies zu singen, müsse sie aber wohl noch besser Deutsch lernen. Da kann Schwester Natalia helfen – sie spricht fünf Sprachen fließend. In der Tonhalle wird Maria Guleghina von den Düsseldorfer Symphonikern begleitet. Mit im Programm: die Solisten Boris Statsenko und Angelos Simos sowie der Chor der Deutschen Oper am Rhein. Die Karten kosten zwischen 15 und 98 Euro.

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 Mag ungern fotografiert werden: Maria Guleghina mit Rheinoper-Intendant Tobias Richter 

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