Düsseldorfs Bettler rufen auf zur Großdemonstration an der Kö

April 26, 2006 by  

Kommende Woche Donnerstag, am 4. Mai, wollen sich Düsseldorfs Bettler zum „1. Düsseldorfer Berbersymposion“ treffen, schreibt heute die Westdeutsche Zeitung. Was ist ein Berbersymposion? Als Berber gilt ein Landstreicher, auch Saisonarbeiter, der rastlos und frei herumzieht, meistens der Sonne hinterher.  Symposion ist altgriechisch und bedeutet soviel wie „zusammen einen trinken“. Die Versammlung, die uns am 4. Mai (11-17 Uhr, Diskussionen mit Lautsprecherwagen inklusive) an der Kö, Ecke Trinkausstraße ins Haus steht, wird jedoch wohl eher nicht von Berbern bestritten sondern von Bettlern, eine Bezeichnung, die jene Herren (und wenigen Damen) für sich wohl nicht reklamieren wollen. Getrunken wird dabei wohl auch nicht, eher lautstark demonstriert. Anschließend ist ein Umzug der Obdachlosen geplant. Es geht um die Verhinderung der Düsseldorfer Straßenordnung, deren Verlängerung zum Jahresende ansteht. Die Satzung untersagt „aggressives Betteln“ und „Lagern in Personengruppen“. Eingeladen zu dem Bettelrummel haben die Fachhochschule (Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften), also die fortkeimende Zelle der Gutmenschenkultur, der Verein „fifty-fifty“ und die Altstadt-Armenküche. Ich akzeptiere, dass es entwurzelte Menschen gibt, dass Menschen, oftmals unverschuldet, auf der Straße landen. Ich bin der Meinung, dass man diesen Menschen helfen sollte – mit psychologischer Beratung, Alkohol- und Drogen-Entziehungskuren und intelligenten Integrationsangeboten. Aber muss ich das gut finden, wenn ich an der Kö über Bettler steigen muss? Ich finde Ordnung auf der Straße gut, auch wenn das fürchterlich politisch unkorrekt ist. Joachim Erwins berühmter Ex-Kollege Rudolf Giuliani hat in New York gewaltige Erfolge erzielt, indem er gegen wütende Proteste der liberalen New Yorker das „Zero Tolerance“- (Nulltoleranz) Prinzip durchsetzte. Von den frühen 70ern bis Anfang der 90er war Kriminalität ein Megathema in New York City. New Yorker achteten sehr darauf, dass sie stets 20 bis 30 Dollar so genanntes „Mugger’s Money“ (Räubergeld) in der Tasche hatten, damit sie nicht Opfer eines durchgeknallten Junkies wurden, dem sie kein Geld anbieten konnten. Giuliani duldete ab Amtsantritt kein Betteln, er ging offensiv gegen Graffity-Sprayer vor, verfolgte mit aller zulässigen Härte des Gesetzes Kleinkriminalität wie Taschenraub und ähnliches. Die Zahl der Polizisten in den Straßen erhöhte er deutlich. Die Proteste verebbten, New York City ist heute vergleichsweise sicher und Giulianii (seit 9/11 sowieso) ein Volksheld. Seine Bilanz: von 430.460 gemeldeten Kriminalitätsdelikten zu Beginn seiner Amtszeit ging die Zahl bis zum Jahr 2000 zurück auf 184.111. Die Zahl der Morde sank von 1.927 auf 671 pro Jahr. Giulianis Modell wurde in USA häufig kopiert, fand aber auch großes Interesse zum Beispiel in Mailand. Was das alles mit Bettlern zu tun hat? Betteln und auf der Straße herumzuliegen, saufend zu grölen, Passanten anzumachen, das mag nicht wirklich jeder. Und vielleicht gehört die Toleranz demgegenüber zur gleichen Geisteshaltung, die Graffiti nicht als Sachbeschädigung ansieht und Delikte wie SchwarzfahrenLadendiebstahl, Fahrradiebstahl etc. als „Kleinkriminalität“ oder „Bagatelledelikte“ sieht. Übrigens gab es letztes Jahr in Düsseldorf laut Polizeistatistik 3707 Fahrraddiebstähle, die man bei einer Aufklärungsquote von 5,58 Prozent auch relativ gefahrlos begehen kann.

 

Kommentare

One Response to “Düsseldorfs Bettler rufen auf zur Großdemonstration an der Kö”

  1. Klaus D. Kahl on Januar 26th, 2009 08:26

    Giulianis Argumentattion, war ja die, daß die Duldung von Schmutz, Schmierereien, Zerstörungen etc. den Nährboden von Kleinkrimininalität und dann schließlich für die große Krminalität bilden und daher an den kleinen Anfängen bekämpft werden müsen